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Weltlehrer*innentag

„Lehrkräfte brauchen bessere Arbeitsbedingungen“

Lehrkräfte leisten einen unverzichtbaren Beitrag für Bildung und den Zusammenhalt der Gesellschaft, so GEW und VBE. Die Bildungsinternationale veröffentlicht zudem „25 Empfehlungen aus der Arbeit der Lehrkräfte“.

Politische Bildung und Demokratiebildung müssen einen deutlich höheren Stellenwert bekommen. (Foto: GEW)

Anlässlich des Weltlehrer*innentag am 5. Oktober haben sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) für bessere Rahmen- und Arbeitsbedingungen der Lehrenden stark gemacht. Während der Coronapandemie sei noch einmal sehr deutlich geworden, welch unverzichtbaren Beitrag Lehrkräfte für die Bildung und den Zusammenhalt der Gesellschaft in den Bildungseinrichtungen leisten.

Demokratische Werte vermitteln

Zudem veröffentlichte die Bildungsinternationale (BI, engl. Education International EI) die deutschsprachige Ausgabe des Buches „Bildung und Demokratie: 25 Empfehlungen aus der Arbeit der Lehrkräfte“. Der Band zeigt anhand internationaler Erfahrungen: Lehrkräfte haben die wichtige Aufgabe, sich für die Demokratie einzusetzen und Schülerinnen und Schülern demokratische Werte zu vermitteln.

„Die politische Bildung und die Demokratiebildung müssen einen deutlich höheren Stellenwert bekommen.“ (GEW und VBE)

VBE und GEW sind angesichts der Zunahme rassistischer, antisemitischer und extremistischer Tendenzen in der Gesellschaft sowie der Verbreitung von Verschwörungserzählungen besorgt. „Die politische Bildung und die Demokratiebildung müssen einen deutlich höheren Stellenwert bekommen“, mahnen die beiden Bildungsgewerkschaften an.

Auch während der Coronapandemie hätten Lehrkräfte einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag geleistet, um die Krise zu meistern. Daran erinnert die Bildungsinternationale am Weltlehrer*innentag, der unter dem Motto „Wir würdigen das Engagement der Lehrkräfte und gedenken der Verstorbenen in der Pandemie!“ steht. Lange hätte die Politik nicht ausreichend für den Schutz der Beschäftigten gesorgt. Die Hygienemaßnahmen, wie Testkits, Masken und die Priorisierung der Lehrkräfte bei den Impfungen, mussten von den Gewerkschaften erkämpft werden. VBE und GEW machen deutlich, dass hierdurch viel Vertrauen verspielt worden sei.

„Wir erwarten von der Politik einen grundlegenden Kurswechsel in der Bildungspolitik.“ (Maike Finnern)

Zudem habe die Coronapandemie die Versäumnisse der Politik in den vergangenen Jahren offengelegt. GEW und VBE unterstrichen, dass es für das Engagement der Lehrkräfte mehr Wertschätzung und bessere Rahmenbedingungen brauche. Gerade mit Blick auf die nun neu zu bildende Regierungskoalition fordern sie die Politik zum Handeln auf. Die fünf „Großbaustellen“ im Bildungssystem müssten umgehend angegangen werden:

  • Fachkräftemangel beheben,
  • Investitionsstau beseitigen,
  • Digitalisierung voranbringen,
  • Vision von Kita, Schule, Hochschule und Weiterbildung ausfinanzieren und Qualität anbieten,
  • Corona-Folgen abfedern.

Maike Finnern, Vorsitzende der GEW, sagt: „Es darf kein ‚Weiter so‘ geben! Wir erwarten von der Politik einen grundlegenden Kurswechsel in der Bildungspolitik. Chancengleichheit für alle muss in den Mittelpunkt rücken. Für Sanierungen und Neubauten, zusätzliche Fachkräfte und eine bessere digitale Infrastruktur sind über Jahre hinweg Milliardeninvestitionen nötig. Um diese Herausforderungen zu stemmen, brauchen wir einen Schulterschluss von Bund, Ländern und Kommunen. Die Arbeitsbedingungen müssen so gestaltet werden, dass der Beruf auf Dauer attraktiv ist, die Arbeitgeber müssen diesem Anspruch in der anstehenden Tarifrunde gerecht werden.“

„Es muss erste Priorität sein, Lehrkräfte von Aufgaben zu entlasten (...)“ (Udo Beckmann)

Der Bundesvorsitzende des VBE, Udo Beckmann, betont: „Die Wertschätzung gegenüber den Engagierten im Bildungsbereich hat in der Coronakrise sehr zu wünschen übrig gelassen. Die warmen Worte können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Situation vor Ort sich stetig verschlechtert. Der überall spürbare Personalmangel und die steigenden Anforderungen an das Lehrpersonal tun ihr Übriges. Es muss erste Priorität sein, Lehrkräfte von Aufgaben zu entlasten und den Beruf wieder attraktiver zu gestalten. Dazu gehört auch eine angemessene Bezahlung. Die anstehenden Tarifverhandlungen sollten von der Politik genutzt werden, um ihrer Wertschätzung Ausdruck zu verleihen – und nicht für Machtspielchen.“

Info: Der Weltlehrer*innentag wird seit 1994 jährlich am 5. Oktober gefeiert. Die UNESCO, die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und die Bildungsinternationale (BI) haben ihn ins Leben gerufen. Der 5. Oktober ist für die internationale Bildungsbewegung ein herausragendes Datum: 1964 haben UNESCO und ILO die „Charta zum Status der Lehrerinnen und Lehrer“ angenommen. Damit war es zum ersten Mal gelungen, in einem internationalen Konsens den Status des Lehrberufs in der Gesellschaft und die Verpflichtung der Politik zur Sicherung ausreichender Arbeits- und Lebensbedingungen für Pädagoginnen und Pädagogen festzuschreiben.
Die BI ist der internationale Dachverband von rund 400 Bildungsgewerkschaften aus 170 Ländern. Sie vertritt weltweit fast 30 Millionen Beschäftigte im Bildungswesen. GEW und VBE sind Mitglieder der BI.