Zum Inhalt springen

Tarifergebnis im Sozial- und Erziehungsdienst mit deutlicher Mehrheit angenommen

72,06 Prozent der GEW Mitglieder haben dafür gestimmt, das Ergebnis der Tarifverhandlungen für den Sozial- und Erziehungsdienst (SuE) anzunehmen. Das Ergebnis tritt rückwirkend zum 1. Juli 2015 in Kraft, die Streiks sind damit beendet.

Foto: Daniel Merbitz

In einer Urabstimmung haben 72,06 Prozent der im Tarifbereich Beschäftigten GEW-Mitglieder dafür gestimmt, das Ergebnis der Tarifverhandlungen für den kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst vom 30. September anzunehmen. Auch die ver.di-Mitglieder sprachen sich mit 57,2 Prozent für die Annahme aus. Somit tritt nach monatelangen Verhandlungen mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) rückwirkend zum 1. Juli 2015 ein verbesserter Eingruppierungstarifvertrag in Kraft. Den alten Eingruppierungstarifvertrag hatten die Gewerkschaften mit Ablauf der fünfjährigen Laufzeit zum 31. Dezember 2014 gekündigt und die VKA zum Verhandeln aufgefordert. 

„Die große Zustimmung der Mitglieder zeigt: Sie erkennen an, dass wir – gerade mit Blick auf die Hartleibigkeit der Arbeitgeber – ein ordentliches Ergebnis erreicht haben. Außerhalb der regulären Entgelttarifrunden gibt es strukturelle Verbesserungen und Einkommenszuwächse“, sagte Andreas Gehrke, für Tarif- und Beamtenpolitik verantwortliches GEW-Vorstandsmitglied. Das Ergebnis sei „nach 2009 ein weiterer Schritt zur Aufwertung des SuE-Berufsfeldes“, dem aber weitere Schritte folgen müssten, betonte Gehrke: „Die GEW wird an der Aufwertung der SuE-Berufe dran bleiben.“ 

Die Beschäftigten hatten mit mehrwöchigen Streiks ihren Forderungen Nachdruck verliehen. Die Arbeitskämpfe waren seit der Anrufung der Schlichtung im Juni ausgesetzt und sind mit Annahme des Tarifergebnisses jetzt beendet.  Bereits im Frühjahr 2016 folgt die nächste reguläre Tarifrunde für den gesamten öffentlichen Dienst. Die zu erwartende Tariferhöhung im kommenden Jahr gilt dann zusätzlich zur aktuell erzielten Verbesserung durch die veränderte Eingruppierung der Beschäftigten. 

Wir haben alle Antworten auf die häufigsten Fragen zum Verhandlungsergebnis zusammengestellt.

Kommentare
Name: Kati
Ablauf der Urabstimmung
Ich hoffe sehr, dass GEW und ver.di sich bei der Stimmauszählung auch an die eigenen Arbeitskampfrichtlinien gehalten haben und sich die Prozentzahlen auf die Gesamtanzahl der stimmberechtigten Gewerkschaftsmitglieder bezieht und nicht nur auf die abgegebenen Stimmen! Dann allerdings müsste die Urabstimmung in anderen Städten ganz anders abgelaufen sein als hier in Wiesbaden, wo es ver.di seinen Mitgliedern fast unmöglich gemacht hat, überhaupt an der Urabstimmung teilzunehmen. Noch nicht einmal die Vertrauensleute von ver.di haben hier Informationen zur Urabstimmung bekommen! Mich verwundert die hohe Zustimmung, da ich nach Gesprächen mit Kolleg(inn)en hier ein anderes Meinungsbild hatte. Kann die GEW in die Tarifrunde 2016 die Forderung nach Mitnahme der Erfahrungsstufe beim Arbeitgeberwechsel mit aufnehmen? Das wäre ein wichtiger Punkt!!!
29.10.2015 - 16:08
Name: Dieter Schwarz
Tarifergebnis im Sozial- und Erziehungsdienst mit deutlicher Mehrheit angenommen
Das Ergebnis ist nicht nur beschämend es ist ein Desaster! Persönliche Konsequenz: Kündigung und Abschluss einer Rechtsschutzversicherung. Emotionale Konsequenz: Vertrauen in Gewerkschaftsfunktionäre, die man gut fand, ist bitter enttäuscht worden. Letztendlich seid ihr nur Pragmatiker, ihr habt lieber auf die Karte "pro junge neue Mitglieder aus dem Bereich der ErzieherInnen" gesetzt, als auf die der "älteren Mitglieder der Sozpäd". Berufsspolitische Konsequenz: Die beinahe historisch herauf beschworene Chance der AUFWERTUNG wurde ins Lächerliche gezogen, einmal habe ich gehört, wenn man 10% fordert, meint man eigentlich 5% (am bitteren Ende 1,irgendwas für Sozpäd und keine Chance den eigenen Besitzstand zu wahren, wenn man mal den AG wechseln will). Die Chance kommende zusätzliche Bedarfe und natürlich Anforderungen an soziale Berufe aufgrund der Flüchtlingssituation in Deutschland in die Tarifauseinandersetzung hinein zu tragen, habt ihr nicht mal gewittert. Und jetzt bloß nicht sagen, wir sind eine Mitmachgewerkschaft, das hätte von euch kommen müssen...
29.10.2015 - 17:39
Name: Daniel Hirschmann
Wahlbetrug
Tja, ich und 2 Kolleginnen haben auch keine Wahlunterlagen bekommen. Das nenne ich wohl Wahlbetrug. Mein Vertrauen habt ihr verloren.
29.10.2015 - 17:54
Name: Daniel
Urabstimmung
Das ist doch mehr als schäbig so ein Ergebnis anzunehmen! Nur weil die Streikkassen angeblich leer sind. Für was brauchen wir die Gewerkschaften überhaupt noch? Mit der Erhöhung der Krankenkassenbeiträge nächstes Jahr hab ich weniger im Geldbeutel als jetzt! Werde austreten!!!
29.10.2015 - 18:49
Name: Akinom
ich fühle mich auch "allein" gelassen und denke über Austritt nach.
Ich habe noch nicht alle Kommentare gelesen. Zusammengefasst geht es mir genauso. 1. Ich hätte auch für "NEIN" gestimmt. 2. Habe auch KEINE Unterlagen bekommen 3. Ärgert es mich auch sehr, dass gar keine Rede mehr von den Rückstufungen ist. _OK, soll wohl nächstes Frühjahr dran sein. TROTZDEM: Wie es gelaufen ist, bin ich nicht zufrieden. 4. Wo ist der Unterschied, ob ich GEW Mitglied bin oder nicht? Wie Kolleginnen sagen, die nicht in der GEW oder Verdi sind: "Das was die Anderen bekommen , bekommen wir auch." Warum also GEW Gebühren zahlen, wenn sowieso keine Beteiligungan der Abstimmung, die mir dieses mal SEHR, SEHR wichtig war.
29.10.2015 - 19:09
Name: Tascha
Da stimmt was nicht!
Da ist doch gewaltig was faul. Die Stimmung in meiner Umgebung ist und war nachwievor (oder sogar 'jetzt erst Recht') definitiv für NEIN bei der Urabstimung. Das Ergebnis ist ein Witz! So wird der Beruf nicht aufgewertet und dann braucht man sich nicht wundern, wenn der Nachwuchst wegbleibt und die Qulität immens drunter leider. Und die Laufzeit ist viel zu lang. Mein Freund ist Elektroingenieur und sein Tarivvertragsgehalt steigt jährlich (!).
29.10.2015 - 22:38
Name: SiSo
Urabstimmung
Ich war heute sehr verwundert über die Mail mit den Ergebnissen der Urabstimmung... da ich bis dahin noch auf meine Abstimmungsunterlagen gewartet habe. Und ja, ich bin Stimmberechtigt und nicht umgezogen oder Ähnliches... Leider wurde ich also nicht mit einem Stimmzettel nach meiner Meinung gefragt, darum gibt's diese jetzt hier: Ich fühle mich vera*****. Wir gehen wochenlang auf die Straßen und kämpfen endlich mal richtig um Anerkennung und dann sowas! Für Sozialarbeiter (die nicht im ASD sind) ist so gut wie nix rausgekommen. Dann noch die Panikmache von wegen, wir machen uns lächerlich und die Eltern stünden bei weiteren Streiks nicht mehr hinter uns. Und die Empfehlung zur Annahme der Einigung. Komisch, dass alle, die hier schreiben dagegen waren, wo sind die 70% die dafür sind? Für mich gibt es nur einen Weg mein Gehalt nun etwas aufzubessern: Austritt aus der Gewerkschaft!
29.10.2015 - 22:53
Name: GEW Hauptvorstand
Re: Tarifergebnis im Sozial- und Erziehungsdienst mit deutlicher Mehrheit angenommen
Lieber Kollege Dieter Schwarz, es war eine lange Verhandlung mit sehr unbeweglichen Arbeitgebern. Unterm Strich haben wir aber ein ordentliches Ergebnis erzielt, insbesondere im Vergleich zum Schlichterspruch. Die Arbeitgeber haben noch einmal ordentlich drauf gelegt und wir konnten insgesamt eine wesentlich fairere Verteilung der Gehaltszuwächse erreichen. Die Berufsgruppe der Sozialpädagoginnen und -pädagogen erhielt schon nach dem Schlichterspruch einen Gehaltszuwachs. Zugegeben: Der ist nicht hoch. Je nach Erfahrungsstufe zwischen 1,21 und 2,21 Prozent. Das macht ein monatliches Plus, das zwischen 47 und 61 Euro liegt. Die Arbeitgeber haben bei den Sozialarbeitern vom ersten Tag an gemauert und wollten eigentlich nicht einen einzigen Cent geben. Ihr Argument: Sie behaupteten steif und fest, dass sich das Arbeitsfeld der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in den vergangenen fünf Jahren – also seit Einführung der S-Tabelle – nicht verändert habe. Trotzdem haben wir eine, wenn auch geringfügige, Erhöhung durchgesetzt, die übrigens zusätzlich zu den regelmäßigen Tarifrunden kommt! Die nächste reguläre Tarifrunde für den gesamten öffentlichen Dienst steht ja schon 2016 ins Haus. Deine GEW Internetredaktion
30.10.2015 - 09:22
Name: GEW Hauptvorstand
Re: ich fühle mich auch "allein" gelassen und denke über Austritt nach.
Lieber Kollegin Akinom, weiter oben haben wir bereits ausführlich erkläutert, warum es in einigen Fällen keine Wahlunterlagen gab. Es waren - zusammengefasst - nicht alle Streikenden auch Stimmberechtigt. Falls trotzdem keine Wahlunterlagen angekommen sind, melde dich bitte bei deinem GEW Landesverband, um dein Daten zu überprüfen! Ansonsten stehen wir auch gerne wieder als Kontakt zur Verfügung. Zu Punkt 4.: Ja, der Tarifvertrag wird vom Arbeitgeber freiwillig auf alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen angewendet, dass muss er aber strend genommen nicht. Außerdem: Ohne Mitgliedschaft in der Gewerkschaft kann es auch keinen erfolgreichen Arbeitskampf geben. Ohne Organisierung der Kolleginnen und Kollegen in der Gewerkschaft kann es keine Tarifverhandlungen und auch keine Streiks geben. Deine GEW Internetredaktion
30.10.2015 - 09:40
Name: GEW Hauptvorstand
Stimmberechtigung und Wahlergebnis
Lieber Kolleginnen und Kollegen, lieber Daniel Hirschmann, liebe SiSo, wie bereits oben erwähnt, kann es verschiedene Gründe dafür geben: Nicht alle Beschäftigten in Einrichtungen des Sozial- und Erziehungsdienstes waren stimmberechtigt. Stimmberechtigt waren nur GEW-Mitglieder, die im unmittelbaren Geltungsbereich der Entgeltordnung für den Sozial- und Erziehungsdienst (Anhang zur Anlage C TVöD VKA) beschäftigt sind. Das erkennt Ihr daran, dass Euer Gehalt nach der sogenannten S-Tabelle ermittelt wird und sollte aus Deinem Arbeitsvertrag ersichtlich sein. PraktikantInnen bspw. (auch im Anerkennungsjahr) fallen unter einen anderen Tarifvertrag und sind nicht stimmberechtigt. Wichtig ist auch, dass in der GEW Mitgliederverwaltung die aktuellsten Kontaktdaten und Informationen zur Arbeitsstelle hinterlegt sind. Das geht z.B. bei einem Umzug oder Arbeitgeberwechsel schnell unter. Falls Ihr abstimmungsberechtigt seid, aber keine Unterlagen erhalten habt, kontaktiert bitte Euren zuständigen Landesverband und bittet die Kolleginnen und Kollegen, Eure Daten zu überprüfen. Ich hoffe, dass die Informationen Euch weiterhelfen, meldet Euch ansonsten gern wieder. Von allen Wahlunterlagen der stimmberechtigten Mitglieder, die wir erhalten haben, sind 72,06% für eine Annahme des Verhandlungsergebnisses, das ist ein klares Zeichen der großen Zustimmung aller stimmberechtigten Mitglieder. Eure GEW Internetredaktion.
30.10.2015 - 09:40
Neuer Kommentar