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Weltlehrertag in Paris

Die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe gehörte zu den rund hundert internationalen Gästen, die am 4. Oktober an der Auftaktverstaltung der Bildungsinternationale in Paris zu einem globalen Aktionsjahr für gute Bildung teilnahmen. Eine zweite Veranstaltung fand zeitgleich in New York statt.

Fotos: Manfred Brinkmann

Aus Anlass des Weltlehrertags, der jedes Jahr am 5. Oktober gefeiert wird, hat die Bildungsinternationale am Tag davor mit zwei internationalen Veranstaltungen am Sitz der UNESCO in Paris und der UNICEF in New York die Kampagne ‘Gemeinsam für gute Bildung: Bessere Bildung für eine bessere Welt’ ins Leben gerufen. Im Zentrum der Veranstaltungen stand die Forderung nach mehr und besser ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern.

Weltweit fehlen 1,5 Millionen Lehrkräfte

In Paris wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der UNESCO Generaldirektorin Irina Bokova begrüßt. In ihrer Rede wies sie darauf hin, dass weltweit rund 1,5 Millionen Lehrkräfte fehlen, um allen Kindern den Besuch einer Grundschule zu ermöglichen. Fast die Hälfte davon werden allein in Afrika benötigt. Verstärkte Anstrengungen zur Lehrerausbildung in den Entwicklungsländern seien notwendig, um dieser Herausforderung zu begegnen. Bokova kritisierte, dass Lehrerinnen und Lehrer oft nicht beteiligt werden an der Formulierung von Bildungspolitiken, die sie umsetzen müssten. Sie sprach sich für Lerninhalte aus, die die Schüler zum Handeln befähigen und benutze zur Verdeutlichung ein Goethe-Zitat: “Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun.“

Gestiegene Arbeitsbelastungen

Fred van Leeuwen, Generalsekretär der Bildungsinternationale, dankte allen Lehrerinnen und Lehrern zum Weltlehrertag für die geleistete Arbeit und ihr Engagement für die Bildung der Kinder. Er beklagte, dass die Arbeits- belastungen der Lehrkräfte gestiegen sind und sich ihre Arbeitsbedingungen vielerorts verschlechtert hätten. Van Leeuwen kritisierte die oft unzureichende Bezahlung: „In den Entwicklungsländern reicht das Gehalt eines Lehrers oft nicht aus, um eine Familie zu ernähren. Dann müssen sie zusätzlich Taxi fahren oder andere Arbeiten annehmen, um überleben zu können.“

Weckruf an die Entscheidungsträger

Pauline Rose, bei der UNESCO verantwortlich für den jährlich erscheinenden ‚Global Monitoring Report‘, der die Fortschritte und Hindernisse bei der Erreichung der ‚Bildung für alle‘-Ziele beschreibt, wies darauf hin, dass nur noch 850 Tage für deren Umsetzung bis zum Stichtag im Jahr 2015 verbleiben. Dafür seien noch erhebliche Anstrengungen nötig. Nach Angaben von Rose mangelt es bei 215 Millionen Kindern und Jugendlichen weltweit an grundlegenden Kenntnissen in Lesen, Schreiben und Rechnen, obwohl rund die Hälfte von ihnen eine Grundschule besucht hat. Hauptgrund dafür sind zu große Schulklassen und unzureichend ausgebildete Lehrer. „Die Klassenzimmer sind überfüllt“, berichtet Rose. Der nächste ‚Global Monitoring Report‘, dessen Veröffentlichung Mitte Januar 2014 stattfindet, wird sich mit dem Problem des Lehrermangels und den Anforderungen an Lehrerbildung beschäftigen. "Wir können nur hoffen, dass die politischen Entscheidungsträger den Bericht als Weckruf verstehen und erkennen, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht", so Rose.

Keine Kompromisse bei der Qualität der Bildung

Haldis Holst, stellvertretende Generalsekretärin der Bildungsinternationale, forderte mehr Verständnis und Unterstützung für Lehrkräfte: „Statt Lehrinnen und Lehrern zu helfen, werden sie oft öffentlich kritisiert und für alle möglichen Probleme verantwortlich gemacht. Das muss sich ändern. Wir müssen das Lernumfeld verbessern und Lehrer unterstützen, damit sie in die Lage versetzt werden, guten Unterricht zu machen." Holst wandte sich gegen Bildungsreformen, die unter dem Spardiktat zustande kommen: „Wir können keinen Kompromisse bei der Qualität der Bildung machen.“

Ausbildung von Lehrkräften verbessern

Verschiedene internationale Partner, darunter Andreas Schleicher, PISA-Koordinator der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD), begrüßten das Aktionsjahr der Bildungsinternationale für gute Bildung. Es müsse sichergestellt werden, so Schleicher, dass jedes Kind Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung erhält. Dafür sei es notwendig, die berufliche Autonomie der Lehrkräfte zu stärken und eine Kultur der Zusammenarbeit zu entwickeln: „Die Wissensvermittlung von oben nach unten hat ausgedient.“ Auch die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe sicherte in einer Stellungnahme in Paris die Unterstützung der deutschen Bildungsgewerkschaft für die Kampagne der Bildungsinternationale zu: „Gute Bildung braucht gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Deshalb setzen wir uns für eine bessere Ausbildung von Erziehern und Lehrkräften ein in Kindergärten, Schulen und Hochschulen, damit sie den Anforderungen von inklusiver Bildung und multiethnischen Klassen gerecht werden können.“