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Studie zu Beruflicher Bildung

Systemrelevante Berufe haben es in sich

Die größte Gruppe der Beschäftigten in systemrelevanten Berufen und Branchen ist beruflich qualifiziert. Das zeigt eine aktuelle Studie. Zeit für eine Aufwertung der Beruflichen Bildung und der systemrelevanten Berufe!

Foto: colourbox.de

Die Berufliche Bildung trägt in erheblichem Umfang zur Systemerhaltung einer Volkswirtschaft und der Sicherung der Grundbedürfnisse bei – gerade in Krisenzeiten. Das hat jetzt eine Studie des   Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) ergeben. Die Studie arbeitet die Bedeutung der Berufsbildung in der Krise heraus und untersucht dabei Berufe und Sektoren, die bei der Lösung der Corona-Pandemie und anderen Krisen, wie Natur- und technischen Katastrophen helfen. 

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Hauptlast der systemrelevanten Tätigkeiten von beruflich Qualifizierten getragen werde. Das Schwergewicht liege dabei vor allen in der Lebensmittelherstellung und dem Handel, in der Logistik und der Transportbranche, im Bankensektor und der Energieversorgung. In diesen Sektoren liegt der Anteil der Personen mit beruflicher Qualifikation bei über 60 Prozent.

Im Gesundheitswesen, der Betreuung, den Medien und der Wissenschaft gibt es zwar einen nennenswerten Anteil an Akademikerinnen und Akademikern, aber auch hier liegt der Anteil mit gut über einem Drittel bei Personen mit beruflicher Qualifikation. Die Ersetzbarkeit von menschlicher Arbeit durch digitale Systeme in diesen systemrelevanten Bereichen, vor allem im Erziehungs-, Gesundheits- und Pflegebereich, wird laut der Studie von den Betrieben als eher begrenzt eingeschätzt.

„Die beruflich Qualifizierten tragen in entscheidender Weise zur Versorgung und Sicherung der Grundbedürfnisse der Gesellschaft bei.“ (Ansgar Klinger)

Von den gut 8 Millionen Personen, die in sogenannten systemrelevanten und infrastrukturkritischen Berufen und den entsprechenden Branchen arbeiten, gehören alleine gut 900.000 Personen zum Sektor Schulen, Kinder- und Jugendhilfe, Behindertenhilfe. „Die beruflich Qualifizierten tragen in entscheidender Weise zur Versorgung und Sicherung der Grundbedürfnisse der Gesellschaft bei. Dazu gehören auch diejenigen im Erziehungs-, Gesundheits- und Sozialwesen,” sagte GEW-Vorstandsmitglied für Berufliche Bildung und Weiterbildung, Ansgar Klinger.

„Jetzt ist die Gesellschaft mit einer Aufwertung der Berufe am Zuge.“ (Ansgar Klinger)

Ein maßgeblicher Teil der systemrelevanten Berufe hat einen Frauenanteil von über 70 Prozent. Dazu gehören Bereiche wie die Pflege, der Einzelhandels oder eben die Bildung in Erziehungseinrichtungen und Schulen. Das Erziehungspersonal in Kindergärten und Vorschulen ist sogar zu 93 Prozent weiblich. Kennzeichnend für diese Bereiche, erklärte Klinger, sei die niedrige Bezahlung und der Ruf nach finanzieller und gesellschaftlicher Aufwertung.

Insbesondere bei den Lehrkräften, aber auch bei den gesundheitsrelevanten Berufen zeigt die Studie einen erheblichen Fachkräftemangel auf. „Jetzt ist die Gesellschaft mit einer Aufwertung der Berufe am Zuge.“, sagte Klinger.

Klinger forderte Politik und Arbeitgeber auf, diese Berufe künftig noch attraktiver zu machen und ihnen die gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung zukommen zu lassen, die ihnen gebührt – nicht nur in Krisenzeiten. „Die derzeitige Diskussion über Sonderzahlungen und eine langfristig bessere Entlohnung geht zwar in die richtige Richtung. Dass dafür erst eine Pandemie nötig war, ist jedoch aus Sicht der Gewerkschaften inakzeptabel,“ kritisierte Klinger.