Fotos: Karl Schümann
Von 2006 bis 2012 habe ich sechs Jahre als Bundesprogrammlehrkraft am Deutschen Goethe-Kolleg in Bukarest unterrichtet und war zuerst vier Jahre Klassenleiter einer Klasse von Stufe neun bis zwölf und dann zwei Jahre für neun und zehn. Meine Unterrichtsfächer waren hauptsächlich Physik, außerdem etwas Mathematik, Informatik und Astronomie. Meine Frau war in diesem Zeitraum ebenfalls als ADLK am Colegiul German Goethe beschäftigt.
Deutsch hat einen guten Ruf in Rumänien
Rumänien ist seit 2007 Mitglied der Europäischen Union. Die Hauptstadt Bukarest ist eine Millionenmetropole mit gut ausgebautem öffentlichen Nahverkehr (Metro, Bus, Tram, Taxi) und großen Einkaufzentren mit Warenangeboten und Preisen wie in Deutschland. Gleichzeitig sieht man auf den Straßen aber auch Bettler. Das kulturelle Angebot ist vielseitig mit Theater, Oper und Konzerten. Bei der Wohnungssuche wurden wir von deutschen Kollegen vor Ort unterstützt. Dadurch fanden wir bald eine Drei-Zimmer-Wohnung. Mit unseren Vermietern besteht auch nach der Rückkehr ein freundschaftlicher Kontakt. Das Deutsche hat in Bukarest bzw. Rumänien einen guten Ruf. Die rumänische Sprache haben wir so weit gelernt, dass wir uns auf dem Markt, in der Gaststätte und auf der Straße verständigen konnten. Mehrfach erhielten wir auch Einladungen vom deutschen Botschafter zu Anlässen wie dem Tag der deutschen Einheit, Volkstrauertag, Deutschlandwochen, Bundestagswahlparty, Fußball - public viewing u.a. Rumänien hat sich in den sechs Jahren unseres Aufenthalts sehr schnell weiterentwickelt, was für uns auch sichtbar war: Es wurde viel gebaut: Infrastruktur, Banken, Wohnhäuser usw.
Überdurchschnittliches Abitur
Das Goethe-Kolleg im Zentrum der rumänischen Hauptstadt ist eine staatliche Schule der deutschen Minderheit von Klasse ein bis zwölf mit einer Spezialabteilung in den Klassen neun bis zwölf zur Erlangung des deutschen Abiturs. Hier erfolgte der Einsatz der deutschen Kolleginnen und Kollegen. Die Schule hat eine ausgewählte Schülerschaft: In Klasse eins werden solche Schüler aufgenommen, die im Kindergarten am besten Deutsch gelernt haben. Aus den vier Parallelklassen kommen nach der achten Klasse die Schüler mit den besten Lernergebnissen in die zwei Spezialklassen. Das Ergebnis ist ein überdurchschnittlich gutes Abitur, mit dem viele rumänische Abiturienten erfolgreich im europäischen Ausland studieren.
Als wir 2006 in Rumänien anfingen, arbeiteten in der Spezialabteilung des Goethe-Kollegs noch zehn Lehrer aus Deutschland - ein Leiter und neun Lehrerinnen und Lehrer. Jetzt gibt es dort nur noch fünf Lehrkräfte aus Deutschland - eine davon ist die leitende Lehrerin! Die Spezialabteilung wurde auf eine Klasse pro Jahrgang reduziert. Diese Reduzierung ist auf eine m.E. falsche Entscheidung der deutschen Seite zurückzuführen: die Personalkosten wurden zwar reduziert, aber damit eben auch die Anzahl der erfolgreichen Abiturienten. Nach meiner Einschätzung können wir in Deutschland mit so wenig finanziellem Einsatz (von deutscher Seite) nicht so viele (erfolgreiche) Abiturienten "produzieren".