Gesetzliche Rente darf nicht zur Armutsrente werden
Das gesetzliche Rentensystem entwickle sich hin zu einer Armutsrente, bei der der Lebensstandard nicht gehalten werden könne. Die gesetzliche Rente sei weiterhin Dreh- und Angelpunkt des deutschen Alterssicherungssystems, so Hofmann. Daneben müssten sich Gewerkschaften, Sozialpartner und Politik vor allem dem Problem der Erwerbsminderung widmen. Erwerbsunfähigkeit führe bereits bei mittleren Einkommen zum sozialen Absturz.
Frauke Gützkow, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der GEW, leitete mit einem Blick auf die Zusammenhänge zwischen den herrschenden Geschlechterunterschieden, Gesellschaft und Rente ein. Die Rente sei als Bilanz des Erwerbslebens ein Spiegel des Familien-, Arbeits- und Steuerrechts. In Deutschland lag der "Gender Pension Gap" nach Angaben des BMFSFJ im Jahr 2011 bei knapp 59,6 Prozent - so viel geringer sind eigene Alterssicherungseinkommen von Frauen.
Teilzeit, Mini-Job und Ehegattensplitting führen bei Frauen zu geringen Renten
Die Rente werde von vielen Faktoren bestimmt: "Habe ich eine lange Schullaufbahn oder früh eine Ausbildung begonnen? Habe ich eine duale oder schulische Ausbildung, wie wurde das Familienleben organisiert?" Über die Auswirkungen dieser Faktoren müssten auch die Kinder und Enkel immer wieder aufgeklärt werden, so Gützkow. Sie kritisierte, dass widersprüchliche rechtliche Regelungen die Gleichstellung ausbremsten. Entscheidende Faktoren für geringe Renten seien die hohe Teilzeitquote, geringfügige Beschäftigung und das Ehegattensplittung. Alles Fragen, die der Vereinbarkeitsproblematik entspringen. Aus diesem Grunde müsse die Prüfung rechtlicher und politischer Instrumente stets ihre Perspektive auf weibliche Lebensverläufe richten.
Gesa Bruno-Latocha stellte als Diskussionsthese die streitbare Frage: Laufen wir Gefahr, mit dem Arbeiten über die Rente hinaus Rentenlöcher zu stopfen? Markus Hofmann betonte, das langfristige Ziel des DGB sei es, alle Menschen, von der Beamtin, dem Abgeordneten bis hin zur Selbstständigen, in ein System, die Erwerbstätigenversicherung, zahlen zu lassen. Alle Erwerbstätigenansprüche sollten gebündelt werden. Für Frauke Gützkow hat der Trend zur Individualisierung Vorteile und zugleich Nachteile. Die eigenständige Erwerbstätigkeit müsse dazu führen, dass die Rente schlussendlich für ein Leben über dem Existenzminimum reiche.
GEW-Veranstaltung | 11. Deutscher Seniorentag | 3. Juli 2015 | Frankfurt am Main
Kooperationsveranstaltung der GEW mit dem Sozialverband Deutschland (SoVD) und der Volkssolidarität Bundesverband