Auslandslehrkräfte
Schwierige Rückkehr aus Katar
Fünf Jahre Doha am Persischen Golf lagen hinter Diana Guthmann und ihrem Sohn, als sie 2023 wieder nach Deutschland zurückkehrten. Schwieriger als der Aufbruch ins muslimische Emirat war das Ankommen im bekannten Deutschland.
Acht Koffer mussten vom Gepäckband am Frankfurter Flughafen runter und ins Mietauto Richtung Landkreis Gotha hinein. Nach einem Nachtflug mit Qatar Airways erreichten wir an einem freundlich warmen Junitag 2023 nach fünf Jahren Auslandsschuldienst wieder Deutschland. Wir, mein zur Ausreise sechzehnjähriger Sohn, den Mittleren Schulabschluss für Deutsche Schulen im Ausland in der Tasche und ich, gerade noch kommissarische Schulleiterin an der Deutschen Internationalen Schule in Doha und alles andere als glücklich, bald den innerdeutschen Schuldienst antreten zu müssen. Bisher gab es eher vage Zeichen, wie und wo man mich einzusetzen gedachte. Ungünstig wirkte sich aus, dass ich nicht nur aus dem Ausland kam, sondern auch im Lehrertauschverfahren von Hessen nach Thüringen war. Vielleicht waren da Schwierigkeiten schon vorprogrammiert.
Wiederkommen ins Ungewisse
Dieser Landung waren emotionale Tage vorausgegangen: Abschied nehmen nach fünf Jahren, die beruflich sehr erfüllend waren und uns beiden ein intensives persönliches Wachstum ermöglicht hatten. Wohnung ausräumen, Kisten packen, Bankkonto auflösen, Dinge verschenken, Tränen und die Versicherung, einander wiederzusehen. Es war ein Wiederkommen ins Ungewisse, wenngleich wir in unser Wohneigentum und grundsätzlich in geregelte Verhältnisse kamen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich monatelang in einer Sehnsuchtsschleife festhängen würde und mehr mit den Lieben in Doha kommunizieren würde als mit neuen Kolleginnen und Kollegen. Ich stellte mich also - ganz im Gegensatz zu meinem sich rasch einlebenden Sohn, der inzwischen Schüler der Oberstufe an einem Gymnasium in Erfurt geworden war- ziemlich schwerfällig an.
Unterrichten und Leben in Doha
Der Auslandsschuldienst ist grundsätzlich bereichernd, wenn man ihn wirklich möchte. Die Motive werden immer so verschieden wie die Menschen sein und korrelieren mit der Lebensphase, in der man ist. Ich hatte in Doha vielfältige Aufgaben und herausfordernde Situationen, allen voran die Organisation des Schulbetrieb während der Pandemie.
Die DIS Doha ist eine 2008 gegründete, also ziemlich junge anerkannte Deutsche Auslandsschule, an der nicht nur der mittlere Schulabschluss, sondern auch das IB in Form des GIB erworben werden kann. Großen Stellenwert hat das Erlernen der deutschen Sprache vom Kindergarten an. Als wir in Doha waren, war die Schule noch recht klein, aber sie wächst stetig. Top ausgestattet bietet sie nicht nur gute Lernbedingungen, sondern auch gute Arbeitsbedingungen sowohl im Gebäude als auch im weitläufigen Außengelände, das wunderbar gepflegt und trotz Wüste recht grün ist.
Auslandsschulen mit Exzellenzanspruch halten grundsätzlich aufgrund ihrer Innovationsdichte und meist auch aufgrund der Finanzierbarkeit von neuen Plänen und Konzepten viel Spannendes und viel Arbeit bereit. Obgleich mein Sohn zu unserer Einreise noch recht jung war, meisterten wir diese extremen Arbeitsbelastungen sehr gut und auch mit viel Freude. Wenn Freizeit war, genossen wir diese am Strand, in der Wüste, bei Reisen zu nahen und fernen Zielen. Viele Länder im arabischen Raum boten uns phantastische Einblicke in Land und Leute der jeweiligen Region. Unvergessen unsere Reisen nach Jordanien, in den Oman, in die Vereinigten Arabischen Emirate.
Mit vielen Kolleginnen und Kollegen arbeitete ich professionell zusammen, es gab regen Austausch und immer neue Projekte, nicht nur in der „eigenen“ Schule, sondern auch in der Region.
Erfahrungen nicht erwünscht
Die Rückkehr war kühl. Wir waren eben wieder da. Man nahm das in unserem Umfeld mehr oder weniger zur Kenntnis. Man fragte, was man auch bei alljährlichen Besuchen gefragt hatte. Dann brachen die Fragen ab und eine gewisse Gleichgültigkeit setzte ein, nicht selten gepaart mit dem „gut gemeinten Rat“, doch bloß nicht von den Erfahrungen vom Auslandsschuldienst zu sprechen.
Seltsam für mich auch die Aufforderung, mich erstmal wieder an den Standard staatlicher Schulen in Deutschland gewöhnen zu sollen. Gerade das wollte ich ja nicht, denn ich war ja nicht gegangen, um wiederzukommen und nichts von dem Erarbeiteten einbringen zu können. Ich litt an diesen Widersprüchen und den katastrophalen Arbeitsbedingungen aufgrund des Lehrkräftemangels sehr, dass es auch gesundheitliche Folgen hatte. Inzwischen geht es mir besser und ich blicke wieder grundsätzlich optimistisch in die nächste Zeit, die ich der Vorbereitung auf einen zweiten Auslandsschuldienst widmen werde.
Fazit
Mein Fazit ist, dass das Rückkehren selbstverständlich viele persönliche Momente und auch viele Zufälle hat. Aber strukturell kann etwas nicht stimmen, wenn rückkehrende Auslandsdienstlehrkräfte schlecht behandelt oder sogar benachteiligt werden. Es kommt einer Demütigung gleich, wenn die Jahre im Ausland ignoriert werden und man sich wieder „bewähren“ muss.
Es kann krank machen, wenn man im Ausland Bewährtes nicht wenigstens im Inland versuchen oder kommunizieren darf. Um dies aufzufangen und fruchtbar zu machen, braucht es Kommunikationsstrukturen und den grundsätzlichen Willen zu einer Willkommenskultur, die auch einschließt, Neuem gegenüber offen zu sein, also ganz so, wie man es sein muss, wenn man sich auf den Weg in den Auslandsschuldienst macht.