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Bundestagswahl 2025

So wollen die Parteien gegen den Fachkräftemangel vorgehen

Die GEW hat die demokratischen Parteien im Bundestag mit ihren Wahlprüfsteinen konfrontiert. Jetzt liegen die Antworten auf die vier Fragen zu Bildungsfinanzierung, Chancengleichheit, Kooperationsgebot und Fachkräftemangel vor.

Foto: colourbox.com

Der massive Fachkräftemangel überlagert alle Reformbestrebungen im Bildungswesen, gefährdet die Qualität des Angebots und führt zu Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Im DGB-Index „Gute Arbeit“ berichten 73 Prozent der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen über Engpässe aufgrund fehlenden Personals; im Bereich Kita- und Sozialarbeit liegt der Anteil bei 54 Prozent. Durch den ab August 2026 geltenden Rechtsanspruch auf Ganztagsförderung in der Grundschule wird der Fachkräftebedarf weiter steigen. Der Druck im System darf jedoch nicht zu einer breiten Dequalifizierung des Fachkräftenachwuchses führen. 

Die GEW fragt:

  • Welche Maßnahmen planen Sie, um den Fachkräftemangel im Bildungswesen von der Kita, Schule, beruflichen sowie Weiterbildung sowie Hochschule und Forschung entgegenzuwirken? Wie werden Sie Dequalifizierungen verhindern und sich für gute Beschäftigungsbedingungen einsetzen?

Gut qualifizierte Fachkräfte in ausreichender Zahl sind die entscheidende Voraussetzung für gute Arbeitsbedingungen in den Einrichtungen und für mehr Bildungsqualität. Wir wollen daher eine Fachkräfteoffensive verbindlich zwischen allen Bundesländern vereinbaren, die unter anderem den Ausbau von Ausbildungskapazitäten, eine entlohnte Ausbildung für Erzieherinnen und Erzieher, multiprofessionelle Teams sowie die verstärkte Ansprache von Quereinsteigenden aus anderen Berufen umfasst. 

Im Lehramtsstudium brauchen wir eine Senkung des Numerus Clausus. Gleichzeitig müssen die teils hohen Abbruchquoten erforscht und mit Verbesserungen im Studium gesenkt werden.

Kitas, Schulen und Berufsschulen müssen attraktive Lern- und Arbeitsorte sein. Wir wollen mehr Anreize für Träger, auch bei den anstehenden Neubauten und Sanierungen bestmögliche Standards für moderne Gebäude zu erfüllen.

Wir werden die Hochschulen weiter ausreichend staatlich fördern, um die Qualität von Studium und Lehre zu verbessern.

Der Kampf gegen den Fachkräftemangel im Bildungswesen liegt in unserem ureigenen Interesse. Als rohstoffarmes Land ist Deutschland auf exzellent ausgebildete Bürgerinnen und Bürger angewiesen, insbesondere wenn es darum geht, unseren Wohlstand mittel- und langfristig zu erhalten. Voraussetzung dafür sind hochqualifizierte, engagierte Fachkräfte im gesamten Bildungswesen. 

Um die Sozial- und Erzieher*innenberufe noch attraktiver zu gestalten, wollen wir die Berufsfachschulen vom Schulgeld befreien. Hinzukommen müssen gute Arbeitsbedingungen in den Bildungseinrichtungen selbst. Deshalb unterstützen wir den Einsatz und die Zusammenarbeit multiprofessioneller Teams und von Fachkräften unterschiedlicher Qualifikationsstufen in Kitas und Schulen. 

Außerdem wollen wir mehr Freiräume und praxistaugliche Angebote für Fortbildungen schaffen. Darüber hinaus muss auch die Wissenschaft ein attraktiver Arbeitgeber bleiben. Für junge, hochtalentierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden wir den Mittelbau an unseren Hochschulen stärken.

Wir investieren in gute Kitas und die Gewinnung von Erzieher*innen und unterstützenden Fachkräften. Auch setzen wir uns für schulgeldfreie Ausbildungen, berufsbegleitende Anerkennungsverfahren, schnellere Anerkennung ausländischer Abschlüsse und flexiblere Weiterbildungen und Umschulungen ein. 

Bei den Lehrkräften wollen wir neue Formate der Lehrkräfteausbildung unterstützen - egal ob Ein-Fach-Bachelor, duales Studium oder bessere Wege für Quereinsteiger*innen. Gleichzeitig investieren wir in unbefristete und tariflich bezahlte Personalstellen – von der regulären Lehrkraft über Sozialarbeiter*innen, bis zu IT-Fachkräften.

Im Wissenschaftssystem wollen wir bessere Arbeitsbedingungen erreichen, indem wir unter anderem für längere Mindestvertragslaufzeiten sorgen sowie den Anteil befristet Beschäftigter deutlich senken und gemeinsam mit den Ländern mehr Dauerstellen und berufliche Perspektiven im akademischen Mittelbau neben der Professur schaffen.

Gut ausgebildete pädagogische Fachkräfte sind wichtig, um Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine hochwertige Bildung zu ermöglichen. Zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in Kitas wollen wir die Erzieher*innenaus- und Weiterbildung generell schulgeldfrei stellen und angemessen vergüten. Die Länder müssen zudem die Ausbildungskapazitäten erhöhen. 

Wir setzen uns außerdem für bundesweit einheitliche Kita-Qualitätsstandards ein. Wichtig ist dabei ein bedarfsgerechter Betreuungsschlüssel, der pädagogische Arbeit, administrative Aufgaben und Ausfallzeiten einberechnet. Durch berufsbegleitenden Spracherwerb wollen wir es zugewanderten Fachkräften ermöglichen, schnellstmöglich in Kitas zu arbeiten. 

Die Lehrausbildung wollen wir bundesweit zu einem dualen Lehramtsstudium weiterentwickeln. Dabei wollen wir Theorie- und Praxisphasen eng miteinander verzahnen und künftig einen stärkeren Fokus auf digitale und KI-Kompetenzen legen. Multiprofessionelle Teams, beispielsweise IT-Kräfte, Sozialarbeiter, Schulpsychologen oder Verwaltungsassistenten, sollen Lehrkräfte im Schulalltag entlasten. Als Freie Demokraten wollen wir den Innovations- und Forschungsstandort Deutschland wieder stärken.

Gegen den Fachkräftemangel setzen wir auf zwei Säulen: Wir wollen aufwerten mit besserer Bezahlung und Bedingungen. Und wir wollen eine Ausbildungs- und Lehrkräfteoffensive. Das Ziel: 177 500 Lehrer*innen und 200 000 Erzieher*innen. In der frühkindlichen Bildung fordern wir höhere Löhne und einen besseren, bundeseinheitlichen Betreuungsschlüssel zur Entlastung. Schulen benötigen praxisnahe Lehrkräfteausbildung, duale Ausbildungsangebote und bessere Anerkennung für Quer- und Seiteneinsteiger*innen. Eine zehnprozentige Vertretungsreserve und flächendeckend Schulsozialarbeiter*innen und Schulpsycholog*innen sollen die Beschäftigten entlasten und Unterrichtsausfall verringern. 

An den Hochschulen und in der Weiterbildung wollen wir Dauerstellen für Daueraufgaben mit Tarifschutz. Promotionsstellen sollen mindestens sechs Jahre laufen und genug Zeit für die Dissertation bieten. Steuermittel für Forschung sollen nur an tarifgebundene Einrichtungen gehen und die Grundfinanzierung muss steigen.

Wir wollen in Absprache mit den Ländern eine Ausbildungsoffensive für pädagogische Fachkräfte auf den Weg bringen. Die Studien- und Ausbildungsbedingungen müssen verbessert sowie Maßnahmen ergriffen werden, die die Attraktivität der pädagogischen Berufe steigern. 

Serie zu den Wahlprüfsteinen

Vor der Bundestagswahl hat die GEW den demokratischen Parteien im Bundestag jeweils eine Frage zu den vier großen Themen gestellt: