Besuch bei Freunden
Dem Hamburger GEW-Kollegen Frank Hasenbein ist es wieder gelungen die schon traditionelle Herbstreise zur gewerkschaftlichen Bildung der drei norddeutschen GEW-Landesverbände Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein zu einem Highlight werden zu lassen. Die langjährige gute Beziehung der GEW zu Portugals Bildungsgewerkschaft FENPROF (dem Dachverband von 7 regionalen Bildungsgewerkschaften) wurde somit auch zu einer Begegnungsreise zu Freund_innen. Da sich die Herbstferien dieses Jahr überschnitten, konnten wieder Gewerkschafter_innen aus allen drei Nordländern vom 19. – 23. Oktober 2015 an der Bildungsreise teilnehmen. Repräsentativer hätte die 19köpfige Gruppe nicht sein können. Die Teilnehmer_inen bildeten einen Querschnitt der GEW Mitgliedschaft. So waren - bis auf den frühkindlichen - nicht nur alle Bildungsbereiche vertreten, sondern mit Personalrät_inen, und Kreis- und Landesvorsitzenden auch gewählte Funktionär_innen.
Zusammenarbeit mit Bildungsgewerkschaft FENPROF
Wie hat sich die von der Troika auferlegte Sparpolitik auf das Bildungswesen und auf die sozio-ökonomische Struktur des Landes ausgewirkt? Wie wird der Ausgang der Wahlen vom 3. Oktober 2015, bei denen der linke Block die Mehrheit der Stimmen bekam, die Politik des Landes verändern? Das wollten wir in Begegnungen mit Vertreter_innen der FENPROF und bei Schulbesuchen erfahren. Manuela Mendonça, zuständig für die internationalen Beziehungen der FENPROF, und seit dem Weltkongress der Bildungsinternationalen (BI) in diesem Sommer in Ottawa wie die GEW Vorsitzende Marlis Tepe, Vorstandsmitglied der BI, hatte unseren Besuch sehr detailliert vorbereitet und betreute gemeinsam mit ihrem Kollegen Henrique Borges, einem Mitstreiter der GEW bei Weltsozialforen, die Gruppe.
Flexibler Lehrkräfteeinsatz in Schulverbänden
Mário Nogueira, der Vorsitzende der FENPROF, legte uns die drastischen Einschnitte im Bildungswesen durch die Auflagen der Troika dar. So wurden 40.000 von 150.000 Lehrkräften entlassen, Klassenfrequenzen auf 32 erhöht, Schulen geschlossen und riesige, bis zu 40 km auseinander liegende Schulverbände ('agrupamentos') mit bis zu 4000 Schüler_innen gegründet. Das Personal ist innerhalb des jeweiligen Verbundes flexibel einsetzbar. Es wird erwartet, dass jede/r Lehrer_in sich mit einem eigenen Fahrzeug (ohne Kostenerstattung!) von A nach B bewegt. Viele Lehrer_innen sind daher entweder auf Teilzeit gegangen oder ganz aus dem Beruf ausgestiegen. Da die Gehaltsstufen, die alle vier Jahre das Aufsteigen in die nächste Stufe garantierten, eingefroren wurden, ist es unmöglich, auf die für die Höchstrente erforderlichen 40 Zähljahre zu kommen. José Alberto, der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft im Großraum Lissabon, erzählte, dass er mit 22 Dienstjahren immer noch auf der Stufe von 6 Dienstjahren stehe. Sein Nettogehalt liegt bei 1100 €.