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Systematische Berufsorientierung gefordert

Für eine gendersensible Berufsorientierung sind Lehrkräfte mit Genderkompetenz notwendig. Die meisten Klassenlehrkräfte seien dagegen oft nicht speziell ausgebildet, kritisiert die Erziehungswissenschaftlerin Hannelore Faulstich-Wieland.

Die Erziehungswissenschaftlerin Hannelore Faulstich-Wieland fordert eine systematische gendersensible Berufsorientierung. Es brauche Lehrkräfte, "die sich das Thema zu eigen machen und über eine bestimmte Genderkompetenz verfügen", sagte die Professorin für Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg mit Schwerpunkt Schulpädagogik im "E&W"-Interview. Zurzeit übernähmen in der Regel Klassenlehrkräfte die Berufsorientierung, die oft nicht speziell ausgebildet seien und kein gendersensibles Unterrichtsmaterial nutzten. Oder es unterrichteten Lehrkräfte aus der Berufsschule, die sich zunächst auf die neue Altersstruktur einstellen müssten und sich meist auch nur in ihrem Berufsbereich gut auskennen würden.

Faulstich-Wieland räumte ein, es sei "nicht leicht, das Geschlecht in der Phase der Berufsorientierung zu thematisieren, da muss man zwischen Dramatisierung und Entdramatisierung eine gute Balance finden". Lehrkräfte sollten nicht alles durch die Genderbrille sehen, denn damit verstärkten sie typische Zuschreibungen und reproduzierten die Geschlechterrolle. "Eine gute Balance herzustellen, heißt zum Beispiel, als Lehrkraft zwar die Bedeutung des Geschlechtes zu erkennen, es aber in der praktischen Arbeit nicht sofort in den Vordergrund zu rücken."

Das komplette Interview von Britta Jagusch ist in der Aprilausgabe der "E&W" veröffentlicht.