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Ranking Politische Bildung

Berufsbildende Schulen schneiden schlechter ab

Das 4. Ranking Politische Bildung zeigt: Der Anteil politischer Bildung im Stundenplan hat sich verringert. Die GEW fordert weiter, politische Bildung stärker in der beruflichen Erstausbildung zu verankern.

(Foto: GEW)

In dem 4. Ranking Politischer Bildung beschäftigen sich Mahir Gökbudak, Reinhold Hedtke und Udo Hagedorn von der Universität Bielefeld zum ersten Mal auch mit der politischen Bildung an berufsbildenden Schulen. Die Ergebnisse sprechen für sich: In elf deutschen Bundesländern sind für den Politikunterricht an Berufsschulen weniger Zeitanteile vorgesehen als in der Sekundarstufe I allgemeinbildender Schulen. Der Anteil politischer Bildung im Stundenplan verringert sich teilweise um mehr als die Hälfte.

Durchschnittlich nur eine Schulstunde pro Woche

Demnach nimmt in 14 Bundesländern das Leitfach der politischen Bildung einen Anteil von nur 1,7 Prozent an der gesamten Ausbildungszeit ein. Das entspricht durchschnittlich einer Schulstunde pro Woche. Zudem zeigt die Studie exemplarisch an Nordrhein-Westfalen auf, dass Fächer der politischen Bildung nur unzureichend mit Fachlehrkräften versorgt werden.

Die GEW hat diese Zustände bereits 2020 in ihrer Schweriner Erklärung angeprangert. Hier heißt es: „Die Politische Bildung wird derzeit oftmals in den Stundentafeln gekürzt, sodass der Unterricht lediglich mit einem Volumen von einer Unterrichtstunde pro Woche – und dies teilweise nur in einem Halbjahr innerhalb eines mehrjährigen Bildungsganges – häufig sogar fachfremd, erteilt wird.“

Die GEW hat konkrete Forderungen für die Stärkung der politischen Bildung in der beruflichen Erstausbildung aufgestellt:

Um dem demokratisch legitimierten ganzheitlichen Bildungsauftrag der berufsbildenden Schulen gerecht zu werden, ist es mehr denn je erforderlich:

  • Politische Bildung systematisch und gleichwertig mit einem entsprechenden Stundendeputat curricular in den beruflichen Lernfeldern, Lernsituationen und auch in den Kammerprüfungen zu verankern,
  • innerhalb des Systems der beruflichen Bildung die berufsbildenden Schulen mit den Kammern und Betrieben wirklich gleich zu berechtigen (Berufsschulen als gleichwertiger Partner, nicht als Dienstleister der Kammern und Betriebe),
  • die universitäre Lehrkräftebildung für Politische Bildung an berufsbildenden Schulen auszubauen, um den hohen Anteil fachfremd unterrichtender Lehrkräfte deutlich zu reduzieren,
  • Maßnahmen zur Gewinnung des Lehrkräftenachwuchses in der Politischen Bildung analog zum technisch-naturwissenschaftlichen Bereich zu initiieren und berufsbildende Schulen aufzufordern, einschlägig qualifizierte Lehrkräfte für Politische Bildung einzustellen,
  • verbindliche Fort- und Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte in der Politischen Bildung dringend auszuweiten,
  • Forschungsförderprogramme zur Politischen Bildung und politischen Sozialisation im berufsbildenden Bereich zu etablieren.

Die im Juni 2020 im Rahmen der Tagung “Wichtiger denn je: Politische Bildung und Professionalisierung“ verfasste Erklärung ist in voller Länge nachzulesen.