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Niederlande

Politischer Streik für Bildung

40.000 Lehrerinnen und Lehrer, Hochschul- und Kitabeschäftigte haben am 15. März 2019 in Den Haag für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld für Bildung demonstriert.

Die Niederlande gehören zu den führenden Wirtschaftsnationen Europas, mit einem Wachstum von rund drei Prozent in den letzten zwei Jahren. Doch die Realeinkommen der Menschen im Bildungswesen haben sich seit Jahren kaum verändert. Primar- und Sekundarschullehrer verdienen zwischen 2.500 bis 4.000 Euro pro Monat vor Steuern. Im gesamten Bildungsbereich von der Kita über Grund- und Sekundarschulen bis zu den Universitäten klagen Lehrkräfte, PädagogInnen und WissenschaftlerInnen über hohe Arbeitsbelastung und schlechte Bezahlung.

Generalstreik im niederländischen Bildungswesen

Rund 40.000 Menschen sind daher dem Aufruf der niederländischen Bildungsgewerkschaft Algemene Onderwijsbond (AOb) und den Gewerkschaftbünden FNV und FvOv zum Streik und zur zentralen Kundgebung am 15. März nach Den Haag gefolgt. In mehr als 2.600 Schulen im ganzen Land fiel  der Unterricht aus.  Auch Kolleginnen und Kollegen der belgischen Bildungsgewerkschaft COC und der deutschen GEW waren  aus Solidarität in die niederländische Hauptstadt gekommen. „Wir wollen die Politiker zwingen, mehr Geld in Bildung zu investieren“, erklärt Trudy Kerperien vom Vorstand der AOb den Gästen aus Belgien und Deutschland die Gründe des Streiks.  "Es herrscht großer Mangel an Lehrerinnen und Lehrern in Grund- und Sekundschulen und die Bezahlung ist einfach zu niedrig. An den Hochschulen studieren immer mehr Menschen, ohne das Personal eingestellt wird. " Die AOb will vier Milliarden Euro zusätzliche Investitionen in Bildung pro Jahr - drei Milliarden Euro für Grund- und Sekundarschulen und eine Milliarde für die höhere Bildung.

Mehr Personal und bessere Bezahlung gefordert

„Wir brauchen Gehaltserhöhungen, vor allem im Primarbereich, kleinere Klassen, weniger Unterrichtsstunden und bessere Karriereperspektiven, wenn der Lehrerberuf wieder attraktiv werden soll. Es muss überall mehr Personal eingestellt werden, auch an Universitäten und Hochschulen“, fordert Trudy Kerperien, die auch Vizepräsidentin der ETUCE ist, der europäischen Regionalorganisation der Bildungsinternationale. Sebastian Krebs, stellvertretender GEW-Vorsitzender in NRW,  der gemeinsam mit sechs GEW-KollegInnen aus Düsseldorf, Köln und Oberhausen an der Protestaktion in Den Haag teilnahm, zeigte sich beeindruckt von der großen Teilnahme und den positiven Reaktionen der Niederländerinnen und Niederländer auf die internationale Solidarität aus Deutschland und Belgien: „Die Probleme im Bildungswesen bei uns und in den Niederlanden sind ähnlich. Überall fehlt es an Geld und Personal. Die Entschlossenheit der niederländischen Kolleginnen und Kollegen macht Mut.“