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Haiti

Solidaritäts-Kampagne hat Erfolg

Die Repressionen gegen Führungspersönlichkeiten von Bildungsgewerkschaften in Haiti wurden zurückgenommen. Die GEW hatte sich an der internationalen Kampagne der Bildungsinternationale beteiligt.

Die internationale Solidarität der Bildungsgewerkschaften zeigte in Haiti Wirkung.(Foto: Colourbox.de)

Georges Wilbert Franck ist zurück in seinem Amt als Vorsitzender der Union nationale des normaliens/normaliennes et éducateurs/éducatrices d’Haïti (UNNOEH). Die Repressionen gegen Franck, die im September 2019 während der Amtszeit von Präsident Jovenel Moïse begannen, wurden aufgehoben. Darüber informierte Kensone Delice, Koordinator der UNNOEH, in einem Brief die Bildungsinternationale (BI), den weltweiten Zusammenschluss der Bildungsgewerkschaften.

„Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Kampf für öffentliche Bildung keine Grenzen kennt.“ (Kensone Delice)

Delice bedankte sich beim  Exekutiv-Komitee der BI. Das Komitee habe zahlreiche Maßnahmen ergriffen und BI-Mitgliedsorganisationen auf der ganzen Welt aufgefordert, die Lehrkräfte in Haiti zu unterstützen. „Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Kampf für öffentliche Bildung keine Grenzen kennt“, erklärte Kensone Delice.

Weltweit Diktaturen bekämpfen

Erfolg auch für Magalie Georges, Generalsekretärin der Confédération nationale des éducatrices et éducateurs d'Haïti (CNEH). Sie darf wieder als Schulleiterin arbeiten. Die Gewerkschafterin war gezwungen worden, ihr Amt aufzugeben und in ein entlegenes Wohngebiet umzuziehen, das von bewaffneten Banden kontrolliert wurde. Georges schrieb an die BI: „Der Kampf, den wir zusammen führten, zwang das Ministerium, die Entscheidung des Bildungsministers Pierre Josué Agénor Cadet zurückzunehmen.“

Cadet habe zum Ziel gehabt, die Gewerkschaften zu zerstören. „Die Unterstützung durch BI-Mitgliedsorganisationen hat den politischen Führern Haitis gezeigt, dass die weltweite Gewerkschaftsbewegung Diktaturen bekämpft.“

BI rief zu internationaler Solidarität auf

Die BI war im August 2020 informiert worden, dass führende Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in Haiti akut verfolgt werden. Die BI reagierte mit einem „Urgent Action Appeal“. Darin rief sie Mitgliedsorganisationen auf, Protestbriefe an haitianische Behörden zu schreiben. Die BI missbilligte, dass gewerkschaftlich engagierte Lehrkräfte willkürlich versetzt und deren Gehaltszahlungen ausgesetzt wurden.

GEW: Verfolgung und Bildungskrise beenden

Die GEW hatte sich mit mehreren Schreiben, unter anderem an Haitis Präsidenten Moïse sowie den Bildungsminister Cadet, an den Solidaritätskampagnen der BI beteiligt. Die GEW verlangte, die Zwangsversetzung von führenden Gewerkschafteri*nnen und gewerkschaftlichen Aktivist*innen zurückzunehmen. Haitis Behörden hätten die Aufgabe, das Recht auf Versammlungsfreiheit und Tarifverhandlungen zu respektieren und öffentliche Bildung im Land ausreichend zu finanzieren.

Sie informierte ebenfalls das Auswärtige Amt sowie den deutschen Botschafter in Haiti. „Die Bildungsgewerkschaften in Haiti haben uns über den verzweifelten Zustand der Schulen und das allgemeine Klima der Gewalt informiert“, heißt es in dem Schreiben der GEW vom März 2020. Schüler*innen, Lehrkräfte, Schulleiter*innen sowie Erzieher*innen lebten „in ständiger Angst vor Gewalt“.

Arm und kaum öffentliche Bildung

Haiti hat 11,4 Millionen Einwohner und gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Die politische Lage ist instabil. Präsident Jovenel Moïse wurde im Juli 2021 ermordet. Seine Gegner warfen ihm vor, dass er korrupt sei und Verbindungen zu kriminellen Banken habe. Die Ernährungssituation der Bevölkerung ist schlecht. EU-Parlamentarier kritisierten zudem „Misswirtschaft mit internationalen Mitteln“. Die Analphabetenrate liegt bei über 60 Prozent.

Die meisten Grundschulen verlangen Schulgebühren. Laut Georges Wilbert Franck von UNNOEH schaffen es viele Eltern jedoch nicht, Schulgebühren aufzubringen. „Der Zugang zur öffentlichen Bildung ist auf 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler begrenzt“, so Franck. Die Covid-19-Pandemie habe die Lage weiter verschärft. Unterhaltszahlungen von Verwandten im Ausland seien ausgeblieben. Viele Schülerinnen und Schüler hätten 2021 das Schuljahr nicht beenden können, berichtete Magalie Georges von der CNEH. Auch Kinderarbeit verhindere den Schulbesuch.