DGB-Hochschulreport
Prekäre Beschäftigung und Privatisierung gefährden Qualität der Hochschulbildung
Der aktuelle Hochschulreport des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zeichnet ein kritisches Bild der Hochschulentwicklung. Die Beschäftigungsbedingungen bleiben prekär, private Hochschulen verzeichnen mehr Zulauf.
„Zwischen Stagnation und Dynamik“ lautet der Titel des neuen DGB-Hochschulreports, der ausgehend vom ersten Hochschulreport 2020 im Sinne eines Monitorings die Entwicklung der Beschäftigungsbedingungen fortschreibt, ergänzt um einen neuen Schwerpunkt zu privaten Hochschulen.
„Obwohl die Gewerkschaften die Missstände seit Jahren anprangern, ändert sich daran nichts.“ (Andreas Keller)
Dazu stellt der stellvertretende Vorsitzende und Hochschulexperte der GEW, Andreas Keller, fest: „Dem rasanten Aufwuchs der Studierenden seit 2007 begegnen die Hochschulen mit einer Ausweitung prekärer Beschäftigungsverhältnisse. Die Mehrarbeit haben befristet Beschäftigte und nebenberuflich Tätige wie Lehrbeauftrage zu leisten. Obwohl die Gewerkschaften die Missstände seit Jahren anprangern, ändert sich daran nichts.“
Weiter hohe Befristungsquote
Die Befristungsquote liegt mit 82 Prozent unverändert hoch bei den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Zwei Drittel des gesamten hauptberuflichen wissenschaftlichen Personals, zu dem auch die Professorinnen und Professoren gehören, sind befristet beschäftigt. Die Teilzeitquote liegt bei 46 Prozent und damit weit über der anderer Branchen. Frauen sind nach wie vor sowohl bei Befristungen als auch bei Teilzeitbeschäftigung überproportional betroffen.
Privatisierung auf dem Vormarsch
Starke Veränderungen zeigt der Report bei der Entwicklung der privaten Hochschulen auf. Der Anteil der Studierenden an privaten Hochschulen hat sich seit 2005 verdreifacht und liegt nun bei zwölf Prozent. Der rasante Anstieg wird auf Seiten der Privathochschulen durch einen überproportionalen Anstieg der Zahl der Lehrbeauftragten aufgefangen. Ihr Anteil hat sich bei den privaten Hochschulen im Untersuchungszeitraum vervierfacht.
Die Studiengebühren an privaten Hochschulen sind oft sehr hoch, in der Medizin betragen sie zum Teil mehr 80.000 Euro. Der DGB-Hochschulreport zeigt, dass private Hochschulen bei wirtschaftsnahen Studiengängen wie Betriebswirtschaftslehre und Management besonders stark expandieren, aber auch in Mangelfächern wie Psychologie.
„Kommerzialisierung der Hochschulbildung“
Die „Kommerzialisierung der Hochschulbildung“ mache der GEW große Sorgen, betont Andreas Keller und verdeutlicht das am Beispiel der Sozialen Arbeit. „2022 studierte bereits ein Viertel aller Studierenden der Sozialen Arbeit an einer privaten Hochschule, von denen mehr als die Hälfte wiederum an der International University (IU) eingeschrieben sind. So wandert ein erheblicher Teil der Ausbildung an private, gebührenfinanzierte Hochschulen, die sich nicht am Gemeinwohl, sondern an Profitinteressen orientieren. Die unterfinanzierten staatlichen Hochschulen haben mehr und mehr das Nachsehen“, so der GEW-Vize.
Die neue Bundesregierung forderte Keller auf, Konsequenzen aus dem DGB-Hochschulreport zu ziehen. „Wir brauchen eine zügige Reform des Befristungsrechts in der Wissenschaft, die für Dauerstellen für Daueraufgaben in Lehre und Forschung sorgt. Und der Bund muss sich stärker in der Grundfinanzierung der öffentlichen Hochschulen engagieren, damit diese ausreichend Studienplätze und bessere Studienbedingungen anbieten können“, mahnte Keller.
Der DGB-Hochschulreport kann auf der DGB-Website heruntergeladen werden. Eine Vorstellung und Diskussion des Reports findet am 6. Mai 2025 von 14:00 bis 15:30 Uhr im Rahmen einer Online-Veranstaltung statt, an der für die GEW der stellvertretende Vorsitzende und Hochschulexperte Andreas Keller aktiv mitwirken wird.