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Personalstruktur und Karrierewege an Fachhochschulen

Heute tagt der Wissenschaftsrat, das offizielle Beratungsorgan der Bundesregierung und der Regierungen der Länder in Hochschul-, Wissenschafts- und der Forschungsfragen.

Auf der Tagesordnung stehen mögliche Empfehlungen über die Personalstruktur und Karrierewege an Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften. 2014 hatte der Wissenschaftsrat entsprechende Empfehlungen für die Universitäten ausgesprochen, nun sollen die Fachhochschulen folgen.

Auch Personalstruktur und Karrierewege an den Fachhochschulen müssen reformiert werden. Darauf hat wiederholt die Bildungsgewerkschaft GEW hingewiesen – zuletzt im September 2016 im Rahmen der zur 9. GEW-Wissenschaftskonferenz in Lutherstadt Wittenberg vorgelegten Wittenberger Erklärung. Die Aufgaben der Fachhochschulen haben sich in den letzten Jahren erweitert: Sie haben nicht nur in der Lehre, sondern auch in der angewandten Forschung, im Wissenstransfer und zunehmend bei der Förderung des eigenen wissenschaftlichen Nachwuchses Leistungen zu erbringen. „Dafür brauchen sie auch aufgabenadäquate Personalstrukturen und Karrierewege“, sagte der stellvertretende GEW-Vorsitzende und Hochschulexperte Andreas Keller.

Bund und Länder sollten daher auch für Fachhochschulen ein Tenure-Track-Pogramm auflegen, so die GEW. Anders als an den Universitäten sollten Tenure-Track-Professuren an Fachhochschulen qualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über eine „parallele Praxisqualifikation“ zur Professur führen. „In vielen Fachrichtungen gibt es hoch qualifizierte Forscherinnen und Forscher, denen aber die für eine FH-Professur notwendige Berufspraxis fehlt. Diese sollte im Rahmen eines Tenure Track unter nachgeholt werden können“, schlug Keller vor. Die Praxiserfahrungen könnten so auch in Forschung und Lehre wissenschaftlich reflektiert werden. Ein solches Programm solle 500 Tenure-Track-Stellen umfassen, die zu mindestens 50 Prozent mit Frauen besetzt werden müssten, heißt es in der Wittenberger Erklärung. Außerdem sollten Bund und Länder im Rahmen einer „Entfristungsoffensive“ für 10.000 zusätzliche Dauerstellen an Fachhochschulen für wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen – als Beitrag zum Ausbau des akademischen  Mittelbaus, den diese Hochschulen benötigen, um ihrer erweiterten Aufgabenstellung gerecht zu werden.

Inzwischen hat auch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) der Forderung nach einem Bund-Länder-Programm für die Fachhochschulen erhoben. Der HRK-Senat hat am 13. Oktober „Grundsätze für ein nachhaltiges Bund-Länder-Programm zur Gewinnung von Professorinnen und Professoren an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) bzw. Fachhochschulen (FH)“ beschlossen. Der von der GEW gemachte Vorschlag, die Bund-Länder-Förderung mit der Schaffung von transparenten und verlässlichen Karrierewegen über Tenure-Track-Professuren zu verbinden, hat die HRK jedoch nicht aufgegriffen. Der Wissenschaftsrat wird über seine Entscheidungen kommenden Montag, 24. Oktober in einer Pressekonferenz informieren.