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Qualität in Kitas: nicht zum Nulltarif

Wie gut sind Deutschlands Krippen, Kitas und Tagesmütter? In einem auf mehrere Jahre angelegten Projekt suchen Forscher seit Ende 2010 eine Antwort auf diese Frage. Erste Zwischenergebnisse der „Nationalen Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit“ (NUBBEK) sind im April vorgestellt worden. Fazit: Die Qualität frühkindlicher Bildung in Deutschland ist eher mittelmäßig.

Der Befund ist alles andere als schmeichelhaft. Unter dem Bildungsaspekt betrachtet attestiert die NUBBEK-Studie jeder zweiten Einrichtung ein „nicht ausreichend“. Der Gesamteindruck, der auch die Qualität der Betreuung, etwa den Betreuungsschlüssel, mit einbezieht, ist etwas besser. 80 Prozent der Einrichtungen erreichen mittlere Werte. Untersucht wurden u. a. die Entwicklung des kommunikativen Verhaltens der Kinder und die Bildungsangebote der Kitas. Der Bildungs- und Entwicklungsstand der Kinder hänge nach wie vor stark vom familiären Hintergrund ab, stellen die Autoren fest. Den quantitativen Ausbau der Kinderbetreuung müsse daher verbesserte pädagogische Qualität begleiten.

Eine „Qualitätsoffensive für die Kitas“ fordert auch der GEW-Jugendhilfe-Experte Norbert Hocke, etwa durch die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern an Hochschulen. Er kritisiert aber, dass die Rahmenbedingungen in der Untersuchung nur ungenügend berücksichtigt worden seien. „Erzieherinnen brauchen einen besseren Personalschlüssel, der nicht mehr als 15 Kinder für zwei Kolleginnen vorsieht.“

Im Blickpunkt der unter Leitung des Berliner Erziehungswissenschaftlers Wolfgang Tietze erstellten Studie standen besonders Kinder aus Einwandererfamilien. Knapp ein Viertel der getesteten Kinder stammt aus Migrantenfamilien, die seit 1949 nach Deutschland eingewandert bzw. deren Nachfahren hier geboren sind – eine ständig wachsende Gruppe, die heute knapp ein Drittel der Bevölkerung umfasst. NUBBEK beschränkte sich jedoch in der Analyse auf russisch- und türkischstämmige Kinder.

Merkmal Migration sagt wenig aus

In ihren Schlussfolgerungen betonen die Wissenschaftler zwar die Unterschiede zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund. Sie führen allerdings aus, dass weniger die ethnische Herkunft als vielmehr der sozioökonomische Status und das Bildungsniveau der Eltern die Entwicklung der Kinder beeinflussten. Türkische Familien, in denen die Mütter erwerbstätig, einen höheren Bildungsabschluss und weniger in traditionellen Rollen verhaftet seien, unterschieden sich nicht in dem, wie sie institutionelle Betreuungsangebote nutzten, von vergleichbaren Familien ohne Migrationshintergrund, heißt es im Zwischenbericht.

Das Merkmal Migration an sich sage wenig aus, meint auch Bernhard Eibeck, Referent für Jugendhilfe und Sozialarbeit beim GEW-Hauptvorstand. Kritisch bewertet er die Forschungsmethode von NUBBEK: Pädagogische Qualität sei lediglich zu einem Stichtag gemessen worden. Diese könne man aber erst dann sicher ermitteln, wenn die pädagogische Arbeit in den Kitas über einen längeren Zeitraum hinweg beobachtet werde. Trotzdem, so Eibeck, müsse es der Politik zu denken geben, dass sich die Qualität in den Einrichtungen gegenüber einer ähnlich angelegten Studie* vor 15 Jahren nicht verbessert habe.