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„Ein Blick zurück nach vorn“

Quo vadis, Frauen- und Gleichstellungspolitik?

Unter dem Motto „Ein Blick zurück nach vorn“ haben die GEW-Frauen in Fulda Perspektiven für eine feministische Zukunftspolitik entwickelt.

Gute Arbeit und gute Interessenvertretung, Koedukation und geschlechtergerechte Bildung, JA13, Frauenkampf- und Frauenstreiktage, autonome und gewerkschaftliche Frauenbewegungen, Queer-Feminismus und Ost-West-Geschichte: Die Agenda der zweitägigen Konferenz der GEW-Frauen in Fulda war lang und ambitioniert.

Etwas anders als bei den vergangenen Fachtagungen des Arbeitsbereiches Frauen-, Gleichstellungs- und Geschlechterpolitik waren keine externen Fachleute geladen. Vielmehr galt das inoffizielle Motto: Wir sind die Expertinnen, insbesondere wenn es um die Analyse der eigenen Arbeit und Organisation geht.

„Wir gehen hier in den generationenübergreifenden frauenpolitischen Dialog.“ (Frauke Gützkow)

GEW-Vorstandsmitglied Frauke Gützkow sagte zum Auftakt der Konferenz: „Wir gehen hier in den generationenübergreifenden frauenpolitischen Dialog, mit Menschen unterschiedlicher Altersgruppen, Lebens-, Berufs-, politischen Erfahrungen, Geschlechterklischees, die ihnen begegnet sind, Gleichstellungsrechten, Ambitionen.“

Bilanz vieler Debatten war abschließend eine umfassende Bestandsaufnahme: Wo steht die GEW derzeit frauen- und gleichstellungspolitisch, welche Ziele sollen zukünftig vorrangig erreicht werden, und welche Partnerinnen und Partner oder Mittel werden dazu gebraucht?

Selbstkritischer Blick 

Der Blick zurück war dabei auch mal kurz selbstkritisch. So ging es in der finalen Diskussion auch um Fragen wie: Haben wir in den vergangenen 40 Jahren genug erreicht? Oder waren wir manchmal zu brav und zu wenig mutig? Nicht nur die frühere GEW-Vorsitzende Marlis Tepe hielt vehement dagegen: „Die Mehrzahl der Landesvorsitzenden sind aktuell Frauen“, betonte sie. „Wir sind da, wir sind sichtbar.“

Deutlich wurde aber auch: Viele Gewerkschafterinnen wünschen sich noch mehr Unterstützung. Vor allem jüngeren Kolleginnen sind interne Strukturen und Abläufe der GEW teils noch unklar.

Themen in die Länder bringen

Für die Arbeit und Initiativen auf Bundesebene gab es viel Lob. Für viele Aktive vor Ort stellt sich indes oft die Frage: Wie kriegen wir das jetzt in die Landesverbände – wo die personellen Ressourcen und die Zeit der Ehrenamtlichen knapp sind. Viele Teilnehmerinnen plädierten für einen engeren Austausch zwischen Bund und Ländern sowie eine stärkere Vernetzung, beispielsweise auch mit autonomen Frauen. Dies verlange allerdings nicht nur organisatorische, sondern auch finanzielle Unterstützung, hieß es.

Regionale Strukturen brechen weg

Ein Grund für fehlende Kapazitäten vor Ort ist oftmals auch mangelnder Nachwuchs. „Uns brechen die regionalen Strukturen weg“, war von einigen Seiten zu hören. Da das Pensum von Pädagoginnen und Pädagogen immer weiter zunehme und sich die Arbeitsbedingungen zunehmend verschlechterten, sei oft wenig Zeit für gewerkschaftliches Engagement. Zudem sei es schwierig, Frauenpolitik zum Querschnittsthema in allen Gremien zu machen, wenn dafür schlicht Kolleginnen fehlten.

„Ihr könnt auf uns in Frankfurt zählen.“ (Frauke Gützkow)

Gützkow riet ihren Mitstreiterinnen grundsätzlich: „Fokussiert Euch.“ Ihrer Erfahrung nach sei es effizienter, sich auf ein Kernthema zu konzentrieren, als zu versuchen, die Palette aller frauen- und gleichstellungspolitischen Themen abzuarbeiten. Die Kampagne“ JA13 - weil gute pädagogische Arbeit mehr wert ist!“-  sei ein gutes Beispiel, mit der die Bundesebene die Landesverbände koordinierend unterstützt.

Der Hauptvorstand habe Spielraum für ein weiteres Thema oder Projekt, kündigte die GEW-Expertin zudem an. Allerdings müsse es in den Landesverbänden eine größere Zahl von Frauen geben, die sich dafür engagierten. „Ihr könnt auf uns in Frankfurt zählen“, betonte sie.