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Tepe warnt in der Debatte um Max Traeger vor Vorverurteilungen

Wissenschaftler der Universität Leipzig werden die Geschichte der GEW und damit auch die Rolle des ersten Vorsitzenden Max Traeger zur und nach der NS-Zeit unter die Lupe nehmen. GEW-Chefin Marlis Tepe rief auf, Traeger nicht vorab zu verurteilen.

Foto: Kay Herschelmann

In der Debatte um die NS-Vergangenheit der GEW und insbesondere die Rolle des Gewerkschaftspioniers Max Traeger mahnt die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe zur Besonnenheit. Traeger dürfe "nicht vorverurteilt" werden, sagte Tepe am Sonntag beim 28. Gewerkschaftstag in Freiburg. Forderungen, den Namen der Max-Traeger-Stiftung zu ändern, erteilte sie zum jetzigen Zeitpunkt eine Absage. Der Universität Leipzig sei ein umfassender Forschungsauftrag erteilt worden. Die Ergebnisse sollten zunächst abgewartet werden, betonte Tepe – was indes bis zu drei Jahre dauern könne. Die Gewerkschaftschefin bekräftigte, die GEW werde ihre Geschichte Schritt für Schritt aufarbeiten.  

Hintergrund der Diskussion um Traeger ist ein Buch des Erziehungswissenschaftlers Benjamin Ortmeyer über den Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB). Laut Ortmeyer und Koautorin Saskia Müller waren 97 Prozent aller Lehrer während der Nazizeit im NSLB organisiert, viele wurden später in den Schuldienst der Bundesrepublik übernommen. Umstritten ist unter anderem auch, welche Rolle Traeger bei der Überführung der GEW-Vorläuferorganisation "Gesellschaft der Freunde" in den NSLB hatte.  

Laut der ersten wissenschaftlichen Traeger-Biografie des früheren Hamburger GEW-Vorsitzenden Hans-Peter de Lorent war Traeger, der die GEW von 1947 bis 1952 und von 1958 bis 1960 führte,  weder Nazi noch Mitläufer, sondern engagierte sich mit anderen Lehrkräften in einem "Untergrundvorstand". Zudem sei er nie in der NSDAP gewesen und von den Nazis als Schulleiter entlassen worden. De Lorent stellt sein Buch am Sonntagabend am Rande des Gewerkschaftstages vor.

Links
  • 28. Gewerkschaftstag der GEW
  • Fotos vom Gewerkschaftstag