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Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern

Perspektiven öffnen

Die Ampelkoalition will einen bundesweiten Rahmen für die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern setzen: vergütet, schulgeldfrei und mit hohen Qualitätsstandards. In einem Diskussionspapier fordert die GEW die Einlösung dieses Versprechens.

Um den Fachkräftebedarf in der frühkindlichen Bildung zu decken, muss die Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher attraktiver werden. (Foto: IMAGO/BildFunkMV)

Kitas und Grundschulen in Deutschland fehlen bis 2030 mehr als 230.000 Fachkräfte. Dieses Manko hat der aktuelle Länderreport „Frühkindliche Bildungssysteme 2021“ der Bertelsmann Stiftung errechnet. Doch die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher ist nach wie vor ein bundesweiter Flickenteppich – und für junge Leute oft wenig attraktiv. Deshalb sieht der Koalitionsvertrag „Mehr Fortschritt wagen“ der Berliner Ampelregierung eine neue Gesamtstrategie und einen bundeseinheitlichen Rahmen vor, um den Fachkräftebedarf für Erziehungsberufe zu sichern. Die Ausbildung soll nach dem Willen der Koalition vergütet und schulgeldfrei sein, hochwertige Qualitätsstandards sichern, praxisintegriert ablaufen und unterschiedliche Karrierewege öffnen.

„Die Umsetzung dieser Schlagworte“, sagt Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied Jugendhilfe und Sozialarbeit, „fordern wir jetzt ein.“ Doch die Ausgangslage ist vertrackt: Die konkrete Umsetzung der wichtigen Erziehungsziele ist seit Jahren unter Ländern, Kommunen, Träger- und Fachverbänden umstritten. Die GEW hat daher nun Pflöcke eingeschlagen und ein Diskussionspapier mit dem Titel „Ausbildung der Erzieher:innen zukunftsfähig gestalten – Perspektiven öffnen!“ vorgestellt. Verfasst haben es Kita-Expertin Siebernik und Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung. Ziel ist „eine umfassende Stärkung der fachschulischen Ausbildungsformen mit einer verbindlichen Implementierung von Mindeststandards“.

Gesamtstrategie mit bundesweiten Standards

„Die Kindertagesbetreuung ist das am stärksten gewachsene Handlungsfeld in der Kinder- und Jugendhilfe“, schreiben Siebernik und Becker. „Es ist geprägt von fortgesetzt wachsenden Anforderungen, die sich durch den geplanten Rechtsanspruch auf Ganztag in der Schule noch vervielfachen werden.“ Daher bedürfe es einer Gesamtstrategie, die bundesweit gleichwertige Standards formuliert und Unterschiede zwischen den Ländern ausgleicht.

Dafür benennt die GEW zehn Ziele: Festzuschreiben sei der Status der Auszubildenden als Studierende – und nicht als Arbeitende. Die Federführung der praxisintegrierten Ausbildung (PiA) müsse bei den Fachschulen liegen, die dafür zusätzliche Ressourcen erhalten sollen. Alle Sozialpartner müssten bei der Gestaltung der Rahmenvereinbarungen und Lehrpläne verbindlich beteiligt werden. Wichtig sei ein institutionalisierter Austausch zwischen Fachschulen und praktischen Ausbildungsorten sowie eine konstante Begleitung durch qualifizierte Praxisanleitung vom ersten Ausbildungstag an.

Finanzierung durch Ausbildungsumlage

Für eine generalistische Ausbildung und eine größere Durchlässigkeit müsse das Lernen in mindestens einem zweiten Arbeitsfeld gewährleistet werden, verlangt die GEW. Auch Quereinstiege sollen erleichtert und Umschulungen im dritten Ausbildungsjahr vollständig gefördert werden. Zudem müsse die Ausbildung sozialversicherungspflichtig sein und nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) bezahlt werden. Selbstlernzeiten dürften vereinbarte Standards nicht aushöhlen, indem die Zahl der Unterrichtsstunden unterschritten wird.

„Die Länder tragen die Kosten für die vollschulischen und praxisintegrierten Ausbildungswege“, heißt es in dem Papier weiter. „Somit sind weder Schulgeld noch Ausbildungsgebühren für Studierende zu vertreten.“ Bei der Finanzierung setzt die GEW auf eine Ausbildungsumlage, bei der alle Einrichtungsträger einen Beitrag in einen Fonds zahlen – einschließlich eines Ausbildungsentgelts. „Um den Fachkräftebedarf der Kitas und Schulen zu decken, muss deren Ausbildung dringend attraktiver werden“, sagt Siebernik, selbst ausgebildete Erzieherin mit vielfältiger Berufserfahrung. „Wir müssen die Frage beantworten, warum nicht genügend Menschen die Erziehungsberufe ergreifen wollen.“ Hinzu kommt: Während die pädagogischen Anforderungen der Gesellschaft immer weiter steigen, seien die Qualitätsstandards unter den Bedingungen der Corona-Pandemie eher gesunken.

Auf der Tagesordnung steht die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher auch beim DGB-Bundeskongress im Mai.