PISA
Die weltweite Schulleistungsstudie PISA („Programme of International Student Assessment“) wird seit 2000 im Dreijahresrhythmus von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erhoben. Insgesamt nahmen 540 000 Jungen und Mädchen an der Untersuchung 2015 teil, darunter 6 500 aus Deutschland. Getestet wurden 15-Jährige aus 72 Staaten, darunter alle 35 OECD-Industrienationen. Schwerpunkt der Ende 2016 veröffentlichten Studie waren die Naturwissenschaften.
Einige ausgewählte deutsche Ergebnisse:
- Rund elf Prozent der 15-Jährigen gehören nach den PISA-Kategorien zu den besonders leistungsstarken Schülerinnen und Schülern – Deutschland erzielt damit drei Prozentpunkte mehr als der OECD-Schnitt, der bei acht Prozent liegt.
- 12,4 Prozent der Jungen erreichen in den Naturwissenschaften die höchsten Kompetenzstufen fünf und sechs, aber nur 8,7 Prozent der Mädchen schaffen das. Mädchen gehen seltener davon aus, später einmal einen naturwissenschaftlichen Beruf zu wählen: Bei den Jungen sind dies 17,4 Prozent, bei den Mädchen nur 13,2 Prozent.
- Der Leistungsunterschied in den Naturwissenschaften bei 15-Jährigen aus der obersten sozialen Schicht und Gleichaltrigen aus der untersten sozialen Gruppe ist in Deutschland größer als im Schnitt der anderen OECD-Industrienationen. So erzielten Jungen und Mädchen aus dem obersten sozialen Quartil (Eltern sind Akademiker und in leitender Stellung, hohes Einkommen) bei dem Test 569 PISA-Leistungspunkte. Jungen und Mädchen aus dem untersten sozialen Quartil erreichten hingegen nur 466 Punkte. Zu dieser Gruppe gehören Kinder von ungelernten Eltern, Langzeitarbeitslosen oder aus Migrantenfamilien ohne ausreichende Deutschkenntnisse. Dieser Leistungsabstand von 103 PISA-Punkten entspricht einem Lernvorsprung von etwa zweieinhalb Schuljahren. Im OECD-Schnitt beträgt dieser Abstand 88 Punkte.
- Im OECD-Schnitt werden die Jugendlichen erst ab dem Alter von 14 Jahren in verschiedene Schulformen aufgeteilt. In Deutschland erfolgt dies in der Regel hingegen bereits mit zehn Jahren. Die PISA-Ergebnisse zeigen, dass die Kluft zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg umso geringer ist, je später die Mädchen und Jungen in verschiedene Bildungsgänge sortiert werden und je geringer der Prozentsatz der Klassenwiederholer ist.
TIMSS 2015
Ende November vergangenen Jahres ist die Studie "Trends in International Mathematics and Science Study" (TIMSS) veröffentlicht worden. Sie testet die mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen von Viertklässlern. Die Untersuchung wird seit 1995 alle vier Jahre erhoben. 2015 nahmen 48 Staaten teil. 300 000 Schülerinnen und Schüler unterzogen sich dem Test, darunter 4 000 in Deutschland.
Einige ausgewählte Ergebnisse aus Deutschland:
- Kinder aus Akademiker- und begüterteren Familien haben am Ende der 4. Klasse einen Lernvorsprung von 39 TIMSS-Punkten gegenüber Mädchen und Jungen aus ausbildungsfernen und ärmeren Elternhäusern. Das entspricht etwas mehr als einem Schuljahr.
- Die Kluft zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg war 2015 in etwa genauso so groß wie 2007. Die Politik stellt diese Stagnation als Erfolg hin – da sich in der Zufallsstichprobe diesmal mehr Migrantenkinder sowie Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderbedarf befunden haben.
- In nur fünf der 48 Teilnehmerstaaten sind die sozialen Disparitäten zwischen armen und reichen Kindern noch größer als in Deutschland. In zwölf Staaten, darunter die Niederlande, Slowenien, Spanien, Finnland, Italien und Belgien, gelingt die Förderung von Kindern aus benachteiligten sozialen Schichten deutlich besser als in Deutschland.
- 23,3 Prozent der Zehnjährigen erreichen laut den Ergebnissen nicht die Leistungsstufe III. Die Konsequenz: Sie werden nach Aussage der TIMSS-Autorinnen und -Autoren erhebliche Schwierigkeiten bei ihrem weiteren Lernweg in der Sekundarstufe I haben.
Ein Artikel zu PISA-Kontroversen zwischen deutschen und internationalen Schulforschern sowie ein Kommentar von GEW-Schulexpertin Ilka Hoffmann sind in der Januarausgabe der "E&W" abgedruckt.