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Buchtipp für die politische Bildungsarbeit

„Rechte Wörter. Von Abendland bis Zigeunerschnitzel“

Andreas von Bernstorff filtert in seinem lexikonartigen Buch von A bis Z aktuelle Schlüsselwörter der deutschen Rechten und analysiert sie: Was bedeuten sie, woher kommen sie, und wie wirken sie?

Was soll der „Umvolkungsbezirk Neukölln“ sein? Was heißt Schuldkult? Was sind Identitäre – und warum sind sie so gefährlich? Die rechte Szene hat ihre eigene Sprache und Sprechweise entwickelt – zum Teil mit neuen Wortgebilden, aber auch mit geläufigen Wörtern, denen ein anderer Sinn zugewiesen wird. Andreas Graf von Bernstorff filtert in seinem Buch „Rechte Wörter. Von Abendland bis Zigeunerschnitzel“ aktuelle Schlüsselwörter der deutschen Rechten aus dem Strom der Medien und betrachtet sie genauer: Was bedeuten sie, woher kommen sie, und wie wirken sie?

„Wer also gegen Rechte bestehen will, muss sie zuerst verstehen.“ (Andreas von Bernstorff)

Von „Abendland“ über „Klimawahn“ und „Meinungsdiktatur“ bis „Zigeunerschnitzel“ nimmt der Autor rechte Konzepte und alltägliche Diskriminierungen unter die Lupe. Dabei werden immer wieder überraschende Zusammenhänge sichtbar, die manch harmlos wirkende Vokabel in neuem Licht erscheinen lassen. Die einfach gehaltenen Wörterbucheinträge geben schnelle Orientierung und sind dabei sorgfältig belegt. Als Handreichungen für den Alltag sollen sie Aufmerksamkeit und Urteilsfähigkeit schärfen. „Wer also gegen Rechte bestehen will, muss sie zuerst verstehen“, schreibt der Autor in seiner Einleitung.

Einsatz in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit

Neuprägungen wie „links-grün versifft“ dienen dem Autor zufolge zum Beispiel dazu, klare Feindbilder aufzubauen. Umdeutungen und Kombinationen wie Gender- oder „Toleranzfaschismus“ sollen wiederum die rechte Szene gegen Nazi-Vorwürfe immunisieren. Alle Begriffe zielen darauf ab, dass ihre Kreationen und Umdeutungen irgendwann in die Alltagssprache einfließen. „Rechte Wörter. Von Abendland bis Zigeunerschnitzel“ soll helfen, dies zu verhindern. Es wendet sich an Menschen, die in Medien arbeiten, in der politischen Bildung, in Schulen, Gewerkschaften, Verbänden und Kirchen, Stiftungen und Parteien, aber auch an alle anderen politisch Interessierten.

Zu den rechten Kreisen, deren Wortschatz betrachtet wird, gehören ein nationalkonservatives Spektrum, nationalrevolutionäre und nationalsozialistische Akteure. Ihre Parteien sind die NPD, Die Republikaner, Die Rechte, Der III. Weg, Die Freiheit, Pro NRW und andere Kleinparteien sowie große Teile der AfD, nicht nur ihr völkischer Flügel um Björn Höcke und die Junge Alternative. Vertreten sind ferner die Identitäre Bewegung Deutschland (IBD) sowie Reichsbürger und Selbstverwalter. 

Von Bernstorff ist Berater und Dozent für Campaigning und Strategische Kommunikation. Er arbeitete als Lehrer, Journalist, Wahlkämpfer, Landtagsabgeordneter und Politikberater; organisierte internationale Kampagnen für Greenpeace. Zudem lehrte er an den Universitäten St. Gallen und Heidelberg sowie der Humboldt-Viadrina School of Governance.

Andreas Graf von Bernstorff, Rechte Wörter. Von Abendland bis Zigeunerschnitzel, Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg März 2020, ISBN 978-3-8497-0340-0, 19 Euro