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Albanien

Nevrus Kaptelli zum Präsidenten der SPASH wiedergewählt

Zum siebten Kongress der albanischen LehrerInnengewerkschaft SPASH am 19./20. Oktober in Tirana war kein Vertreter des Kultusministeriums erschienen. Viele Lehrkräfte haben Nebenjobs, um finanziell über die Runden zu kommen.

Mehr als hundert Delegierte und über dreißig Gäste befreundeter Bildungsgewerkschaften waren Ende Oktober nach Tirana gereist, um am Kongress der LehrerInnengewerkschaft SPASH teilzunehmen. Für die GEW war Hildegard Klenk der Einladung in die albanische Hauptstadt gefolgt. Große personelle Kontinuität bestimmt die Arbeit der SPASH (Sindikata e Pavarur e Arsimit te Shqiperise), die 1991 als neue Gewerkschaft gegründet wurde, nachdem es auch in Albanien - nach blutigen Unruhen - gelungen war, das alte Regime zu stürzen.

Schlechte Bezahlung, große Klassen, lange Arbeitszeiten
Mit großer Mehrheit wiedergewählt geht Nevrus Kaptelli als SPASH-Präsident in seine zweite, fünfjährige  Amtszeit. Sein Vorgänger, Bajram Kruja, hatte dieses Amt seit 1994 inne. Obwohl es seit 1998 gemeinsam mit FSASH, der zweiten albanischen Lehrergewerkschaft, Vereinbarungen mit der Regierung zur Verbesserung der Situation der Lehrkräfte gibt, sind die Arbeitsbedingungen albanischer Lehrkräfte bis heute schwierig. Die Gehälter sind so gering, dass viele einen zweiten oder dritten Job neben ihrem Lehrerberuf haben. Die Wochenarbeitszeit ist hoch, die Klassen sind groß. Allerdings konnte in den letzten Jahren der Klassenteiler von 42 Schüler/innen auf 38 gesenkt werden.

Ein Land im Aufschwung
Albanien ist ein armes Land, aber ein Land in Entwicklung. Die Konjunktur läuft hochtourig. Nach einer Steigerung der Wirtschaftsleistung 2017 um vier Prozent spricht auch im Jahr 2018 vieles für einen ähnlich temporeichen Verlauf. Mit einer Reihe von Großvorhaben zur Entwicklung der vielerorts noch rückständigen Infrastruktur stützen die Investitionen maßgeblich den Aufschwung. Schwerpunkte sind die Energieversorgung und der Verkehr, die auch für ausländische Ausrüster gute Zuliefererchancen eröffnen. Für 2018 geht die EU-Kommission davon aus, dass der private Verbrauch um 2,8 Prozent wachsen wird. Als förderlich für das Konsumklima erweisen sich nach wie vor die beträchtlichen Barmittel, welche die Auslandsalbaner ihren Familien in der Heimat zukommen lassen.

Ministerium geht auf gewerkschaftliche Forderungen nicht ein
Eine gute Zeit also, so sollte man vermuten, um mehr für Bildung zu tun und auch gewerkschaftlichen Forderungen nach einer Verbesserung der Situation der Lehrkräfte entgegenzukommen. Doch das Kultusministerium sperrt sich. Mit großem Bedauern wurde von den Delegierten des SPASH-Kongresses zur Kenntnis genommen, dass kein Vertreter des Ministeriums ihrer Einladung gefolgt war. Die internationalen Gäste des Kongresses aus Aserbeidschan, Ägypten, Kuweit, Türkei, Rumänien, Bulgarien, Kosovo, Montenegro, Mazedonien, Italien, Niederlande, Frankreich, Großbritannien und Deutschland haben das zur Kenntnis genommen. In vielen Grußworten versicherten sie den albanischen Gewerkschaftskolleginnen und – kollegen ihre Solidarität.

Projekt gegen Kinderarbeit
Die GEW ist SPASH in besonderer Weise verbunden. Seit 2014 fördert die GEW-Stiftung „Fair Childhood – Bildung statt Kinderarbeit“ in einem gewerkschaftlichen Kooperationsprojekt zu Bildung statt Kinderarbeit zwei Schulen in Kamza. Die Regierung hat viel investiert in das ehemalige Elendsviertel im Umfeld der Großstadt - Verkehrsinfrastruktur, Elektrizität, Wasserversorgung, Schulen. Die Ausstattung der Schulen in Kamza mit Material und Lehrkräften ist allerdings mehr als spärlich. Fair Childhood unterstützt die Schulbildung der Kinder mit Schulmaterial, durch Lehrkräftefortbildung  sowie Gesprächsrunden mit Eltern und SchülerInnen. Dabei sind gute Fortschritte sind zu verzeichnen. So konnte insbesondere die Zahl der SchulabbrecherInnen erheblich gesenkt werden.