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Schule in der Coronapandemie

Jetzt gilt es, den Druck rauszunehmen

Die GEW warnt, den Schulstoff in Rekordzeit durchzupeitschen und so Lehrerschaft und Schülerinnen und Schüler zu stressen. Das Augenmerk soll auf das Lernen und das Auffangen nach der Coronakrise gelegt werden.

Schülerinnen und Schüler dürfen nicht überfordert werden. (Foto: GEW)

Angesichts der Coronapandemie hat die GEW vor einer Überforderung von Schülerinnen und Schülern beim Aufholen von Lernstoff gewarnt. Es bringe nichts, „möglichst alle Klausuren und Klassenarbeiten mit Noten durchzupeitschen und dafür ,Stoff‘ in Rekordzeit in die Köpfe zu bringen“,  sagte GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

„Wir sind dafür, das Augenmerk auf das Lernen und das Auffangen nach der Krise zu legen.“ (Ilka Hoffmann)

Das würde Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler stressen, „ohne dass wahrscheinlich nachhaltig Kompetenzen und Wissen gefördert werden“. Jetzt gelte es, Druck rauszunehmen:  „Wir sind dafür, das Augenmerk auf das Lernen und das Auffangen nach der Krise zu legen“, so die Schulexpertin.

Individuell nach Problemen schauen

Die Schülerinnen und Schüler seien sehr unterschiedlich durch die Krise gekommen. Deshalb müsse auch individuell geschaut werden, wo Probleme liegen. Einige hätten durch die Pandemie psychische Probleme bekommen. Teilweise falle es ihnen schwer, sich auf schulische Arbeiten zu konzentrieren. Manche hätten auch große Lernrückstände.

Die Richtschnur für die Maßnahmen in der Schule sollen nach Ansicht der GEW die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts sein. Dafür schlägt die GEW ein Fünf-Punkte-Programm vor:

5-Punkte-Programm zum Gesundheitsschutz an Schulen
Ab der 5. Klasse muss das gesellschaftliche Abstandsgebot von 1,5 Metern gelten. Dafür müssen Klassen geteilt und zusätzliche Räume beispielsweise in Jugendherbergen gemietet werden.
Um die Schulräume regelmäßig zu lüften, gilt das Lüftungskonzept des Umweltbundesamtes. Können die Vorgaben nicht umgesetzt werden, müssen sofort entsprechende Filteranlagen eingebaut werden.
Die Anschaffung digitaler Endgeräte für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler muss endlich beschleunigt werden. Flächendeckend müssen eine datenschutzkonforme digitale Infrastruktur geschaffen und IT-Systemadministratoren eingestellt werden. Zudem müssen die Länder Sofortmaßnahmen zur digitalen Fortbildung der Lehrkräfte anbieten.
Für die Arbeitsplätze in den Schulen müssen Gefährdungsanalysen erstellt werden, um Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler besser zu schützen.
Transparenz schaffen: Kultusministerien und Kultusministerkonferenz müssen zügig ihre Planungen umsetzen, wöchentlich Statistiken auf Bundes-, Landes- und Schulebene über die Zahl der infizierten sowie der in Quarantäne geschickten Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler zu veröffentlichen. „Wir brauchen eine realistische Datenbasis, um vor Ort über konkrete Maßnahme zu entscheiden“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. 

Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.

„Wir halten viel davon, ein Impfangebot für alle Lehrerinnen und Lehrer zu machen.“ (Marlis Tepe)

Die Vorsitzende der GEW, Marlis Tepe, hat sich unterdessen gegen eine Corona-Impfpflicht für Lehrerinnen und Lehrer ausgesprochen. „Wir halten viel davon, ein Impfangebot für alle Lehrerinnen und Lehrer zu machen“, sagte Tepe am Donnerstag im ZDF. Eine Impfpflicht lehne sie jedoch ab. Es sei auch gut verständlich, dass für Kinder in den Schulen keine Impfpflicht vorgesehen werde.

Kindern und Jugendlichen solle aber ebenfalls „so bald wie möglich ein Impfangebot“ gemacht werden, so GEW-Schulexpertin Hoffmann. Sie hätten viele Sozialkontakte, auch könnten Abstände an Schulen schlecht eingehalten werden.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) lehnt eine Corona-Impflicht für Schulen und Kitas analog zur Impfpflicht gegen Masern ab und setzt auf Freiwilligkeit, sobald dies möglich ist. „Ich gehe davon aus, dass dies noch im Sommer der Fall sein wird“, sagte Lambrecht dem RND.

Für die Kitas verlangt die GEW, die individuellen Gefährdungsbeurteilungen nach Arbeitsschutzgesetz umzusetzen. Jede Kita braucht passgenaue und wirksame Hygienepläne. „Die Regelungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) für Kitas zum Infektionsschutz sind zu beachten und umzusetzen. Weiter müssten alle Kitaträger Betriebsmediziner einsetzen, diese sollten die Risikogruppen bei den Beschäftigten beraten und im Einzelfall von der Arbeit in der Kita freistellen“, sagte GEW-Chefin Marlis Tepe. Sie regte zudem an, freiwillige, kostenfreie Coronatests sowie eine Grippeschutzimpfung für die Beschäftigten anzubieten.

  • Freiwillige, kostenfreie Coronatests sowie eine Grippeschutzimpfung für die Beschäftigten
  • Passgenaue und wirksame Hygienepläne für jede Kita
  • Umsetzung der Empfehlungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) an Kitas
  • Risikogruppen von Betriebsmedizinern beraten lassen und im Einzelfall von der Arbeit an der Kita freistellen

Übersicht: Alles, was sich an Bildungseinrichtungen mit Blick auf den Gesundheitsschutz in Corona-Zeiten ändern muss.