Auf Einladung der GEW war eine Delegation der New Yorker Lehrergewerkschaft UFT vom 7. – 15. November zu Besuch in Berlin. Im Mittelpunkt des Programms der sieben Frauen und zwei Männer aus den USA standen der gewerkschaftliche Erfahrungsaustausch zur Privatisierung im Bildungswesen. In den USA wie in Deutschland ist das Schulwesen bisher noch überwiegend in staatlicher Verantwortung. Doch in beiden Ländern gerät das öffentliche Bildungswesen zunehmend unter Druck und sieht sich von Privatisierungen bedroht.
Die Gäste aus New York hatten die Gelegenheit zu Besuchen und Gesprächen an vier Berliner Schulen (John-F-Kennedy-Schule, Fritz-Karsen-Schule, Lina-Morgenstern-Schule und Evangelische Privatschule Berlin Mitte). "Vieles ist ähnlich, aber einiges ist auch ganz anders", meint Ellie Engler von Lehrergewerkschaft UFT, die 200.000 Mitglieder in New York vertritt. "Bei uns kann ein Schulleiter Lehrkräfte einstellen und auch entlassen. Außerdem werden die Schüler viel häufiger getestet als an deutschen Schulen". Irritiert zeigten sich die Amerikaner von der frühen Selektion im deutschen Schulsystem. "In den USA lernen alle Schüler vom ersten Schultag bis zum Abschluss in einer Schule", so Engler.
Die New Yorker Lehrergewerkschafter hatten zudem Gelegenheit zu Gesprächen mit dem Berliner DGB und Vertrauensleuten der Berliner S-Bahn, deren Instandhaltungsprobleme aufgrund von Privatisierungsplänen in jüngster Zeit viel negative Schlagzeilen verursacht hatten. Privatisierung führt in der Regel zur Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und Einkommen der Beschäftigten und zu niedriger Qualität der ehemals öffentlichen Gütern und Dienstleistungen. In dieser Einschätzung waren sich die New Yorker mit den Berliner Gewerkschaftern schnell einig.
"Der Besuch in Berlin war für uns alle eine sehr wichtige Erfahrung", meint Ellie Engler zum Abschluss des einwöchigen Besuchsprogramms. "Die Probleme sind oft ähnlich und wir können viel von einander lernen. " Der Austausch mit der UFT soll im kommenden Jahr mit einem Gegenbesuch der GEW in New York fortgesetzt werden.