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Debatte um Corona-Quarantäne

„Sicherheit der Lehrkräfte geht vor!“

Bund und Länder wollen Freitag neue Corona-Regeln beschließen. Die GEW plädiert dafür, abzuwarten, ob der Expertenrat der Regierung eine verkürzte Quarantänezeit empfiehlt. Der Schutz der Beschäftigten hat oberste Priorität.

Unter dem Druck steigender Omikron-Zahlen wollen Bund und Länder am Freitag neue Corona-Regeln beschließen. Es wird seit Tagen darüber diskutiert, ob in Deutschland wie auch in anderen Ländern die Quarantänezeiten verkürzt werden sollten, um wichtige Versorgungsbereiche am Laufen zu halten, falls Infektionen sprunghaft zunehmen. „Der Schutz der Lehrkräfte hat für uns als GEW oberste Priorität“, stellte GEW Vorsitzende Maike Finnern klar. „Deshalb fordern wir keine generelle Verkürzung der Quarantänezeiten. Schon gar nicht, damit alle schneller wieder arbeiten, wie es Medien berichten.“

Für maximalen Schutz sorgen

Die GEW plädiert dafür, die Expertise des Corona-Expertenrats der Bundesregierung abzuwarten. „Erst wenn der Expertenrat empfiehlt, für geimpfte und genesene Beschäftigte ohne Symptome die Quarantäne durch einen PCR-Test zu verkürzen, könnten wir das mittragen“, sagte Finnern.

In der Corona-Pandemie fordert die GEW fortwährend die Politik auf, für maximalen Schutz der Beschäftigten im Bildungsbereich zu sorgen. „Mindestens dreimal wöchentliche Tests, Maskenpflicht, Hygienekonzepte und Luftfilter sind Voraussetzung für Präsenzunterricht. Extrem wichtig ist auch die Impf- und Boosterkampagne“, sagte Finnern.

Von Bund und Ländern verlangt die GEW-Vorsitzende, auch das restliche Schuljahr in den Blick zu nehmen und „bundesweit einheitliche Leitlinien“ zu verabschieden.

Sorge um die Grundversorgung

Hintergrund: Der Expertenrat der Bundesregierung hatte in einer ersten Stellungnahme vor Weihnachten vor einer „explosionsartigen Verbreitung“ von Omikron und „hohen Risiken für die kritische Infrastruktur“ gewarnt, wenn sehr viele Beschäftigte, die für die Grundversorgung nötig sind, gleichzeitig in Quarantäne seien.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nannte insbesondere Krankenhäuser, Altenpflege, Polizei, Feuerwehr sowie die Wasser- und Stromversorgung. Für diese Bereiche seien neue Quarantäne- und Isolationsregeln nötig. Auch die Bereiche Schule und Reisen müssten bedacht werden.

„Wir können bis zu einem gewissen Grad die Quarantänezeit verkürzen, ohne ins Risiko zu gehen“, sagte Lauterbach der Nachrichtenagentur dpa. „Studien zeigen, dass die Generationszeit - also auch die Phase, in der sich das Virus im Körper ausbreitet und die Phase, in der ein Mensch ansteckend ist - bei Omikron viel kürzer ist.“

Die Richtschnur für die Maßnahmen in der Schule sollen nach Ansicht der GEW die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts sein. Dafür schlägt die GEW ein Fünf-Punkte-Programm vor:

5-Punkte-Programm zum Gesundheitsschutz an Schulen
Ab der 5. Klasse muss das gesellschaftliche Abstandsgebot von 1,5 Metern gelten. Dafür müssen Klassen geteilt und zusätzliche Räume beispielsweise in Jugendherbergen gemietet werden.
Um die Schulräume regelmäßig zu lüften, gilt das Lüftungskonzept des Umweltbundesamtes. Können die Vorgaben nicht umgesetzt werden, müssen sofort entsprechende Filteranlagen eingebaut werden.
Die Anschaffung digitaler Endgeräte für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler muss endlich beschleunigt werden. Flächendeckend müssen eine datenschutzkonforme digitale Infrastruktur geschaffen und IT-Systemadministratoren eingestellt werden. Zudem müssen die Länder Sofortmaßnahmen zur digitalen Fortbildung der Lehrkräfte anbieten.
Für die Arbeitsplätze in den Schulen müssen Gefährdungsanalysen erstellt werden, um Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler besser zu schützen.
Transparenz schaffen: Kultusministerien und Kultusministerkonferenz müssen zügig ihre Planungen umsetzen, wöchentlich Statistiken auf Bundes-, Landes- und Schulebene über die Zahl der infizierten sowie der in Quarantäne geschickten Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler zu veröffentlichen. „Wir brauchen eine realistische Datenbasis, um vor Ort über konkrete Maßnahme zu entscheiden“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. 

Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.

„Unterricht in Präsenz ist erste Wahl, aber auch nicht um jeden Preis." (Maike Finnern)

Heute berät sich auch die Kultusministerkonferenz (KMK) zur Corona-Lage an den Schulen. Angestrebt wird überall Präsenzunterricht. Wegen befürchteter stark ansteigender Infektionszahlen durch die Omikron-Variante wird aber auch wieder über möglichen Distanz- oder Wechselunterricht diskutiert. „Unterricht in Präsenz ist erste Wahl, aber auch nicht um jeden Preis", sagte Finnern dem Sender n-tv.

Finnern, glaubt nicht, dass Präsenzunterricht an allen Schulen durchgängig gelingen werde. „Wir müssen uns ehrlich machen“, sagte sie dem Portal „Business Insider“. „Es wird Schulen geben, die auf Distanz unterrichten müssen“. Sei es durch eine hohe Zahl an Corona-Infektionen oder Quarantäneanordnungen in der Schülerschaft oder unter den Lehrerinnen und Lehrern. Das gehöre zur Realität dazu und treffe besonders hart Schulen, die sowieso schon unter Fachkräftemangel leiden.