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Coronapandemie

So wenige Ausbildungsverträge wie noch nie

Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist im Corona-Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 9,3 Prozent zurückgegangen. Die GEW bekräftigt ihre Forderung nach einer Ausbildungsgarantie.

Bundesweit sind viele Lehrstellen nicht besetzt sind - oft im Lebensmittel-, Friseur- oder Hotel- und Gaststättengewerbe. (Foto: mauritius images/Prostock-studio/Alamy)

Die Corona-Pandemie hat zu einem bislang einzigartigen Rückgang der Zahl neuer Ausbildungsverträge geführt. Im Jahr 2020 schlossen 465.700 junge Menschen einen Ausbildungsvertrag in der dualen Berufsausbildung ab, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. 2019, also vor der Coronakrise, waren es noch 513.300 gewesen. Das ist ein Rückgang um 9,3 Prozent. So wenige Ausbildungsverträge gab es seit 40 Jahren nicht mehr.

„Wenn mehr als zwei Millionen junge Menschen zwischen 20 und 35 keinen Ausbildungsabschluss haben und gleichzeitig Betriebe über unbesetzte Ausbildungsplätze klagen, werden die Fliehkräfte in der Gesellschaft weiter zunehmen.“ (Ralf Becker)

Die GEW befürchtet, dass sich dieser Trend fortsetzen werde. Der Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge werde zudem den Fachkräftemangel erheblich verschärfen. „Hier müssen jetzt deutliche Zeichen gesetzt werden“, forderte das GEW Vorstandsmitglied für berufliche Bildung und Weiterbildung, Ralf Becker. „Wenn mehr als zwei Millionen junge Menschen zwischen 20 und 35 keinen Ausbildungsabschluss haben und gleichzeitig Betriebe über unbesetzte Ausbildungsplätze klagen, werden die Fliehkräfte in der Gesellschaft weiter zunehmen. Wir fordern eine Ausbildungsgarantie wie in Österreich!“

Außerdem plädiert der GEW Experte für den Ausbau der qualifizierenden schulischen Ausbildungswege und eine erhöhte Investition in die Ausbildung von Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufen.

Anleitung und Unterstützung fehlten

Besonders betroffen waren laut Statistischem Bundesamt Branchen, die von den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie stark belastet wurden: Die größten Rückgänge gab es bei den Berufen Hotelfachmann/-frau (minus 2.530 bzw. 31,0 Prozent), Koch/Köchin (minus 1.540 bzw. 19,8 Prozent) und Tourismuskaufmann/-frau (minus 990 bzw. 61,1 Prozent). Im Ausbildungsbereich Handwerk verzeichnete der Beruf Friseur/-in den stärksten Rückgang (minus 1.700 bzw. 18,6 Prozent), während es in anderen Bereichen auch leichten Zuwachs gab.

In vielen dieser Berufe haben Jugendliche mit niedrigeren Schulabschlüssen bessere Chancen. Daher ist es für sie dramatisch, wenn dort Ausbildungsplätze abgebaut werden. Nach Einschätzung der GEW spiegelt sich auch der weitgehende Ausfall der etablierten Berufsberatung in den Schulen in den Zahlen wider. Schließlich konnten Berufsberatung und -orientierung in entscheidenden Monaten wochenlang nicht in bisheriger Form stattfinden, damit fehlte es an Anleitung und Unterstützung.