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Gastkommentar

Ort des Lernens und Essens

Sowohl in Kitas als auch in Schulen kann das Essen noch deutlich verbessert werden. Dies gilt insbesondere mit Blick auf das wünschenswerte tägliche Angebot von Obst und Gemüse und das Überangebot von Fleisch in den Mittagsmahlzeiten.

Ulrike Arens-Azevedo (Foto: HAW Hamburg)

Die Ganztagsbetreuung in Kindertageseinrichtungen und Schulen bestimmt zunehmend den Alltag von Kindern und Jugendlichen. Essen und Trinken während des Ganztags sind nicht nur ein wichtiges Strukturelement, sondern auch ein wesentlicher Beitrag zur Gesundheitserhaltung und -förderung mit Auswirkungen auf die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, auf Wohlempfinden und Lebensqualität. Eine wesentliche Rolle spielen hierbei auch die Essumgebung und die Einbindung der Verpflegung in eine handlungsorientierte und zielgruppenspezifische Ernährungsbildung.

Wie die Mahlzeiten im Einzelnen zusammengesetzt sein sollten, ist aus den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die Verpflegung in Kindertageseinrichtungen und Schulen ersichtlich. Diese beschreiben die wünschenswerten Lebensmittelqualitäten und die Häufigkeiten des jeweiligen Lebensmittelangebots. Dabei gilt, dass die Mahlzeiten gut schmecken, eine arttypische Beschaffenheit sowie ein ansprechendes Aussehen haben müssen, um mit Lust gegessen zu werden.

Im Rahmen der bundesweiten Studien zur Kita- und Schulverpflegung hat sich gezeigt, dass das Verpflegungssystem der Warmverpflegung, also einer Verpflegung, die in einer Zentralküche hergestellt und zu den Einrichtungen transportiert wird, überwiegt (in Kitas im Mittel 55,4 Prozent; in Schulen 60 Prozent). Es gibt aber charakteristische Unterschiede in der Angebotsbreite, bei den Preisen oder auch bei der Organisation und den Abläufen. Sowohl in Kitas als auch in Schulen kann das Essen noch deutlich verbessert werden.

Dies gilt insbesondere mit Blick auf das wünschenswerte tägliche Angebot von Obst und Gemüse und das Überangebot von Fleisch in den Mittagsmahlzeiten. Auch Vollkornkomponenten sind zu selten zu finden. Die Zwischenverpflegung sollte dabei ebenfalls in ein gesundheitsförderndes, nachhaltiges Gesamtkonzept eingebunden werden, hierzu gehören auch Getränke. Spender mit Leitungswasser sind die beste Wahl.

Partizipation und Selbstbestimmtheit sind Grundvoraussetzungen für eine gesundheitsförderliche, nachhaltige Ernährung.

In Kitas und Schulen sind Essen und Ernährung Handlungs- und Bildungsfeld zugleich. Deshalb ist eine enge Verknüpfung von Verpflegung und Ernährungsbildung (formal und non-formal) eine wichtige Voraussetzung, denn der Ort des Essens ist immer auch ein Ort des Lernens. So sollten schon in den Kitas Küchen für die Kinder erlebbar werden. Produktionsküchen vor Ort erleichtern diese Erfahrung. Aber auch spezielle Kinderküchen können genutzt werden, um schon die Kleinen an die Zubereitung einfacher Speisen heranzuführen. In Schulen sollten Lernküchen mit einer entsprechenden Anzahl an Kochinseln eingeplant werden.

Partizipation und Selbstbestimmtheit sind Grundvoraussetzungen für eine gesundheitsförderliche, nachhaltige Ernährung. Hierzu müssen in den Settings entsprechende Strukturen geschaffen werden, die alle Verantwortlichen einbeziehen und es möglich machen, schnell zu reagieren, wenn Probleme vor Ort gelöst werden müssen.

Essen dient der Erholung und Entspannung, schon deshalb sind Essatmosphäre und -umgebung so wichtig. Nur in hellen, sauberen Räumen halten sich Kinder und Jugendliche gerne auf. Mit baulichen Maßnahmen kann viel erreicht werden, um in Schulen lästige Wartezeiten zu reduzieren und zu vermeiden, dass sich Schlangen vor der Ausgabe bilden. Eine Aufteilung der Räume in mehrere unterschiedlich angeordnete Sitz- und Steh-inseln oder die geschickte Einbeziehung von Pflanzenkästen schafft Nischen zum Rückzug und zum Relaxen. Ebenso wichtig sind geeignete Maßnahmen, um Lärm zu dämmen. Denn schließlich ist die Mensa auch ein Lernort, der Kommunikation und Zusammensein unter Freunden zulassen muss.