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Tarifeinigung: Zwei mal ein Prozent mehr

Am 16. Januar 2013 wurden die schwierigen Verhandlungen über eine Gehaltssteigerung bei Berlitz fortgesetzt.

(Foto: GEW)

Das letzte Angebot der Arbeitgeber (0,7 Prozent zum März und eine Einmalzahlung in Höhe von ebenfalls 0,7 Prozent zum September) hatte die Tarifkommission der GEW zurückgewiesen. Ihr Ziel war nach dem Lohnverzicht der letzten Jahre die Rückkehr zu einer normalen Gehaltsentwicklung. Dafür sah die Geschäftsleitung angesichts roter Zahlen im Jahresabschluss 2012 jedoch keinen Spielraum. Nur bei einer längeren Laufzeit des Tarifabschlusses sei es möglich, die Reallöhne stärker zu erhöhen.
Nach mehreren Verhandlungsrunden legte die Geschäftsführung schließlich folgendes "letztes" Angebot vor:

Die Reallöhne der Beschäftigten einschließlich der Tabellenentgelte der Lehrkräfte werden in zwei Schritten erhöht:

  • zum 1. Januar 2013 um 1,0 Prozent,
  • zum 1. Januar 2014 um weitere 1,0 Prozent.

Die Laufzeit beträgt 24 Monate.

Dieses Angebot hat die GEW Tarifkommission intensiv und kontrovers diskutiert. Einerseits liegt es weit unterhalb der Forderungen der GEW und wird bei den Beschäftigten kaum Grund zum Jubeln sein. Andererseits stellt es gegenüber dem Angebot aus dem Dezember eine deutliche Verbesserung dar, weil die gesamte Erhöhung die Reallöhne betrifft und damit langfristig wirkt. Am Ende werden die Gehälter um zwei Prozent höher liegen statt nur um 0,7 Prozent und künftige Gehaltserhöhungen bauen auf diesem Wert auf.

Die Tarifkommission hat auch die wirtschaftliche Lage von Berlitz und die Drohung der Arbeitgeber, dass bei einer stärkeren Gehaltserhöhung weitere Restrukturierungsmaßnahmen (sprich: Entlassungen) unvermeidbar wären, bei ihrer Entscheidung berücksichtigt. Sie hat konkrete Szenarien für mögliche Streikaktionen durchgespielt.

Ausschlaggebend war am Ende die Einschätzung, dass das Angebot der Arbeitgeberseite auch durch Streiks nicht weiter zu verbessern gewesen wäre. Deutlich wurde in diesem Zusammenhang auch, wie sehr die Geschäftsführung von Berlitz Deutschland gegenüber der Konzernleitung in Tokio unter Druck steht.

Auf Grundlage dieser Gesamtbetrachtung hat sich die Tarifkommission letztlich für die Annahme des Arbeitgeberangebots ausgesprochen. GEW-Verhandlungsführerin Ilse Schaad bewertete den Abschluss als "den besten Kompromiss, der in dieser Lage zu erreichen war. Hier sieht man, was passiert, wenn Weiterbildungsträger sich an internationale Konzerne verkaufen, denen es ausschließlich darum geht, ihre Profite zu maximieren."