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Onlineseminar der Bildungsgewerkschaften

Unterricht aus der Ferne in Zeiten von Covid-19

Schule ist fast überall zur Haus-Aufgabe geworden, dafür hat das Coronavirus gesorgt. Doch wie Homeschooling bewältigt wird, ist für Lehrkräfte und ihre Gewerkschaften weltweit sehr unterschiedlich, wie ein Seminar der Bildungsinternationale zeigte.

Beim Onlineseminar der Bildungsinternationale (BI, auf englisch „Education International“) am 8. April teilten Bildungsgewerkschaften aus allen fünf Erdteilen ihre Erfahrungen im Umgang mit der Coronakrise.

„Mitglieder aus Ländern mit niedrigem Einkommen brauchen eher gesundheitlichen Rat.“ (Martin Henry)

„In den Ländern, die zur Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) gehören, geht es eher um Pädagogik und das Teilen von Inhalten für E-Learning“, berichtete BI-Sekretär Martin Henry von einer Umfrage der Bildungsinternationale im März, auf die 92 Mitgliedsgewerkschaften geantwortet hatten. „Mitglieder aus Ländern mit niedrigem Einkommen brauchen eher gesundheitlichen Rat“. Mit ausbleibender Bezahlung oder Entlassung kämpften vor allem Lehrende mit Zeitverträgen. 

Südafrika: Schule per Funk und Fernsehen

Mugwena Maluleke, Generalsekretär der South African Democratic Teachers Union, wies auf die hohe Ungleichheit in Südafrika hin: „In einigen Provinzen ist die Internetverbindung gut, aber die Mehrheit der Lernenden lebt auf dem Land und hat oft nicht einmal Elektrizität. Wir nutzen deshalb den Rundfunk, das öffentlich-rechtliche Fernsehen und die sozialen Medien zum Unterrichten“. Zeitverträge von Lehrpersonal seien zum Teil nicht verlängert worden. Auch wenn die Gewerkschaft mit dem Bildungsministerium schon über die Bedingungen des Ausstiegs verhandelt: Eine nahe Rückkehr zur Normalität erwartet Maluleke nicht, dafür steigen die Infektionszahlen noch zu sehr an.

Argentinien: Unterrichten mit Print und Portal

In Argentinien geht die Bildungsgewerkschaft die Probleme gemeinsam mit der Regierung an, erklärte Sonia Alesso, Generalsekretärin der Confederación de Trabajadores de la Educación de la República Argentina: „Wir haben mit dem Bildungsministerium ein Internetportal aufgelegt. Doch für diejenigen, die dazu keinen Zugang haben, wurden auch sieben Millionen Broschüren gedruckt. Die Hälfte der Bevölkerung lebt bei uns in Armut. Da müssen die Lehrerinnen und Lehrer auch noch bei der Gesundheitsversorgung helfen.“

Asien: Rat für Eltern am Telefon

In einigen Ländern im asiatisch-pazifischen Raum gehe mit den Schließungen und Beschränkungen ein Anstieg autoritärer Regierungsmethoden einher, berichtete Anan Singh vom regionalen BI-Büro in Malaysia. Die meisten Bildungssysteme seien schlecht ausgestattet, weder Lehrkräfte noch Schülerinnen und Schüler hätten Zugang zur digitalen Technologie. Während es in Südkorea eine Online-Plattform zum Unterrichten gebe, nutzten Lehrer in Nepal das Telefon, um mit Eltern und Kindern zu kommunizieren

Unterrichtsmaterial zum Teilen

Mit einer doppelten Belastung müssen Lehrende in Schweden klarkommen, wo die Schulen bis zur neunten Klasse offen geblieben sind: Sie seien in den Schulen Risiken ausgesetzt und müssten zugleich für die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe aus dem Stegreif Material für das Lernen online entwickeln, sagte Robert Fahrgren vom Lärerforebundet.

Vorlagen dafür kommen aus den USA: Kelly Booz von der American Federation of Teachers stellte die Internetplatform sharemylesson vor, die Unterrichtsmaterial und Instrumente zu verschiedenen Themen frei zur Verfügung stellt und auch Eltern beim Beschulen von Kindern mit Behinderungen berät.

BI warnt vor Benachteiligung

Die Bildungsinternationale hat vor allem die Regierungen zum Schutz der Lehrenden in dieser besonderen Lage aufgerufen. Doch sie warnt zugleich vor den Gefahren der Digitalisierung: Die dürfe nicht zur Benachteiligung von Lernenden ohne Internetzugang bei Prüfungen oder zum Verlust öffentlicher Kontrolle über die Bildung führen, heißt es in einer am 3. April verabschiedeten Resolution. Die Gesundheit verwundbarer Gruppen müsse besonders geschützt werden. Bei Schulschließungen und alternativen Beschulungsansätzen sollten Regierungen die Bildungsgewerkschaften zu Rate ziehen. Und die wollen auch mitreden, wenn es nach dem Ende der Pandemie um die Öffnung der Schulen geht.