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Vierte Corona-Welle

„Schulen und Kitas besser unterstützen als bisher!“

Die Corona-Lage spitzt sich zu. An manchen Hotspots an Schulen und Kitas droht die Situation bereits jetzt aus dem Ruder zu laufen. Diese Maßnahmen fordert die GEW.

Viele Schule warten immer noch händeringend auf Luftfilter. (Foto: GEW/Shutterstock)

Die Corona-Lage in Deutschland spitzt sich zu. Die Infektionszahlen steigen weiter exponentiell, viele Krankenhäuser sind schon überlastet. „In manchen Hotspots droht die Situation an den Schulen bereits jetzt aus dem Ruder zu laufen“, sagte Maike Finnern, Vorsitzende der GEW dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

„Wir appellieren an die geschäftsführende Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten, die sich am Donnerstag treffen, aber auch an die Verantwortlichen in den Kultusministerien und den Kommunen, die Schulen nicht alleine zu lassen“, so die GEW Chefin.

„Der seit Monaten schleppende Umgang mit dem Thema ist unverantwortlich.“ (Maike Finnern)

Das heißt: Der flächendeckende Einbau von Luftfilteranlagen, eingebettet in Raum-, Lüftungs- und Hygienekonzepte, muss umgehend umgesetzt werden. „Der seit Monaten schleppende Umgang mit dem Thema ist unverantwortlich“, so Finnern.

Auch das Tragen von Masken in den Innenräumen der Schulen sei – trotz aller richtigen pädagogischen Bedenken – eine sinnvolle Maßnahme, um Infektionen zu verhindern. Die GEW kritisiert, dass sich die Länder nicht auf gemeinsame Regeln zum Thema Masken verständigt haben. Das sei kontraproduktiv und schade der Akzeptanz der Maßnahmen durch Eltern sowie Schülerinnen und Schüler.

Für die Kitas verlangt die GEW, die individuellen Gefährdungsbeurteilungen nach Arbeitsschutzgesetz umzusetzen. Jede Kita braucht passgenaue und wirksame Hygienepläne. „Die Regelungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) für Kitas zum Infektionsschutz sind zu beachten und umzusetzen. Weiter müssten alle Kitaträger Betriebsmediziner einsetzen, diese sollten die Risikogruppen bei den Beschäftigten beraten und im Einzelfall von der Arbeit in der Kita freistellen“, sagte GEW-Chefin Marlis Tepe. Sie regte zudem an, freiwillige, kostenfreie Coronatests sowie eine Grippeschutzimpfung für die Beschäftigten anzubieten.

  • Freiwillige, kostenfreie Coronatests sowie eine Grippeschutzimpfung für die Beschäftigten
  • Passgenaue und wirksame Hygienepläne für jede Kita
  • Umsetzung der Empfehlungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) an Kitas
  • Risikogruppen von Betriebsmedizinern beraten lassen und im Einzelfall von der Arbeit an der Kita freistellen

Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.

Impfkampagne voran treiben

Angesichts der heftigen vierten Corona-Welle muss „die Impfkampagne weiter voran getrieben werden“, sagte Maike Finnern. „Allen Lehrkräften sowie den Erzieherinnen und Erziehern muss sechs Monate nach ihrer Zweitimpfung schnell und unbürokratisch eine Boosterimpfung angeboten werden. Lange Warteschlangen vor Impfzentren demotivieren.“

„Die Erwachsenen müssen jetzt die Kinder schützen, die bis heute nicht geimpft werden können.“ (Maike Finnern)

Zudem brauche es bundesweit verstärkte Anstrengungen, die Gruppe der 12- bis 17-Jährigen in den Blick zu nehmen, von denen viele bisher noch nicht geimpft werden konnten.

Entscheidend bleibt das Zusammenspiel aller Maßnahmen, zu denen weiterhin auch regelmäßige Tests - mindestens drei Mal in der Woche -, die Einhaltung der AHA-Regeln und ein schulisches Hygienekonzept gehören. Länder und Kommunen müssten die Schulen und Kitas bei der Gesundheitsprävention besser als bisher unterstützen.

Aber auch die Gesellschaft außerhalb der Schule sei gefordert: „Die Erwachsenen müssen jetzt die Kinder schützen, die bis heute nicht geimpft werden können. Dazu gehört beispielsweise, auf Massenveranstaltungen zu verzichten.“

Die Richtschnur für die Maßnahmen in der Schule sollen nach Ansicht der GEW die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts sein. Dafür schlägt die GEW ein Fünf-Punkte-Programm vor:

5-Punkte-Programm zum Gesundheitsschutz an Schulen
Ab der 5. Klasse muss das gesellschaftliche Abstandsgebot von 1,5 Metern gelten. Dafür müssen Klassen geteilt und zusätzliche Räume beispielsweise in Jugendherbergen gemietet werden.
Um die Schulräume regelmäßig zu lüften, gilt das Lüftungskonzept des Umweltbundesamtes. Können die Vorgaben nicht umgesetzt werden, müssen sofort entsprechende Filteranlagen eingebaut werden.
Die Anschaffung digitaler Endgeräte für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler muss endlich beschleunigt werden. Flächendeckend müssen eine datenschutzkonforme digitale Infrastruktur geschaffen und IT-Systemadministratoren eingestellt werden. Zudem müssen die Länder Sofortmaßnahmen zur digitalen Fortbildung der Lehrkräfte anbieten.
Für die Arbeitsplätze in den Schulen müssen Gefährdungsanalysen erstellt werden, um Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler besser zu schützen.
Transparenz schaffen: Kultusministerien und Kultusministerkonferenz müssen zügig ihre Planungen umsetzen, wöchentlich Statistiken auf Bundes-, Landes- und Schulebene über die Zahl der infizierten sowie der in Quarantäne geschickten Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler zu veröffentlichen. „Wir brauchen eine realistische Datenbasis, um vor Ort über konkrete Maßnahme zu entscheiden“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. 

Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.

GEW ist gegen Impfpflicht

Die GEW lehnt eine Impfpflicht für Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher ab. Warum? „Die Debatte um die Impfpflicht verdeckt die Probleme in den Bildungseinrichtungen. Wir wissen, dass 95 Prozent der Lehrkräfte geimpft sind. Für die Gruppe der Erzieherinnen und Erzieher sind keine vergleichbaren Zahlen bekannt. Jedoch wird eins deutlich: Die Pädagoginnen und Pädagogen nehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr“, sagte Finnern. „Die Debatte über eine Impfpflicht in den Schulen zu führen, geht an der Realität vorbei.“