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Schulabbruch verhindern

Sind Informationstechnologien ein geeignetes Mittel, die Zahl frühzeitiger Schulabbrecher zu verringern? Darum ging es bei einem europäischen Gewerkschaftsprojekt, dessen Abschlusskonferenz Ende November 2013 in Bratislava stattfand. Für die GEW war Martina Schmerr dabei.

Fotos: EGBW

Es gibt viele Gründe, warum junge Menschen frühzeitig ohne Abschluss die Schule verlassen: Lernschwierigkeiten, soziale Probleme, mangelnde Motivation, fehlende Anleitung und Unterstützung, um nur einige zu nennen. Obwohl die Situation in der Europäischen Union von Land zu Land unterschiedlich ist, lassen sich dennoch einige Gemeinsamkeiten erkennen. So kommen Schulabbrecher häufiger aus sozial schwachen Familien oder haben einen Migrationshintergrund. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle, denn Jungen sind wesentlich stärker gefährdet als Mädchen. Als Teil ihrer Wachstumsstrategie „Europa 2020“ hatten die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union daher 2010 beschlossen, die Zahl frühzeitiger Schulabbrecher europaweit bis zum Jahr 2020 auf unter zehn Prozent zu verringern.

Bildungsgewerkschaften werden aktiv

Mit einem Projekt ‚Lehrergewerkschaften verhindern frühzeitigen Schulabbruch durch Informations- und Kommunikationstechnologien in der Bildung‘ will das ‚Europäische Gewerkschaftskomitee für Bildung und Wissenschaft‘ (EGBW), Dachverband von über 130 Bildungsgewerkschaften in Europa, einen eigenen Beitrag dazu leisten, um die Zahl junger Menschen ohne Schulabschluss europaweit zu verringern. Das Projekt, dessen Abschlusskonferenz mit rund siebzig TeilnehmerInnen aus ganz Europa am 28./29. November in der slowakischen Hauptstadt Bratislava stattfand, hat sich zum Ziel gesetzt, die Möglichkeiten von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) für die Bildung junger Menschen zu untersuchen, die zu den potenziellen „Drop-Outs“, den Schulverweigerern bzw. Bildungsverlierern gehören.

Leitlinien gegen frühzeitigen Schulabbruch

Zu den zentralen Fragen der Abschlusskonferenz gehörte freilich auch, welche spezifischen Kompetenzen Lehrkräfte dafür benötigen und wie die europäischen Bildungsgewerkschaften einen sinnvollen Einsatz von IKT strategisch und politisch begleiten können. Hierzu wurden neben wissenschaftlichen Studien mehrere Best-Practice-Beispiele aus beteiligten Projektländern wie Portugal, Niederlande, Dänemark und Aserbaidschan vorgestellt. In den Workshops konzentrierte sich die Diskussion vor allem auf einen Entwurf von EGBW-Leitlinien, die nach Abschluss des Projekts die Arbeit der Mitgliedsgewerkschaften und Sozialpartner zum Thema unterstützen sollen. Die während der Konferenz überarbeiteten Leitlinien sollen im April 2014 dem halbjährlich tagenden EGBW-Komitee, in dem Vertreter von Bildungsgewerkschaften aller europäischen Staaten repräsentiert sind, zur Beschlussfassung vorgelegt werden.

Neue EU-Initiative zu Bildung

Dass die Europäische Kommission zunehmend bildungspolitische Initiativen ergreift, zeigt sich auch in ihrer im September dieses Jahres veröffentlichten „Communication“ mit dem Titel „Opening up Education“. Auch hier geht es um moderne Lehr- und Lernmethoden durch IKT und „Open Educational Resources“ in Europa. Dabei ist die Perspektive der Kommission eine sehr ökonomische: So werden etwa Public-Private-Partnerships und „neue Bildungsanbieter“ zur Kooperation empfohlen, ohne dass der umkämpfte Markt überwiegend kostenpflichtiger Bildungsangebote sowie die Kommerzialisierungs- und Privatisierungsgefahren wenigstens kritisch erwähnt würden. Da die Kommission außerdem übergreifende Bildungsziele (z.B. Chancengleichheit), Qualitätsfragen, die Risiken der Neuen Technologien im Bildungsbereich sowie die Rolle der Sozialpartner außer acht lässt, wird diese neuerliche EU-Initiative vom EGBW und seinen Mitgliedsgewerkschaften kritisch betrachtet.