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Thüringen plant Inklusives Schulgesetz - Schwerpunktthema der "tz" im April

Die rot-rot-grüne Landesregierung in Thüringen will das Schulgesetz überarbeiten. Ziel ist die Zusammenführung des Förderschulgesetzes und des allgemeinen Schulgesetzes zu einem Inklusiven Schulgesetz.

Thüringen ist das einzige Bundesland, das noch ein separates Gesetz für Förderschulen hat. "Wir müssen davon wegkommen", die Unterschiede zwischen den Schulen zu betonen, sagte Landesbildungsministerin Birgit Klaubert im Interview mit der Aprilausgabe der "tz". Ein „Schulgesetz für alle“ biete bessere pädagogische Koordination, mehr Durchlässigkeit und gezieltere Förderung. Schulen sollten sich zu inklusiven Schulen entwickeln. "Damit ist der Anspruch verbunden, eine Lern- und Schulkultur zu leben, die alle fördert und niemanden ausgrenzt." Der gemeinsame Unterricht werde zunehmen. Klaubert zufolge könnte das Gesetz 2018 in Kraft treten und zum Schuljahresbeginn im Herbst in allen Schulen gelten.  

Die stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Steffi Kalupke sieht mit Blick auf das geplante Gesetzt indes "mehr Fragezeichen als Zustimmung". Unter anderem fragt sie sich, wie die Landesregierung dem steigenden Bedarf von gut ausgebildeten LehrerInnen und Sonderpädagogischen Fachkräften künftig gerecht werden wolle. Kalupke fordert die Bildungsministerin zudem auf: "Sprechen Sie mit den vielen PraktikerInnen, und zwar bevor das Inklusive Schulgesetz in Kraft tritt." Ohne die Lehrkräfte und die Verantwortlichen aus Kommunen und der Wirtschaft einzubeziehen, werde "die Umsetzung des Inklusiven Schulgesetzes nur eine Vision bleiben".

Der Erfolg von Inklusion dürfe nicht allein vom Engagement der PädagogInnen abhängig gemacht werden, fordert die GEW-Landesvorsitzende Kathrin Vitzthum. Viele nötige Rahmenbedingungen seien in Thüringen bisher nicht flächendeckend gegeben. So fehlten neben einer inklusiven PädagogInnenbildung Zeit für Vorbereitung, Absprachen, Weiterbildung und Reflexion. Außerdem gebe es zu wenig Rückzugsräume für Kinder und Lehrkräfte in den Schulen.

Die Integrierte Gesamtschule in Erfurt arbeitet derweil bereits seit neun Jahren inklusiv. Schwerpunkte des Schulkonzeptes sind die Individualisierung des Unterrichts, eine stärkere Rhythmisierung des Tages und die konzeptionelle Integration von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Ein Förderlehrer arbeitet in jedem Team und ist zur Unterstützung der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf da sowie zur Beratung der Fachlehrer. Probleme bereiten jedoch wie an anderen Schulen die personellen und räumlichen Voraussetzungen. Häufig haben FörderlehrerInnen eine geringe Stundenanzahl und so lässt sich das Konzept schwer umsetzen.

Eine Umfrage der GEW Thüringen zum Thema Inklusion und Gemeinsamer Unterricht unter den Thüringer LehrerInnen und Sonderpädagogischen Fachkräften ergab unterdessen: Da die Inklusion ohne Vorbereitung der Lehrkräfte mit dem gemeinsamen Unterricht begonnen hat, fühlen sich viele KollegInnen belastet. Der Wunsch nach Fortbildungen ist groß. Noch immer ist zudem die Raumsituation sehr unbefriedigend. Oft haben Schulgebäude keine freien Kapazitäten mehr übrig.

Die komplette Aprilausgabe der "tz" mit dem Schwerpunkt "Inklusion und Gemeinsamer Unterricht - Die Quadratur des Kreises?" steht online zum Lesen bereit.