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Runder Tisch gegen Kindesmissbrauch gestartet

Der von der Bundesregierung eingesetzte Runde Tisch gegen sexuellen Kindesmissbrauch hat am Freitag seine Arbeit aufgenommen. Die rund 60 Teilnehmer wollen über Hilfen für die Opfer beraten und Konzepte zur Vorbeugung entwickeln.

Der Runde Tisch wird von den Ministerinnen Kristina Schröder (CDU, Familie), Annette Schavan (CDU, Bildung) und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP, Justiz) geleitet. Hinzu kommen weitere Politiker, Juristen, Mediziner, Psychologen sowie Vertreter von Opferorganisationen, Kirchen, Internaten, Sportvereinen und Lehrerorganisationen.

Familienministerin Schröder sagte, es gehe darum, das Geschehene aufzuarbeiten und alles zu tun, damit sexueller Missbrauch von Kindern in Zukunft so "unmöglich wie möglich" sei.

Das Thema Entschädigung für die Opfer wird nach Einschätzung von Leutheusser-Schnarrenberger besonders schwierig werden. Konfliktstoff dürfte auch das Thema Leitlinien sein - etwa für die katholische Kirche - um eine frühe Aufklärung zu gewährleisten. "Da wird es bestimmt spannende Auseinandersetzungen geben und unterschiedliche Interessen", sagte sie. Die erste Sitzung sei aber ermutigend gewesen.

Bildungsministerin Schavan sagte: "Das oberste Ziel muss sein, den Opfern gerecht (zu) werden und für die Zukunft Vorsorge und Vorbeugung deutlich zu verbessern."

Die Bundesregierung hatte den Runden Tisch als Reaktion auf die vielen bekanntgewordenen Missbrauchsfälle in kirchlichen und anderen Einrichtungen beschlossen. Zu dem Gremium sollen zwei Arbeitsgruppen gehören. Eine will sich mit Fragen der Prävention, Intervention und Information beschäftigen, die andere mit rechtspolitischen Folgerungen. Dabei geht es auch um die Anerkennung der Leiden der Opfer und daraus folgende Entschädigungsansprüche.

Zudem setzte die Bundesregierung eine unabhängige Missbrauchsbeauftragte ein. Dieses Amt hat die frühere Familienministerin Christine Bergmann (SPD) inne.

Verpflichtender Berufsethos für Pädagoginnen und Pädagogen

Bereits gestern hatte GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne eine lückenlose Aufklärung der Fälle sexueller Gewalt gefordert. Hier sei der Staat gefordert. "Weder Kirchenrecht noch Sportgerichtsbarkeit können an die Stelle des Staates treten“, unterstrich Thöne. Die Position der Opfer müsse gestärkt werden, sie benötigten Hilfeleistungen und Entschädigung.

Er forderte Präventionsmaßnahmen, die Kinder und Jugendliche stark machen. "Sie sollen sexuelle Gewalt erkennen, sich wehren und Unterstützung erhalten", so der GEW-Vorsitzende.

"Die GEW setzt sich dafür ein, dass sich Pädagoginnen und Pädagogen auf ein Berufsethos verpflichten, dem die UN-Kinderrechtskonvention und das deutsche Recht auf gewaltfreie Erziehung aus dem Jahr 2000 zugrunde liegen", erklärte Thöne.

Sexuelle Gewalt, Prävention und Berufsleitbild gehörten in die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Pädagogen. "Nur wer sich bei diesem Thema auf sicherem Boden bewegt, kann Gefahren frühzeitig erkennen, Übergriffe verhindern sowie Kinder und Jugendliche unterstützen“, betonte der GEW-Vorsitzende.

In öffentlichen und privaten Schulen müsse die staatliche Schulaufsicht ihre Aufgaben aktiv wahr nehmen. Gleichzeitig warnte Thöne jedoch davor, die Berufsgruppe der Pädagoginnen und Pädagogen unter Generalverdacht zu stellen.

(dpa/GEW)