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USA: Lehrerstreiks in republikanischen Bundesstaaten

Eine Serie von Lehrerstreiks in republikanisch regierten US-Bundesstaaten wie West Virginia, Kentucky und Oklahoma wirft ein Schlaglicht auf die Probleme des unterfinanzierten US-Bildungssystems.

Es sind die größten Streiks von Lehrerinnen und Lehrern in den USA seit Jahrzehnten und sie finden ausgerechnet in Bundesstaaten statt, die fest in republikanischer Hand sind. Hier ist der schlanke Staat Programm und gelten Steuererhöhungen als Teufelswerk. Folge republikanischer Sparpolitik ist, dass die schulische Infrastruktur in diesen Staaten vielfach zerfällt und Lehrerinnen und Lehrer die geringsten Gehälter und schlechtesten Sozialleistungen an öffentlichen Schulen im ganzen Land erhalten. Nicht wenige sind daher gezwungen, Zweitjobs anzunehmen, um überhaupt finanziell über die Runden zu kommen. Den protestierenden Lehrkräften geht es jedoch nicht nur um die Verbesserung der eigenen Situation. Sie fordern generell mehr Geld für öffentliche Bildung und höhere Steuern auf Unternehmensgewinne, um dies zu finanzieren.   

Unterstützung der Bevölkerung
Es begann in West Virginia, wo die zwei Bildungsgewerkschaften American Federation of Teachers (AFT) und Nationale Education Association (NEA) ihre Mitglieder für den 22. Februar zum Streik aufgerufen hatten. Auslöser war eine geplante Reform der Krankenversicherung. In allen 55 Landkreisen des Appalachen-Staates traten Lehrerinnen und Lehrer in einen unbefristeten Streik. Die Forderungen der Lehrkräfte nach mehr Geld für Bildung fanden große Unterstützung in der Bevölkerung. Der Streik war siegreich und wurde nach neun Tagen mit der Zusage einer sechs prozentigen Gehaltserhöhung für die Lehrkräfte beendet. Der Erfolg in West Virgina ermutigte die Lehrerinnen und Lehrer im Nachbarstaat Kentucky im März 2018 ihrem Beispiel zu folgen. Anlass für den Streik  in Kentucky waren geplante Kürzungen im Bildungshaushalt und eine Reform der Altersversorgung für Lehrkräfte. Auch in Oklahoma, wo Streiks von Lehrern eigentlich verboten sind, blieben die Schulen Anfang April tagelang geschlossen. Tausende Lehrkräfte, Schüler und Eltern demonstrierten über mehrere Tage vor dem Kapitol, dem Sitz des Parlaments, in Oklahoma Stadt.
 

„Wir haben genug!“
Obwohl die Regierung diesmal schnell reagierte, erstmalig seit 28 Jahren Steuererhöhungen beschloss und den Lehrkräften Gehaltserhöhungen von 6.100 Dollar pro Jahr anbot, gaben die Streikenden sich nicht damit zufrieden. Sie setzten ihren Ausstand fort und forderten 10. 000 Dollar mehr Gehalt pro Jahr und zusätzliche Investitionen ins Bildungssystem in Höhe von 200 Millionen Dollar. In einer Pressemitteilung der Bildungsgewerkschaft ‚Oklahoma Education Association‘ heißt es dazu: „Mehr als ein Jahrzehnt Versäumnisse des Gesetzgebers haben dazu geführt, dass unsere Schüler auf kaputten Stühlen sitzen, mit veralteten Schulbüchern in überfüllten Klassenzimmern lernen müssen und nur vier Tage in der Woche eine Schule besuchen können. Lehrkräfte müssen zusätzlich arbeiten oder bei öffentlichen Tafeln nach Essen anstehen, um ihre Familien zu ernähren. Wir haben genug! Keine leeren Versprechungen mehr! Regierung und Gesetzgeber müssen jetzt handeln!”