Hunderttausende ukrainische Flüchtlinge erwartet
„Schulen brauchen jetzt so zügig wie möglich zusätzliche Ressourcen“
Um die ukrainischen Kinder und Jugendlichen in die Schulen zu integrieren fordert die GEW Bund, Länder und Kommunen auf, finanzielle Mittel bereitzustellen und den Fachkräftemangel anzugehen.
Die Bundesregierung geht davon aus, dass eine Million Menschen aus der Ukraine nach Deutschland kommen könnten – darunter mehrere hunderttausend Kinder. „Die Schulen brauchen jetzt so zügig wie möglich zusätzliche finanzielle und personelle Ressourcen, um die Herausforderung zu meistern, perspektivisch mehrere hunderttausend geflüchtete ukrainische Schülerinnen und Schüler zu integrieren“, sagte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
„Bildung kann nicht warten, wenn Integration gelingen soll.“ (Maike Finnern)
Bund, Länder und Kommunen seien jetzt gefordert. Es müssten Willkommensklassen eingerichtet werden, die die Kinder und Jugendlichen so gut vorbereiten und unterstützen, dass diese schnell den Regelunterricht in den Schulen besuchen könnten. „Bildung kann nicht warten, wenn Integration gelingen soll. Dafür braucht es geeignete Räumlichkeiten und zusätzliche multiprofessionelle Teams, in denen Lehrkräfte, Schulpsychologinnen und -psychologen, Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter, Schulgesundheitsfachkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher eng und gut abgestimmt zusammenarbeiten“, so Finnern.
„Schule muss für die Kinder und Jugendlichen Schutz- und Lernraum sein.“ (Maike Finnern)
Zudem benötigten die Schulen mehr Lehrkräfte mit der Qualifikation „Deutsch als Zweit-/Fremdsprache“ (DaZ/DaF) und herkunftssprachliche Fachkräfte sowie Dolmetscherinnen und Dolmetscher, die helfen, Alltagsfragen zu klären. „Die Qualifikationen geflüchteter pädagogischer Fachkräfte müssen schnell und unbürokratisch geprüft werden, um diese zumindest kurzfristig verstärkt in Schule einzubinden. Sie brauchen zielgruppengerechte Unterstützung und verlässliche Perspektiven in Deutschland“, sagte die GEW-Chefin dem RND.
So benötigten alle pädagogischen Fachkräfte Fort- und Weiterbildungsangebote zu dem Themenkomplex „Krieg, Flucht und Traumata“, damit sie mit den Problemen der Schülerinnen und Schüler angemessen umgehen können. „Schule muss für die Kinder und Jugendlichen Schutz- und Lernraum sein“, sagte Finnern.
Eine Milliarde Euro wird nicht reichen
Angesichts dieser Herausforderungen sei klar, „dass eine Milliarde Euro, die die Bundesregierung in Aussicht gestellt hat, bei weitem nicht ausreichen wird – hier muss mit Blick auf die vielen aus der Ukraine geflüchteten Erwachsenen und ihre Kinder dringend nachgebessert werden“, fordert die GEW-Vorsitzende.
GEW schlägt Fachkräftegipfel vor
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien (CDU), sagte dem RND, dass Prognosen noch schwierig seien. Sie rechne aber mit „bis zu 400.000 jungen Menschen, denen wir im deutschen Schulsystem erst einmal gerecht werden müssen“. Das könnte nach Priens Rechnung einen Bedarf von etwa 24.000 Lehrkräften nach sich ziehen.
Finnern lobte, dass Prien „einen realistischen Blick auf die Herausforderung hat, die ukrainischen Kinder und Jugendlichen in die Schulen zu integrieren“. Viele der Maßnahmen, die sie vorschlage, seien richtig: „Bei deren Umsetzung bietet die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ihre Unterstützung an. Mit Priorität müssen die Länder jetzt jedoch endlich schnell, gut koordiniert den Fachkräftemangel angehen. Dafür schlägt die GEW einen Fachkräftegipfel vor.“