Tipps für die pädagogische Arbeit
So lässt sich auf Verschwörungsdenken reagieren
Verschwörungsdenken muss umfassend in einer gemeinsamen Anstrengung des gesamten Bildungssystems angegangen werden. Die Amadeu Antonio Stiftung gibt unter dem Titel „2 x 6 Punkte gegen Verschwörungsdenken“ Tipps für die Praxis.
Es gibt viele Gründe für die Popularität von Verschwörungserzählungen: Menschen können sich die immer komplexer werdenden gesellschaftlichen Verhältnisse nur dadurch erklären, dass bestimmte kleine Gruppen oder einzelne Personen das Geschehen in Wirtschaft und Politik nach geheimen Plänen lenkten. Und mit Problemen wie Arbeitslosigkeit oder Gentrifizierung lässt sich gefühlt leichter umgehen, wenn man konkrete Schuldige benennt.
Frühe Präventionsarbeit nötig
Junge Menschen haben derweil meist noch kein gefestigtes verschwörungsideologisches Weltbild, sondern reproduzieren verbreitete Erzählungen. Während der Coronapandemie finden sie in den sozialen Medien vermeintliche Antworten wie: Corona gebe es gar nicht; Corona sei eine Maßnahme, um die allgemeine Impfpflicht einzuführen; Corona sei ein Kampfstoff, den mächtige Staaten entwickelt hätten, um noch mehr Menschen zu unterdrücken; Corona sei in Israel hergestellt worden, um die Weltherrschaft zu erlangen.
Präventionsarbeit gegen Verschwörungsdenken sollte daher bereits zu den Grundlagen von Bildungskonzepten in Kinder- und Jugendarbeit sowie Schule gehören. Die Amadeu Antonio Stiftung und die ju:an-Praxisstelle antisemitismus- und rassismuskritische Jugendarbeit haben dazu 2 x 6 Punkte gegen Verschwörungsdenken veröffentlicht.
Zu den Tipps der Fachleute gehören folgende:
- Nehmen Sie ernst, dass Heranwachsende sich für politische Verhältnisse und Ereignisse interessieren, die durch Verschwörungsdenken scheinbar erklärt werden.
- Zeigen Sie Haltung und markieren Sie eine Grenze, wenn antisemitische oder rassistische Äußerungen fallen. Verweisen Sie auf Ihre gemeinsame Grundhaltung gegen Unrecht und für die Menschenrechte.
- Nehmen Sie ernst, dass Jugendliche durch die aktuellen Maßnahmen in ihren altersgemäßen Bedürfnissen besonders stark eingeschränkt werden, und zeigen Sie auf, wo auch Sie unter bestimmten Regelungen leiden.
- Fragen Sie generell bei Verschwörungserzählungen weiter nach: Was willst du eigentlich wissen? Warum ist dir das so wichtig, wie bist du betroffen? Geht es um Angst, um Ungerechtigkeitsempfinden, um Wut?
- Überlegen Sie gemeinsam: Wie können wir uns breit informieren, nach verschiedenen Antworten suchen und sie beurteilen? Was gibt es vielleicht, was wir mit anderen gegen das Problem tun können?
- Wenn Sie Anzeichen für verfestigte Denkmuster erkennen, wenden Sie sich auch an überregionale Fachstellen, die Sie gegebenenfalls kompetent weitervermitteln.