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Tarifrunde TVöD 2020

„Scheinbar fehlt es den Arbeitgebern am nötigen Durchblick"

Saubere Aktion: Eine GEW-Putztruppe reinigte demonstrativ die Scheiben des Büros des Verbandes Kommunaler Arbeitgeber (VKA) in Frankfurt. Auch in Esslingen gab es Proteste im Tarifstreit.

Überraschenden Besuch erhielt am Dienstag der Verband Kommunaler Arbeitgeber (VKA) in seinem Büro am Allerheiligentor in Frankfurt. GEW-Kolleginnen und Kollegen des Eigenbetriebs Kita Frankfurt wollten bei den kommunalen Arbeitgebern für klare Sicht im Tarifkonflikt sorgen. Mit Glasreiniger und Abzieher reinigten sie die Scheiben im Eingangsbereich der VKA-Geschäftsstelle. 

„Anerkennung muss sich auch auf dem Lohnzettel ausdrücken.“ (Anne-Maren Horn)

Denn, so Anne-Maren Horn, Erzieherin und Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW): „Scheinbar fehlt es den Arbeitgebern am nötigen Durchblick. Einerseits hören wir ständig lobende Worte über unseren Einsatz, dass Anerkennung sich aber auch auf dem Lohnzettel ausdrücken muss, scheint bei den Arbeitgebern nicht angekommen zu sein.“

Deshalb wollen sie und ihre Mitstreitenden mit ihrer Aktion zusätzlich Druck aufbauen, damit endlich Bewegung in die Tarifverhandlungen kommt.

Der „Putzgruppe“ der GEW  geht es dabei nicht allein um das eigene Gehalt, betont Horn: „Dem Fachkraftmangel ist ohne eine Verbesserung der Bezahlung im Öffentlichen Dienst nicht zu begegnen, wir kämpfen so auch für die Qualität unserer Arbeit.“

Beteiligung am Warnstreik

„Letzte Woche haben wir uns am Warnstreik beteiligt, denn es hat von Arbeitgeberseite bisher noch nicht mal ein Verhandlungsangebot gegeben“, berichtet Benedikt Heddesheimer, gleichfalls Beschäftigter beim städtischen Eigenbetrieb. So unterstützten die Kolleginnen und Kollegen aus dem Kinderzentrum Marburger Straße in Frankfurt-Bockenheim die Forderungen der Gewerkschaften zur Tarifrunde 2020. Das bedeutet: 4,8% mehr Lohn für gute Arbeit ist auf keinen Fall zu viel, sondern das Mindeste was den Arbeitgebern unsere Arbeit wert sein sollte!

Die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes fordern 4,8 Prozent, mindestens jedoch 150 Euro mehr Gehalt. Zudem erwarten sie, dass die wöchentliche Arbeitszeit für die Angestellten in den östlichen Bundesländern auf 39 Stunden gesenkt und damit an das Westniveau angeglichen wird. Die Forderung bezieht sich auf eine Laufzeit des Tarifvertrags von einem Jahr.

Die dritte Verhandlungsrunde ist für den 22./23. Oktober in Potsdam geplant.

In der Tarifrunde 2020 für den öffentlichen Dienst in Bund und Kommunen geht es um Gehaltserhöhungen für rund 2,3 Millionen Beschäftigte. Ver.di hat gegenüber den Arbeitgebern von Bund und Kommunen die Verhandlungsführerschaft für die DGB-Gewerkschaften GEW, GdP und IG BAU.

Mehr als 500 demonstrieren in Esslingen

Auch in Baden-Württemberg erfasste die Streiklust letzte Woche mehr und mehr die Mitglieder der GEW. In Esslingen stellten sich am 1. Oktober bei der Kundgebung auf dem Markplatz mehr als 500 Kolleginnen und Kollegen hinter die Forderungen der Gewerkschaften. Sie gingen sehr achtsam miteinander um und beachteten die Coronaregeln. Viele Passantinnen und Passanten sprachen den Streikenden ihre Sympathie aus.

Betroffen vom Warnstreik waren unter anderem 20 Kitas, der Nahverkehr und das Klinikum der Stadt. Ebenfalls bestreikt wurde die Hauswirtschaft des Klinikums und des Jugendamts Stuttgart.

In Bayern trafen sich Beschäftigte verschiedener Kitas in Murnau im Landkreis Weilheim-Schongau, um mit Transparenten und riesengroßen Klatschhänden ihren Unmut über fehlende Angebote seitens der Arbeitgeber auszudrücken.