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DGB-Studie

Soziale Spaltung im Bildungssystem bleibt

Nach dem jüngsten OECD-Bericht mahnen auch eine DGB-Studie und der Bildungsforscher Klaus Klemm: Das deutsche Bildungssystem lasse noch immer zu viele Menschen zurück. Die GEW fordert einen Bildungsgipfel zum Thema soziale Spaltung.

Foto: Pixabay / CC0

Zehn Jahre nach dem Dresdner Bildungsgipfel der Regierungschefs von Bund und Ländern und dem beschlossenen Programm „Aufstieg durch Bildung“ kritisiert der Bildungsforscher Klaus Klemm die anhaltende Chancenungleichheit. Das deutsche Bildungssystem lasse noch immer zu viele Menschen zurück, bilanziert Klemm in der DGB-Studie „Der Dresdener Bildungsgipfel: von unten betrachtet". Erst vor wenigen Tagen zeigte auch ein neuer Bericht der OECD, dass nach wie vor die soziale Herkunft über den Bildungserfolg entscheidet. 

Laut DGB-Studie bekommen Kinder aus sogenannten sozial starken Familien fast vier Mal häufiger eine Empfehlung fürs Gymnasium als Kinder aus Arbeiterfamilien mit vergleichbaren Schulleistungen. Und während fast 80 Prozent aller Kinder aus Akademikerfamilien studieren, sind es bei Kindern mit mindestens einem Elternteil mit Berufsabschluss, aber ohne Abitur, nur 24 Prozent.

„Stattdessen wurde vorwiegend auf die Elitebildung gesetzt, obwohl wir aus Studien wissen, dass die Bildung in einem Land insgesamt besser ist, wenn man auf eine breite Bildungsqualität für alle setzt.“ (Ilka Hoffmann)

GEW-Schulexpertin Ilka Hoffmann forderte, intensiv über ein sozial gerechtes, inklusives Schulsystem nachzudenken. „Wir brauchen längeres gemeinsames Lernen in personell gut ausgestatteten Schulen. Um Bildungsbenachteiligungen abzubauen brauchen wir multiprofessionelle Teams in der Schule und mehr Zeit für Kooperationen und Beratung.“ Nötig seien auch bessere Lern- und Arbeitsbedingungen in den Bildungseinrichtungen, um Zeit für Kinder und Jugendliche mit besonderen pädagogischen Bedarfen zu haben.

Jahrzehntelang sei das Problem sozialer Benachteiligung politisch nur halbherzig angegangen worden. „Stattdessen wurde vorwiegend auf die Elitebildung gesetzt, obwohl wir aus Studien wissen, dass die Bildung in einem Land insgesamt besser ist, wenn man auf eine breite Bildungsqualität für alle setzt.“ Die GEW verlangt einen Bildungsgipfel, der das Problem der sozialen Spaltung des Bildungssystems zum Topthema macht.

In der Weiterbildung zeigt sich laut DGB darüber hinaus, dass gerade die Beschäftigtengruppen, für die berufliche Weiterbildung besonders wichtig wäre, die geringsten Weiterbildungsquoten haben: Während nur 41 Prozent der un- und angelernten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen, sind es bei Fachkräften 59 Prozent und in der Führungsebene von Unternehmen 75 Prozent. Und während nur 27 Prozent aller Arbeitslosen Weiterbildungsmaßnahmen erhalten, sind es bei den Erwerbstätigen im Schnitt 56 Prozent.

DGB-Studie unterstützt GEW-Forderungen 

Weiteres Ergebnis der DGB-Studie: Wenn nicht deutlich mehr Fachkräfte für Kitas und Grundschulen ausgebildet werden als bisher, fehlen im Jahr 2025 rund 66.000 Erzieherinnen und Erzieher sowie 32.000 Grundschullehrerinnen und -lehrer. Auch in diesem Punkt stützt die Klemm-Analyse die Forderungen der GEW, die seit langem auf den drohenden Lehrkräftemangel mit Tausenden unbesetzten Stellen aufmerksam machte. Die Bildungsgewerkschaft legte der Politik bereits ein konkretes Maßnahmenpaket vor – inklusive Forderungen wie die Bezahlung aller Lehrkräfte mindestens nach A13 und eine schrittweise Reduzierung der Pflichtstundenzahl.