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Wer anfängt, verändert

Zwischen BerufsanfängerInnen und erfahrenen KollegInnen gibt es anfangs oft ein Spannungsverhältnis. Wer neu im Team ist, sollte bewährte Abläufe nicht ändern wollen. Ältere Mitarbeiter sollten aber auch nicht jede neue Idee ablehnen.

Jedes Team, jedes Kollegium findet seinen Weg, die "Neuen" in Kita und Schule "hereinzuholen". Dennoch wird die Routine während des Arbeitsalltags buchstäblich durcheinandergewirbelt. Wie in einem Brennglas gebündelt fragen Berufsanfängerinnen und -anfänger: Was wird von mir genau erwartet? Was darf ich, was nicht? Werde ich überhaupt ernst genommen? Welche Selbstverständlichkeiten, Regeln und Rituale gelten hier? Wo stehen welche Fettnäpfchen? Kann ich den Erwartungen entsprechen? An wen wende ich mich mit welchem Anliegen? Kann ich mit meinen Standpunkten und Ideen bei den Kolleginnen und Kollegen "landen"?

Und in Kita-Teams oder Kollegien wird häufig überlegt: Was bringt der oder die Neue an Kompetenzen, Erfahrungen und Ressourcen mit? Werden wir uns mit ihm oder ihr gut verstehen? Oder müssen wir uns auf inhaltliche und/oder organisatorische Auseinandersetzungen einstellen? Was braucht er bzw. sie an notwendigen Informationen? Wer soll sich verstärkt um ihn oder sie in der Anfangszeit kümmern?

Es ist stets ein Spannungsverhältnis von "frischem Wind" und gewachsener Tradition in dem sich Neue und "Alte" bewegen. Gewiss, es geht nicht an, Erfahrungswerte und bewährte Abläufe einfach über Bord zu werfen, nur weil jemand neu ins Team oder Kollegium kommt und meint, hier mal etwas "aufmischen" zu müssen. Ebenso sollte für die "alten Hasen" aber selbstverständlich sein, nicht jede Idee der "Neuen" abzuwiegeln. Beides hat ja seine Berechtigung: Neue Besen kehren gut, aber die alten wissen, wo der Dreck sitzt. Die Herausforderung an alle: den Berufseinstieg als eine wechselseitige Synchronisierung, ein Sich-aufeinander-Einschwingen zu verstehen, bei dem alle voneinander lernen können.

"Viel Austausch, auch informeller, hilft immer"

 

Denn: Nicht die Heterogenität in puncto Berufserfahrung, fachlicher Position, dienstlicher Rolle, Herkunft oder gar Alter oder Geschlecht entscheiden über Gelingen oder Misslingen von Verständigung. Der Schlüssel liegt vielmehr in der Anerkennung des Anderen in seiner jeweiligen dienstlichen Aufgabe und persönlichen Verfassung. Team oder Kollegium sollten Interesse an den Fragen und Erwartungen der Neuankömmlinge zeigen (und sich erinnern, welche sie selbst einmal hatten), aber auch bereit sein, mal die Perspektive zu wechseln. Andererseits sollten Berufsanfängerinnen und -anfänger nachfragen, welche Erwartungen und Ressourcen Kolleginnen und Kollegen hinsichtlich der eigenen Einarbeitung haben.

Wichtig ist: Aufgaben klar aufzuteilen, Rollen zu klären sowie mögliche persönliche sowie institutionelle "No-Gos" offen anzusprechen. Es bedarf einerseits also der Sicherheit, ebenso willkommen wie anerkannt zu sein, andererseits der Gelassenheit wie der Bereitschaft, sich beeinflussen zu lassen.

Viel Austausch, auch informeller, hilft immer. Erfahrungsgemäß nützt es auch, den Einstieg in die Berufspraxis strukturell abzusichern. Viele Institutionen machen gute Erfahrungen mit einem Paten- oder Mentorensystem, mit Einarbeitungsordnern, Leitfäden, Checklisten oder Anfänger-Stammtischen. Außerdem: Der Zeitaufwand für die Einarbeitung muss im Dienstplan regelmäßig vorgesehen sein; anderenfalls fällt er rasch "dringlicheren" Vorhaben zum Opfer. Und Vorsicht: Die Verlockung, scheinbar gut eingeführte junge Kolleginnen und Kollegen frühzeitig "voll" in den Arbeitsalltag einzubinden, könnte sich als Bumerang erweisen.