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NRW: Deutlicher Warnschuss Richtung Potsdam

Mehr als 3.000 Lehrkräfte beteiligten sich am Dienstag in Nordrhein-Westfalen an Warnstreiks im Rahmen der laufenden Länder-Tarifrunde – rund 50 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Dadurch fielen 10.000 bis 15.000 Unterrichtsstunden aus.

In 16 Städten – Aachen, Bielefeld, Bonn, Dorsten, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Köln, Minden, Münster, Siegen, Soest, Unna und Wuppertal – versammelten sich streikende Lehrkräfte von verschiedenen Schulen zu Kundgebungen und phantasievollen Protestaktionen.

"Das macht Mut für die Fortführung der Tarifrunde am Donnerstag", erklärte GEW-Verhandlungsführerin Ilse Schaad zum erfolgreichen Verlauf des Tages.

Am Donnerstag und Freitag treffen sich die Gewerkschaften ver.di, GEW, GdP und dbb Tarifunion mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) zur nächsten Verhandlungsrunde. Neben einer Gehaltserhöhung geht es um den Abschluss einer Entgeltordnung, die erstmals auch die Eingruppierung der Lehrkräfte tarifvertraglich regelt.

Dortmund

"Kurz nach 9 Uhr war der Saal im Dortmunder Dietrich-Keuning-Haus bereits sehr gut gefüllt", berichtet Dorothea Schäfer, GEW-Landesvorsitzende und Rednerin auf der Kundgebung vor Ort. Der Demonstrationszug wurde dann fantasievoll mit einem "XL-L-ego-Baustein" und einer Samba-Gruppe in Richtung Innenstadt begleitet. "Die Stimmung war ausgesprochen gut", resümierte Schäfer folgerichtig, "und das Wichtigste: Die Menschen wollen sich die derzeitige Situation nicht mehr bieten lassen und sind bereit, sich weiter einzusetzen."

In Köln trugen rund 400 Streikende – passend zur bevorstehenden "fünften Jahreszeit" – rote Narrenkappen, die den Mützen der französischen Revolution nachempfunden waren. Ihr Motto: "Wir lassen uns nicht länger zum Narren halten." GEW-Verhandlungsführerin Ilse Schaad erklärte: „Seit 2006, noch einmal 2009 bekräftigt, gibt es die Zusage, über die Eingruppierung von Lehrkräften zu verhandeln. Jetzt sagen die Arbeitgeber: Verhandlungen hätten sie zwar zugesagt, aber nie im Leben einen Abschluss eines Tarifvertrages. Solche Verhandlungspartner verstehen nur eine Sprache: Streik!“

In Münster setzte sich um 11 Uhr ein Zug von fast 200 angestellten Lehrkräften vom Schlossgarten aus in Richtung Domplatz in Bewegung. "Es muss ein Ende haben, dass eine angestellte Lehrkraft im Schnitt mit 500 Euro weniger im Monat nach Hause geht als beamtete Kolleginnen und Kollegen", sagte Ute Lorenz, Referentin für Tarifpolitik der GEW Nordrhein-Westfalen, auf der Kundgebung. Zustimmend wurden 200 bemalte Regenschirme in die Luft gehoben, um zu zeigen: "Lasst uns Angestellte nicht im Regen stehen."

Mit Wuppertals Top-Verkehrsmittel sorgten die Streikenden im Bergischen Land für Aufmerksamkeit: Vom Treffpunkt in der City führte ein Demonstrationszug zur Schwebebahn. Mit einer voll besetzten Sonderbahn ging es weiter zur Gesamtschule Wuppertal-Barmen. Monika Dahl, stellvertretende Vorsitzende der GEW Nordrhein-Westfalen, repräsentierte als Rednerin auf der Kundgebung auch die steigende Zahl beamteter Lehrkräfte, die sich mit ihren angestellten Kolleginnen und Kollegen solidarisch zeigen: Nach ihrer Klage und dem im vergangenen Jahr mit Hilfe der GEW erstrittenen Gerichtsurteil ("Verbeamtete Lehrkräfte dürfen straflos streiken") bekundeten auch zahlreiche beamtete Kolleginnen und Kollegen ihre Solidarität. Monika Dahl betonte, dass es keine weitere Verzögerungstaktik für die gerechte Bezahlung angestellter Lehrkräfte geben dürfe: "Die öffentliche Finanzierung muss möglich sein."