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„Traumjob Wissenschaft“ in Zeiten der Wirtschaftskrise

Zum Auftakt der Europäischen Konferenz der Bildungsgewerkschaften vom 26. - 28. November in Budapest trafen sich die Delegierten aus Hochschule und Forschung. GEW-Vorstandsmitglied Andreas Keller war dabei.

Was können die europäischen Bildungsgewerkschaften tun, um junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erfolgreicher zu vertreten und anzusprechen? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Beratungen des Hochschul- und Forschungsausschusses (Higher Education and Research Caucus) der Europäischen Konferenz der Bildungsgewerkschaften am 26. November in der ungarischen Hauptstadt Budapest. Rund 80 Vertreterinnen und Vertreter von Bildungs- und Hochschulgewerkschaften aus ganz Europa trafen sich vor Beginn der Konferenz ihres europäischen Dachverbands.

Tenor der Diskussion war, dass die Gewerkschaften einerseits ihre Programmatik stärker an den Bedürfnissen von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausrichten müssen, deren Alltag immer stärker von Zeitverträgen und Teilzeitbeschäftigung bestimmt wird. Zum anderen bedarf es einer neuen politischen Kultur, die die Gewerkschaften als Ansprechpartner und Interessenvertretungen der neuen Generation in der Wissenschaft sichtbar macht. Mit Interesse nahmen die Delegierten den Bericht von Andreas Keller über die Erfahrungen mit der Templiner Manifest-Kampagne in Deutschland zur Kenntnis, mit der sich die GEW an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen für den „Traumjob Wissenschaft“ stark macht und eine große Resonanz erfährt.

Ein weiteres Thema des Ausschusses waren die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf Bildung und Forschung, die auch im Fokus der Europäischen Konferenz der Bildungsgewerkschaften insgesamt steht. Delegierte aus ost- und südeuropäischen Gewerkschaften berichteten von drastischen Kürzungen der Bildungs- und Forschungsetats, von Gehaltskürzungen, ja von der Schließung ganzer Einrichtungen. Dass nicht nur trotz, sondern gerade wegen der Krise nicht weniger, sondern mehr öffentliche Investitionen in Bildung und Forschung notwendig sind, war die einhellige Einschätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. „Nicht wir sind ideologisch, sondern diejenigen, die uns wider besseren Wissens eine Kürzungspolitik verordnen wollen“, resümierte der Ausschussvorsitzende Jens vra Jensen von der dänischen Hochschulgewerkschaft Dank Magisterforening.

Schließlich diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den aktuellen Stand der Entwicklung des Bologna-Prozesses. Der europäische Dachverband der Bildungsgewerkschaften wird sich dafür einsetzen, dass die Verabredung des Budapest-Wien-Kommunikees von 2010 umgesetzt wird. Vor zwei Jahren hatten die europäischen Bildungsministerinnen und -minister in den beiden Donaumetropolen verabredet, die Lehrenden, Forschenden und alle anderen Hochschulbeschäftigten stärker bei der Umsetzung der Bologna-Reformen zu unterstützen: Für sie soll eine förderliche Umgebung („supportive environment“) geschaffen werden.