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Überall anders – und doch gleich

Prekäre Beschäftigungsbedingungen nehmen an den Hochschulen überall auf der Welt deutlich zu – Grund für die Gewerkschaften, aktiv zu werden und sich über Ländergrenzen hinweg auszutauschen.

Am Montag stand das Thema Hochschulbildung auf der Tagesordnung der Vorab-Veranstaltungen des 7. Weltkongresses der Bildungsinternationale (BI) in Ottawa. Die Diskussionen machten deutlich: Die Probleme im Hochschulbereich ähneln sich - trotz zum Teil sehr unterschiedlicher rechtlicher Rahmenbedingungen in den Ländern. Für den Weltkongress der Bildungsgewerkschaften, der von Dienstag bis Sonntag in der kanadischen Hauptstadt knapp 2000 Delegierte zusammen bringt, liegen auch Anträge für den Hochschulbereich vor.

Prekäre Arbeit an Hochschulen wächst

David Robinson von der kanadischen Hochschulgewerkschaft CAUT wies darauf hin, wie weit der Zusammenschluss auf internationaler Ebene beispielsweise bei den Themen Studiengebühren oder Copyright gekommen sei. Einig waren sich die Teilnehmer eines Rundgesprächs zum Thema „Prekäre Beschäftigungsbedingungen an Hochschulen“ über alle Ländergrenzen hinweg: Das ist ein wachsendes Problem, aber nicht einfach zu lösen. Es beginnt schon damit, dass es schwierig ist, die die Kolleg_innen in prekären Beschäftigungsbedingungen gewerkschaftlich zu organisieren. „Die Furcht, als ‚troublemaker‘ noch größere Probleme zu bekommen, ist gerade bei den am schlechtesten Gestellten am stärksten“, betonte Sandra Grey von Tertiary Education Union (TEU), Neuseeland.

Am Beispiel von drei Kampagnen wurde diskutiert, welche Wege zu einer besseren Mobilisierung der Betroffenen führen können, aber auch ob und wie man politische und gesellschaftliche Wege findet. Neben den Kampagnen aus Großbritannien, vorgestellt von Elizabeth Lawrence von UCU, und Quebec/Kanada, präsentiert von Caroline Senneville von der FNEEQ-CSN, stellte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe das „Templiner Manifest“ als überaus erfolgreiche Kampagne für den „Traumjob Wissenschaft“ in Deutschland vor.

Übereinstimmung auch in dieser Frage: Zusätzlich zu der Aufgabe, Tarifverhandlungen zu führen, müssen Gewerkschaften in die Gesellschaft hinein wirken und dafür Bündnisse mit anderen gesellschaftlichen Gruppen schließen. Tepe machte deutlich, dass Vernetzung und Austausch auf internationaler Ebene über die BI wichtig seien, um an den Problemen im Hochschulbereich zu arbeiten und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Strukturunterschiede

Nicht nur während dieses Panels, sondern auch in vielen Gesprächen am Rande der offiziellen Veranstaltungen wurde der deutschen Delegation immer wieder deutlich: International gibt es ganz unterschiedliche Voraussetzungen, unter denen Bildungsgewerkschaften arbeiten, etwa beim Organisationsgrad der Beschäftigten oder der Zusammensetzung der Gewerkschaftsmitglieder nach Berufen. Während die GEW in Deutschland Beschäftigte an den Hochschulen ebenso wie andere Berufsgruppen im Bildungsbereich organisiert (Lehrkräfte, Erzieher*innen, Sozialpädagog*innen usw.), gibt es in vielen Staaten Gewerkschaften, die allein die Hochschulangestellten vertreten. In einigen Ländern werden Beschäftigte mit ihrer Unterschrift unter einen Arbeitsvertrag sofort auch Mitglied der jeweiligen Gewerkschaft.

Allen Strukturunterschieden zum Trotz: Die Gewerkschaften diagnostizieren im Bildungsbereich ähnliche Problemfelder, aber auch ein gemeinsames Werteverständnis. Das ist ein tragfähiges Fundament, um in Zukunft noch stärker nach gemeinsamen Lösungsansätzen zu suchen.