Centrum für Hochschulentwicklung (CHE)
Nur jede fünfte Fachhochschule wird von einer Frau geleitet
Die typische Leitung einer staatlichen Fachhochschule oder Hochschule für angewandte Wissenschaften ist 57 Jahre alt, seit sieben Jahren im Amt, stammt aus Westdeutschland - und ist männlich. Dies zeigt eine Studie des CHE.
Nur jede fünfte Fachhochschule beziehungsweise Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) wird laut Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) von einer Frau geleitet. Damit ist die Quote noch geringer als bei den Universitätsleitungen: Dort haben an drei von vier Universitäten Männer die Position als Rektor oder Präsident inne. „Weibliche Hochschulleitungen sind in Deutschland weiterhin eher die Ausnahme als die Regel“, sagt CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele und fordert: „Damit aus den guten Studentinnen von heute die Top-Wissenschaftlerinnen und Führungskräfte von morgen werden, braucht es auf dem Campus auch die Präsenz weiblicher Vorbilder – von der Professorin bis zur Präsidentin.“
Weitere Ergebnisse der Analyse, für welche die Lebensläufe von rund 100 amtierenden Hochschulleitungen ausgewertet wurden: Im Durchschnitt sind die Rektorinnen und Rektoren oder Präsidentinnen und Präsidenten an staatlichen Fachhochschulen und HAW in Deutschland 57 Jahre alt. Rund ein Viertel der Führungskräfte stammt aus Nordrhein-Westfalen. Fast jede zehnte Hochschulleitung wurde in Ostdeutschland geboren.
„Anders als bei den Universitätsleitungen findet man unter den FH-Führungskräften auch gelernte Tischler oder Gärtner.“ (Isabel Roessler)
Jede achte HAW-Leitung absolvierte vor dem Studium eine Ausbildung. „Anders als bei den Universitätsleitungen findet man unter den FH-Führungskräften auch gelernte Tischler oder Gärtner“, sagt Studienleiterin Isabel Roessler. In Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Bayern und Baden-Württemberg stammt außerdem jeweils mehr als die Hälfte der Hochschulleitungen aus dem eigenen Bundesland. Rund die Hälfte der HAW-Leitungen war für einen längeren Zeitraum im Ausland. Die durchschnittliche Arbeitszeit außerhalb des Hochschulsystems beträgt 8,7 Jahre. Ein Drittel aller Führungskräfte von Fachhochschulen arbeitete bereits an einer Universität.
Die CHE-Analyse soll Transparenz über die Situation der Führungskräfte an deutschen Hochschulen schaffen. Im Januar 2019 wertete das CHE die Lebensläufe von 81 Universitätsleitungen aus. Ein zentrales Ergebnis dabei: Keine einzige Universitätsleitung stammt aus Ostdeutschland. 2020 soll die Untersuchung auf Hochschulkanzlerinnen und -kanzler ausgeweitet werden.