An den Universitäten werden indes gerade genug Lehrkräfte ausgebildet, um die zu ersetzen, die alters- oder gesundheitsbedingt aus dem Schuldienst ausscheiden. „Aufgrund der langen Dauer der Lehrerausbildung reicht eine Aufstockung der Ausbildungskapazitäten nicht. Zusätzlich müssen kurzfristigere und flexible Lösungen gegen den Lehrermangel umgesetzt werden“, schreiben Klemm und Zorn in der Studie „Lehrkräfte dringend gesucht – Bedarf und Angebot für die Primarstufe“.
Als Maßnahmen schlagen die Bildungsforscher den Ländern vor, Anreize dafür zu schaffen, dass erfahrene Lehrkräfte mehr unterrichteten – insbesondere Teilzeitkräfte und angehende Pensionärinnen und Pensionäre. Fast 40 Prozent aller Grundschullehrkräfte, überwiegend Frauen, arbeiteten in Teilzeit. Damit diese aufstocken könnten, seien verlässliche Kinderbetreuungsmöglichkeiten erforderlich, so die Wissenschaftler. Auch Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger müssten für den Einsatz an Grundschulen gewonnen werden. Angesichts der besonderen pädagogischen Herausforderungen müssten diese jedoch sorgfältig ausgewählt, qualifiziert und begleitet werden.
„Für Quer- und Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger brauchen wir bundesweit einheitliche Standards.“ (Marlis Tepe)
Die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe hingegen betont die Bedeutung von Seiten- und Qereinsteigerinnen und -einsteigern sowie besserer Arbeitsbedingungen, um die Attraktivität des Berufes zu erhöhen. „Wenn jetzt nicht effektiv gegengesteuert wird, verschärft sich die Situation bis 2025, ja 2030 sogar noch“, sagte Tepe. Die Kultusministerien müssten aktuell zusätzliche Quer- und Seiteneinsteiger werben, die sofort berufsbegleitend nachqualifiziert und durch Mentoringprogramme unterstützt werden müssten. „Dafür brauchen wir bundesweit einheitliche Standards.“ Zeitgleich müssten die Ausbildungskapazitäten für Lehrkräfte deutlich raufgefahren werden. „Es ist vollkommen unverständlich, dass es noch Studiengänge für das Lehramt an Grundschulen gibt, die mit einem Numerus clausus (NC) belegt sind“, sagte die GEW-Chefin.