Kommentar
Prävention stärken
Die Kinder- und Jugendhilfe leistet wichtige Arbeit für junge Menschen und ihre Familien. Sie wird aber unzureichend finanziert.
Viele engagierte Fachkräfte setzen sich jeden Tag dafür ein, dass Kinder und Jugendliche die Unterstützung bekommen, die sie brauchen. In allen Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe ist der Alltag allerdings von einem großen Mangel an Fachkräften geprägt. Dieser führt zu einer hohen Arbeitsverdichtung und -belastung mit der Folge, dass wir eine Beeinträchtigung der Qualität der Leistungen mit einhergehender Personalfluktuation beobachten müssen. Parallel steigen die Bedarfe an Leistungen für Kinder und Jugendliche mit komplexen Anforderungen. Dazu zählen zweifelsohne die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die Folgen für junge Menschen mit Kriegs- und Fluchterfahrungen. Vielfach gehören Mehrfachproblematiken wie psychische Erkrankungen, Traumata und digitale Gewalt dazu. Auch stecken in der Digitalisierung diverse neue Herausforderungen für die Kinder- und Jugendhilfe, zum Beispiel der Schutz der Kinder im Internet oder auch die entgrenzte Nutzung sozialer Medien und digitaler Spiele.
Über allem steht die Aufgabe der Inklusion. Ein wichtiges Thema ist insbesondere die bestmögliche Unterstützung der Kinder und Jugendlichen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen. Voraussetzung dafür ist ein funktionierendes Netzwerk auf der Basis guter Zusammenarbeit zwischen Kita, Schule, Jugendhilfe und Gesundheitsämtern.
Dieser Mangel an Ressourcen trifft insbesondere Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien, die zusätzliche Hilfe und Unterstützung benötigen.
Bei all diesen Anforderungen ist die Finanzierung der Kinder- und Jugendhilfe vielfach unzureichend. Dieser Mangel an Ressourcen trifft insbesondere Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien, die zusätzliche Hilfe und Unterstützung benötigen. Die inkonsistente Finanzierung führt zu Ungleichheiten in der Qualität der Angebote, da die Finanzierung in den Bundesländern und Kommunen unterschiedlich geregelt ist.
Deshalb ist eine inklusive Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe unerlässlich. Die GEW treibt diese seit Jahren fachpolitisch mit voran. Das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz im Jahr 2021 zu implementieren, das eine inklusive Reform des Kinder- und Jugendhilferechts im Sozialgesetzbuch (SGB) VIII in drei Phasen vorsieht, war ein bedeutsamer Meilenstein. Dieser Prozess ist längst nicht abgeschlossen und auch nicht einfach. Es gilt, die Schnittstellen Jugendamt und Eingliederungshilfe systemisch zu verknüpfen, um aufwändige Prüf- und Begutachtungsverfahren zu verschlanken und passgenaue Hilfen zu ermöglichen.
Ich bin davon überzeugt, dass am Ende der Reform ganzheitlicher und mit einem systemischen Blick auf die Lebenslagen junger Menschen geschaut wird. Es gilt, den Präventionsgedanken zu stärken, um allen jungen Menschen von Anfang an die besten Entwicklungschancen zu ermöglichen.