„Die Konferenz bot eine Plattform für den Austausch von Ideen, Informationen und Erfahrungen dazu, wie Frauen auf dem Weg in Spitzenpositionen in Gewerkschaften und im Bildungswesen Hindernisse wahrnehmen – und wie sie dieses Labyrinth durchdringen können“, bilanziert Frauke Gützkow, GEW-Vorstandsmitglied Frauenpolitik.
„Finding a Way through 'the Labyrinth': Women, Education, Unions and Leadership“ – vier Protokolle: |
- Lisa Lewien, Sprecherin der Jungen GEW:
„Ich habe unter anderem die Workshops „Good leadership is not the same as strong leadership” und “Young woman in leadership” besucht. Für mich haben sich die Panels gut ergänzt: einerseits zu verstehen, was eine starke oder gute Führungsposition ausmacht, andererseits zu entdecken, was das für mich als junge Frau bedeutet. Ich habe für mich festgestellt, dass wir jungen Frauen uns unseres Könnens und unserer Wichtigkeit noch mehr bewusst sein sollten: Wir werden nicht nur gebraucht in der GEW – wir können auch etwas verändern. Aber das schaffen wir nicht allein, wenn wir wollen, dass sich insgesamt etwas verändert. Wir müssen das gemeinsam anpacken – jung und alt quer durch alle Geschlechter. Wir brauchen Frauen, die mit uns gemeinsam gegen männlich dominierte Strukturen kämpfen, und wir brauchen Männer, die diese Strukturen auch durchbrechen wollen.
Einprägsam und wichtig für meinen möglichen späteren Beruf der Berufsschullehrerin war der Workshop „Vocational education and leadership“. Darin ging es auch darum, dass Geschlechterklischees das Arbeiten in der beruflichen Bildung vor allem für Frauen erschweren. Was ich dabei realisiert habe: Es geht nicht um Frauen alleine, sondern um die gesamte Gesellschaft, in der Frauen und Männer in Rollen gezwungen werden, aus denen sie sich kaum befreien können. Wir als Gewerkschafterinnen müssen uns dafür einsetzten, diese Rollenbilder aufzuzeigen sowie uns und unsere Mitglieder zu schulen. Damit Kinder und Jugendliche in unseren Arbeitsfeldern Kita und Schule auch durch uns lernen, dass es keine Rolle spielt, ob sie Junge oder Mädchen sind, dass sie werden können, was sie wollen. Ich bin beeindruckt von der Stärke, der Ausstrahlung und dem Kampfeswillen, den ich bei allen Frauen erlebt habe. Ich habe viele interessante Gespräche mit genialen jungen Gewerkschafterinnen geführt. Wir wollen nun ein Netzwerk aufbauen, von dem wir alle profitieren können: Probleme und Lösungen teilen, uns besuchen, voneinander lernen.“
- Kathrin Gröning, Leitungsteam der GEW-Fachgruppe Sozialpädagogische Berufe:
„Neben viel inhaltlichem Input und neuen Ideen für die Frauenarbeit in unserer Organisation haben mich besonders die informellen Gespräche mit bewundernswerten Frauen beeindruckt. Starke Frauen, die mit ihrem Mut, ihrer Kompetenz und ihrer Power für mich zu Vorbildern geworden sind. Sehr bewegend war meine zufällige Begegnung mit der Übersetzerin Areej Daibas. Sie ist Palästinenserin, lebt mit ihrer 16 Jahre alten Tochter und ihrem 4 Jahre alten Sohn in Jerusalem und begleitete die Konferenz als Arabisch-Englisch-Dolmetscherin. Areej arbeitet seit Jahren als Simultanübersetzerin auf internationalen Konferenzen. Wir unterhielten uns über die Situation in Jerusalem und darüber, was diese Lebenswirklichkeit für das Aufwachsen von Kindern bedeutet, wie sich die politische Situation auf ihre Identitätsbildung auswirkt.
Areej erzählte auch, wie es sich für sie als Dolmetscherin anfühlt, unterschiedlichste Positionen zu übersetzen – auch solche, denen sie widerspräche. Wie sehr es sie frustriere, dass sie ihre eigene Meinung nicht äußern könne. Während der Konferenz beschloss Areej, dass sie zurück in Jerusalem nicht mehr nur übersetzen, sondern sich selbst Gehör verschaffen wolle. Für sie waren die tollen Frauen auf der Konferenz Vorbilder und der letzte Schubs, den sie brauchte. Ich glaube, dass Areejs Beispiel nur eines von vielen ist, und die Konferenz - neben allen Informationen und vermittelten Strategien - vor allem dies geschafft hat: Wir sind motiviert und bereit, für mehr Gerechtigkeit einzutreten. Mit neuer Kraft und dem Willen, Systeme verändern zu wollen.“