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Appell für Nationalen Bildungsgipfel

„Neustart in der Bildung einleiten“

Vor dem Bildungsgipfel von Bund, Ländern, Kommunen und Wissenschaft fordert die GEW als Teil eines breiten Bündnisses, einen grundlegenden Reformprozess im Bildungswesen einzuleiten.

An den Grundschulen müssen die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen mehr gefördert werden. (Foto: GEW)

Leistungsdefizite, Chancenungleichheit, Mangel an Fachkräften: Die Probleme im Bildungswesen sind gravierend und verletzen die Rechte von Kindern und Jugendlichen auf bestmögliche Bildung. Ein breiter Kreis aus Stiftungen, Verbänden und Gewerkschaften appelliert deshalb an Bund und Länder, das Bildungswesen grundlegend zu reformieren und mehr Geld gezielt zu investieren.

„Dem Bildungssystem gelingt es immer weniger, die Fehlentwicklungen zu korrigieren.“

„Obwohl sich alle Beteiligten viel Mühe geben: Dem Bildungssystem gelingt es immer weniger, die Fehlentwicklungen zu korrigieren“, heißt es in dem Appell.

Der Bildungsgipfel von Bund, Ländern, Kommunen und Wissenschaft am heutigen Dienstag werde von seiner Ausrichtung her der Dimension der strukturellen Probleme nicht gerecht, so die Unterzeichner des Appells. „Es ist höchste Zeit, dass Bundeskanzler Olaf Scholz und die Regierungschef:innen der Bundesländer einen echten Nationalen Bildungsgipfel einberufen. Dieser Gipfel sollte alle relevanten Akteur:innen in der Bildung an einen Tisch bringen und den Auftakt zu einem grundlegenden, gesamtgesellschaftlichen Reformprozess markieren, um einen Neustart in der Bildung einzuleiten“, heißt es in dem Papier.

Die Alarmsignale seien in alle Bildungsbereichen unverkennbar:

  • bundesweit fehlen Hunderttausende Kita-Plätze
  • an den Grundschulen leiden die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen
  • an den weiterführenden Schulen sinkt das Leistungsniveau auf allen Ebenen
  • der Anteil der Jugendlichen ohne Schulabschluss bleibt hoch.
  • mehr als eine halbe Million junge Erwachsene gehen weder einer Arbeit noch einer schulischen oder beruflichen Ausbildung nach.

Daraus ergeben sich auch soziale und wirtschaftliche Belastungen für die Gesellschaft. Zudem bleibe ein Kernproblem deutscher Bildungspolitik über alle Bildungsstufen hinweg ungelöst: „Bildungserfolge hängen hierzulande noch immer zu stark von der sozialen Herkunft ab. Auf diese Weise werden die Chancen und Rechte von Kindern und Jugendlichen beschnitten und Begabungen vergeudet.“

Strukturelle Probleme angehen

Das Bildungssystem stehe vor mehreren strukturellen Problemen:

Durch den massiven Mangel an Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften leide die Qualität der Bildungsangebote an Schulen und Kitas, die Arbeitsbelastung steige und schrecke künftige Nachwuchskräfte ab. Diese Engpässe hätten auch Folgen für die Wirtschaft: Fehlende Plätze in Kitas und der Ganztagsförderung an Grundschulen erschwerten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Ein weiteres Problem stelle die Finanzierung des Bildungssystems dar. Gelder werden zu oft nach dem Gießkannenprinzip verteilt, anstatt sie gezielt dort einzusetzen, wo sie am meisten bewirken können.

Schließlich behindere die Struktur des Bildungssystems selbst nötige Reformen. Die unsystematische Verflechtung der politischen Ebenen erfordere Abstimmungen, sowohl zwischen Bund, Ländern, Kommunen und den jeweils beteiligten Ressorts, als auch mit den Trägern. Wohin das führt, zeigten zum Beispiel die zähe Umsetzung des Digitalpakts, der schleppende Ausbau des Ganztagsangebots für Grundschulkinder, die stagnierende Inklusion oder das Fehlen bundesweiter Qualitätsstandards in vielen Bereichen.

„Ein Nationaler Bildungsgipfel wäre das starke Signal, die Bildung endlich zur gemeinsamen Chefsache zu erklären.“

Die Unterzeichner des Appells fordern, „jetzt die Weichen für ein leistungsfähigeres, begabungs- und chancengerechteres Bildungssystem zu stellen“. Um den dringend benötigten Reformprozess herbeizuführen, brauche es „eine Initialzündung auf den höchsten politischen Ebenen“. Ein Nationaler Bildungsgipfel wäre „das starke Signal, die Bildung endlich zur gemeinsamen Chefsache zu erklären“. Neben Bund, Ländern und Kommunen sollten auch Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Bildungspraxis, Zivilgesellschaft sowie von Eltern und Schülerinnen und Schülern beteiligt werden.

Ziel sei ein stetiger Dialog- und Reformprozess mit gemeinsamen Zielen und verbindlichen Maßnahmen. „Denn nur mit vereinten Kräften kann der Neustart in der Bildung als elementare Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands gelingen“, schließt der Appell.