Ob sie eine vergleichbare Durchschlagskraft wie die 2014 vorgelegten „Empfehlungen zu Karrierezielen und -wegen an Universitäten“ erreichen werden, muss indes bezweifelt werden: Die Empfehlungen zum Personal an Fachhochschulen bleiben hinter den im Vorfeld geweckten Erwartungen zurück.
Deutlich fällt die Kritik des Bund-Länder-Beratungsgremiums an den Defiziten der derzeitigen Personalstruktur der Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften aus. Die Zahl der Professuren bleibe weit hinter den wachsenden Studierendenzahlen zurück, kritisiert der Wissenschaftsrat. Stattdessen werde in großem Umfang auf Lehrbeauftragte ausgewichen. Die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei zwar gestiegen, diese würden jedoch überwiegend befristet eingestellt. „Die Zahl der dauerhaft verfügbaren Stellen zur Erfüllung allgemeiner Hochschulaufgaben ist aus Sicht des Wissenschaftsrats zu gering“, heißt es in den Empfehlungen. Tatsächlich stehen an den allgemeinen staatlichen Fachhochschulen den rund 16.000 Professorinnen und Professoren inzwischen rund 40.000 Lehrbeauftragte sowie rund 10.000 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenüber, von denen drei Viertel befristet beschäftigt sind. Hinzu kommen rund 2.000 Lehrkräfte für besondere Aufgaben, von denen die Hälfte einen Zeitvertrag hat.
Der Wissenschaftsrat schlägt vor, den traditionellen Zugang zur Fachhochschulprofessur (Promotion in der Regel an einer Universität sowie Berufspraxis) durch einen „strukturierten Zugang“ zu ergänzen. Dabei sollen potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten „während der Erlangung der Berufungsvoraussetzungen“, also in der Berufspraxis, über „Tandem-Programme“ mit Unternehmen und Einrichtungen an die Fachhochschule gebunden werden. Dabei soll zu einem Anteil von 20 Prozent die Beschäftigung an der Fachhochschule möglich sein. Der Wissenschaftsrat schlägt bundesweit 15 bis 20 hochschulübergreifende Tandem-Programme vor, die eine systematische Karrierebegleitung ermöglichen sollen. Weiter plädiert der Wissenschaftsrat für „Schwerpunktprofessuren“, auf denen Professorinnen und Professoren befristet und leistungsorientiert ein reduziertes Lehrdeputat von elf Stunden erhalten können.
„Der Wissenschaftsrat macht interessante Vorschläge zur Verbesserung der Personalgewinnung und Personalentwicklung an Fachhochschulen, hat aber leider nicht den Mut, eine echte Reform von Personalstruktur und Karrierewegen vorzuschlagen“, kritisierte der stellvertretende Vorsitzende und Hochschulexperte der GEW, Andreas Keller. „Damit die Fachhochschulen ihrem erweiterten Aufgabenprofil in Forschung, Wissenstransfer und Nachwuchsförderung gerecht werden können, muss ihr akademischer Mittelbau ausgebaut werden. Dabei muss gelten: Dauerstellen für Daueraufgaben“, erklärte der GEW-Vize. Die vorgeschlagenen „Tandem-Programme“ griffen zu kurz: „Wir brauchen wie an den Universitäten echte Tenure Tracks für qualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, in denen diese eine wissenschaftsgeleitete Praxisqualifikation erwerben können“, sagte Keller. Er erinnerte an die im Oktober von der GEW vorgelegte „Wittenberger Erklärung“ der GEW, in der sich die Bildungsgewerkschaft für ein Bund-Länder-Tenure-Track-Programm für Fachhochschulen sowie eine Entfristungsoffensive zur Schaffung von 10.000 zusätzlichen Dauerstellen im Mittelbau der Fachhochschulen stark macht.