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Umfrage: Frauen unterschätzen Lohnungerechtigkeit

Eine in der aktuellen Ausgabe von „Böckler Impuls“ vorgestellte Studie kommt zu dem Schluss: Weil die Arbeitswelt noch immer in Frauen- und Männerberufe gespalten ist, unterschätzen Frauen ihre Benachteiligung beim Lohn häufig.

Frauen geben häufiger als Männer zu Protokoll, sie empfänden ihren Verdienst als gerecht. Eine Befragung der Hans-Böckler-Stiftung von fast 17.000 Vollzeitbeschäftigten zeigt: In vier von fünf Fällen fühlen sich Frauen eher gerecht bezahlt als Männer in vergleichbarer beruflicher Situation. Allerdings sind im beruflichen Umfeld dieser Frauen überwiegend ebenfalls Frauen tätig. Betrachtet man dagegen nur die Angaben von Frauen in Betrieben mit mindestens 50 Prozent Männeranteil, so verschwinden die Geschlechterunterschiede. Die Studie kommt zu dem Schluss: Gerade weil die Arbeitswelt noch immer in Frauen- und Männerberufe gespalten ist, unterschätzen Frauen ihre Benachteiligung beim Lohn häufig. 

Der Gender Pay Gap, die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, liegt in Deutschland weiter bei mehr als 21 Prozent. Zur Ursachenforschung entwickelte die Soziologin Sarah Lillemeier den sogenannten Comparable-Worth-Index, der verschiedene Aspekte von Arbeit geschlechtsneutral abbildet und inhaltlich unterschiedliche Berufe vergleichbar macht. Der Index zeigt unter anderem: Gemessen an Anforderungen und Belastungen ist die Arbeit von Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen gleichwertig mit der von Elektrotechnikingenieuren. Diese bekommen für ihren Job jedoch rund 40 Prozent mehr Geld. Die GEW setzt sich seit langem mit der Initiative JA13 – Weil Grundschullehrerinnen es verdienen für eine gerechtere Bezahlung ein.

Nach wie vor prägen Geschlechterbilder indes die Berufswahl, wie eine Grafik in der Ausgabe 6/2018 von Böckler Impuls veranschaulicht: Weiblich waren von den Azubis bei den Elektronikern nur 2,1 Prozent, bei den Kraftfahrzeugmechatronikern 4,2 Prozent und bei den Fachinformatikern 7,7 Prozent. Bei den zahnmedizinischen Fachangestellten waren dagegen zu 98,1 Prozent junge Frauen zu finden, bei den medizinischen Fachangestellten waren es 97,6 Prozent und bei den Bürokaufleuten 72,2 Prozent. Mit weiblichen Auszubildenden wurden 2017 laut BIBB die meisten Ausbildungsverträge wie in den Vorjahren in kaufmännischen Berufen abgeschlossen, bei den Männern lag der Kfz-Mechatroniker unverändert auf Rang eins.