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Solidarität mit den streikenden Lehrkräften in Griechenland

Griechenland erlebt in dieser Woche eine massive Streikwelle gegen Stellenstreichungen im öffentlichen Dienst. Zehntausende sollen entlassen werden. Besonders Lehrerinnen und Lehrer an öffentlichen Schulen sind betroffen. Die GEW solidarisiert sich mit den Streikenden.

Fotos: OLME

Vertreter der Troika aus Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalen Währungsfond beraten diese Woche in Athen über die Freigabe der nächsten Rate der Hilfskredite für Griechenland. Um sicherzustellen, dass die Gelder auch wirklich fließen, hat der griechische Premierminister Antonis Samaras zugesagt, bis Ende dieses Jahres 15.000 Staatsbedienstete zu entlassen. Weitere 25.000 öffentlich Beschäftigte sollen mit reduzierten Gehältern in eine sogenannte Mobilitätsreserve wechseln. Falls sich bis zum Jahreswechsel keine freien Stellen im Staatsapparat finden lassen, werden auch sie im kommenden Jahr entlassen. Besonders betroffen vom Stellenabbau sind Lehrerinnen und Lehrer an öffentlichen Schulen.
 
Viele sind in ihrer Existenz bedroht

Die Sekundarschullehrergewerkschaft OLME protestiert dagegen. Ihre Mitglieder befinden sich seit Montag im Streik. Bereits in der Vergangenheit hatte OLME wiederholt gegen Gehalt- und Pensionskürzungen von Lehrern und die Erhöhung von Pflichtstundenzahlen gestreikt. Doch diesmal geht es nicht um Geld und Arbeitszeit, sondern um mehr. Viele Lehrkräfte sehen sich in ihrer Existenz bedroht: In einem Videoclip lässt die Gewerkschaft Mitglieder zu Wort kommen: „Ich streike, weil meine Kollegen entlassen werden und ich die Nächste sein könnte“, so eine Lehrerin. Ein anderer Lehrer sagt: „Ich streike, weil ich an einer Schule arbeiten möchte, die denkende Menschen und nicht billige Arbeitskräfte hervorbringt." Vielen Lehrkräften geht es bei dem beim Streik jedoch auch um Respekt: „Ich streike, weil ich mich nicht vor meinen Schülern schämen will, wenn ich über soziale Gerechtigkeit und Menschenwürde rede“, erklärt eine Lehrerin.

Arbeitskampf ohne Streikunterstützung

Rund 4.500 Beschäftige im öffentlichen Dienst sind seit Ende Juli bereits in die Mobilitätsreserve entlassen, darunter auch 2.500 Berufsschullehrer. Im Zuge der Sparmaßnahmen hat die Regierung die Schließung von über hundert berufsbildenden Schulen in Griechenland beschlossen – ein Armutszeugnis angesichts einer Jugendarbeitslosigkeit von fast sechzig Prozent. Der Streik der Lehrer wird unterstützt durch andere Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes und teilweise auch der Privatwirtschaft. An vielen Universitäten befinden sich die Beschäftigen schon seit letzter Woche im Ausstand. Auch die Renten- und Krankenkassen werden bestreikt. „Neunzig Prozent der Lehrerinnen und Lehrer an Sekundarschulen sind unserem Streikaufruf gefolgt“, berichtet OLME Generalsekretär Themistokles Kotsifakis. Seine Gewerkschaft will am Freitag mit den Mitgliedern darüber beraten, ob der Streik in der nächsten Woche fortgesetzt wird. Für viele Lehrkräfte eine schwierige Entscheidung, denn während des Arbeitskampfes bekommen sie kein Gehalt und auch keine Streikunterstützung von ihrer Gewerkschaft.

Kein Ende der Sparpolitik in Sicht

Auch wenn die griechische Regierung ein baldiges Ende der wirtschaftlichen Talfahrt verkündet, sieht die Realität anders aus. Seit 2008 ist die griechische Wirtschaft um 23 Prozent eingebrochen. Für dieses Jahr wird ein weiterer Rückgang der Wirtschaftsleistung um vier Prozent erwartet. In der Troika besteht Uneinigkeit über das weitere Vorgehen in Griechenland. Der IWF hat erst kürzlich die bisherige rigide Sparpolitik in Griechenland als schädlich kritisiert und damit seine frühere Position korrigiert. Bei EU Kommission und Europäischer Zentralbank stößt dies jedoch auf Widerspruch. Unterstützung erhält die Forderung nach einem Ende der Sparpolitik in Griechenland auch von der GEW Vorsitzenden Marlis Tepe. In einem Brief an OLME Präsident Themistokles Kotsifakis schreibt sie: „Ich möchte die Solidarität der GEW für euren Kampf zum Erhalt der öffentlichen Schulen und beruflichen Bildung in Griechenland zum Ausdruck bringen. Die Politik der Troika aus EZB, EU und IWF ist falsch. Die fortgesetzten Sparmaßnahmen zerstören das öffentliche Schulwesen und die Gesellschaft in eurem Land. Billigschulen können keine Lösung für die Krise in Griechenland sein.“


OLME Spendenkonto:

Solidarität mit den streikenden Lehrerinnen und Lehrern in Griechenland
Konto Nr:114002002005457
IBAN: GR3101401140114002002005457
BIC: CRBAGRAAXXX
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